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MKL1888:Frischlin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Frischlin“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Frischlin“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 739
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Frischlin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 739. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Frischlin (Version vom 02.07.2021)

[739] Frischlin, Nikodemus, lat. Dichter und Philolog, geb. 22. Sept. 1547 zu Erzingen im Württembergischen, studierte seit 1563 in Tübingen und wurde schon 1568 Professor der Poetik und Geschichte daselbst, ohne jedoch je einen Sitz im Kollegium der Fakultät zu erlangen. Durch seinen Dichterruhm (er wurde von Kaiser Rudolf II. 1576 zum gekrönten Dichter und 1577 zum Comes palatinus ernannt) wie durch seinen Verkehr mit dem herzoglichen Hof erregte er den Neid, durch seine böse Zunge den Haß seiner Kollegen. Als er daher durch eine beißende Rede gegen den Adel auch diesen sich verfeindet hatte, ging er 1582 nach Laibach als Schulrektor. 1584 kehrte er nach Württemberg zurück, doch die Verhältnisse hatten sich nicht geändert. So griff er 1587 zum Wanderstab, aber der Haß folgte ihm. 1588 als Rektor der Martinsschule in Braunschweig angestellt, wurde er schon nach 18 Monaten wieder vertrieben. Infolge eines ehrenrührigen Briefs an die württembergische Hofkanzlei, die ihm die Aushändigung des väterlichen Erbguts seiner Gattin verweigert hatte, wurde er 24. Mai 1590 zu Mainz verhaftet und auf Hohenurach eingekerkert. Bei einem Fluchtversuch in der Nacht vom 29. zum 30. Nov. 1590 brach er das Genick. F. war einer der berühmtesten Lateiner seiner Zeit, gleich gewandt in Poesie und Prosa. Am hervorragendsten sind die lateinischen Komödien (Straßb. 1585, 1604), zu denen ihn sein natürlicher Witz besonders befähigte; seine Tragödien stehen bedeutend dahinter zurück. Von Epen besitzen wir ein Gedicht „De natali Jesu Christi“ und die „Hebraeis“, eine Geschichte der jüdischen Könige, die er 1590 im Kerker dichtete. Am wertlosesten sind die lyrischen Gedichte, gesammelt in „Operum poeticorum Nicodemi Frischlini pars elegiaca“ (1601). Seine „Deutschen Dichtungen“, den lateinischen weit nachstehend, hat D. F. Strauß (Stuttg. 1857) herausgegeben. Von seinen philologischen Leistungen sind am bedeutendsten die zur lateinischen Grammatik: „Quaestionum grammaticarum libri VIII“ (Vened. 1584) und „Grammatice latina“ (Tübing. 1585). Sonst nennen wir seine Paraphrasen lateinischer Dichter und die lateinischen Übersetzungen des Kallimachos, Tryphiodoros und Aristophanes. Vgl. D. F. Strauß, Leben und Schriften Frischlins (Frankf. 1856).