MKL1888:Fries
[728] Fries, im allgemein ästhetischen Sinn die Vermittelung einer Fläche mit einer Begrenzungslinie derselben
Fig. 1. | |
Rundbogenfries. | |
Fig. 2. | Fig. 5. |
Kreuzungsbogenfries (romanisch). | Schachbrettfries. |
Fig. 6. | Fig. 7. |
Schnabelkopffries (anglo-normännisch). |
durch Einschaltung einer schmalen oder „linearen“ Fläche; in der Architektur der schmale Flächenstreifen zwischen einer größern Wandfläche und deren oberm Rande. Diese Friesstreifen wurden in der romanischen und gotischen Architektur mit Zierformen versehen, deren Elemente die Bezeichnungen für die verschiedenen Gattungen der Friese bestimmt haben, von denen nebenstehende Abbildungen einige vorstellen. So in der romanischen Baukunst der Rundbogenfries (Fig. 1), bestehend aus aneinander gereihten halbkreisförmigen, mit ihren Schenkeln auf kleinen Konsolen aufsetzenden Bogen, die sich unterhalb des Dachgesimses hinziehen; der Kreuzungsbogenfries (Fig. 2), eine Reihe sich durchschneidender [729] Rundbogen; der Schuppenfries (Fig. 3), der Zahnfries (deutsches Band, Stromschicht, Fig. 4), bestehend aus diagonal auf die hohe Kante gestellten Backsteinen; der aus abwechselnden quadratischen, schachbrettartig geordneten Erhöhungen und Vertiefungen gebildete Schachbrettfries (Würfelfries, Fig. 5); im anglo-normännischen Baustil der Schnabelkopffries (Fig. 6, 7), der mit Cylinderabschnitten besetzte Rollenfries (Fig. 8) und der Doppelkegelfries (Fig. 9); der Rautenfries (Fig. 10, 11). So bezeichnet F. unter anderm den horizontalen Flächenstreifen zwischen dem Architrav und dem Kranzgesims der griechischen Säulenordnungen (s. die Tafel „Säulenordnungen“, Fig. 1–9), zwischen dem Fenstersturz und der Verdachung von Fenstern und Thüren, zwischen der Wand und dem Gurt- oder Hauptgesims von Gebäudefassaden. Bei Holztäfelungen sind Friese die Flächenstreifen, welche zwischen die Füllungen und die Rahmen eingeschaltet sind, bei Fußböden die eingelegten schmalen, gewöhnlich dunkler gefärbten Holzstreifen, daher Friesboden. Friese heißen ferner die Reliefdarstellungen, welche sich oben rings um die Cella der antiken Tempel und um andre Gebäude des Altertums zogen, sowie die aus Reifen, Stäben, Rundstäben, Karniesen etc. bestehenden Verzierungen der Geschütze, womit die ältern derselben meist überladen sind.
Fig. 4. | Fig. 10. |
Zahnfries (romanisch). | |
Fig. 3. | Fig. 11. |
Schuppenfries (romanisch). | Fig. 10 u. 11. Rautenfriese. |
Fig. 9. | Fig. 8. |
Doppelkegelfries. | Rollenfries (normännisch). |
Fries (Flaus), glattes oder geköpertes, grobes, starkes, nicht sehr fest geschlagenes, nur wenig gewalktes wollenes Gewebe mit langem Haar auf der Oberseite. Es wird aus geringer Landwolle und groben Kämmlingen dargestellt, und man nimmt zum Einschlag meist doppelt so starkes Garn wie zur Kette. Die Appretur nach dem Rauhen besteht in Bürsten und Pressen; nur die bessern Sorten werden stärker gewalkt, auch mehr oder weniger geschoren. Coating, Biber, Kalmuck, Düffel und der leichte, feine, ungeköperte Damenfries gehören hierher.
Fries, 1) Jakob Friedrich, Philosoph, geb. 23. Aug. 1773 zu Barby, Mitglied und Zögling der dortigen Brüdergemeinde, habilitierte sich 1801 als Privatdozent der Philosophie zu Jena, ward 1804 Professor und verfaßte daselbst seine ersten schriftstellerischen Versuche: „Reinhold, Fichte und Schelling“ (Leipz. 1803), „Philosophische Rechtslehre“ (Jena 1803) und „System der Philosophie als evidente Wissenschaft“ (Leipz. 1804), die für ihn 1805 den Ruf als ordentlicher Professor der Philosophie und Elementarmathematik nach Heidelberg zur Folge hatten, von wo er 1816 als Professor der theoretischen Philosophie nach Jena zurückkehrte. Die „Neue oder anthropologische Kritik der Vernunft“, sein Hauptwerk, in welchem er Kants „Kritik der reinen Vernunft“ zu verbessern gedachte (Heidelb. 1807; 2. Aufl. 1828–31, 3 Bde.), das „System der Logik“ (das. 1811, 3. Aufl. 1837), die von den Jenenser Studenten und allen deutschen Patrioten mit Begeisterung aufgenommene Schrift „Vom Deutschen Bund und deutscher Staatsverfassung“ (das. 1817, 2. Aufl. 1831) und andre Werke waren Früchte seines Heidelberger Aufenthalts. Wegen seiner Teilnahme an dem Wartburgfest, von ihm selbst der „ausgezeichnetste Augenblick“ seines Lebens genannt, wurde er im November 1819 vom philosophischen Lehramt suspendiert, fünf Jahre darauf (1824) aber zum Professor der Physik und Mathematik ernannt, und seit 1825 durfte er wieder philosophische Vorlesungen halten. Er starb 10. Aug. 1843. Außer den genannten sind von seinen Werken noch hervorzuheben: „Populäre Vorlesungen über die Sternkunde“ (1813; 2. Aufl., Heidelb. 1833); „Über die Gefährdung des Wohlstandes und Charakters der Deutschen durch die Juden“ (das. 1816); „Handbuch der praktischen Philosophie“ (das. 1817–32, 2 Bde.); „Handbuch der psychischen Anthropologie“ (Jena 1820–21; 2. Aufl., das. 1837–1839, 2 Bde.); „Mathematische Naturphilosophie“ (Heidelb. 1822); „Julius und Evagoras, oder die Schönheit der Seele“, philosophischer Roman (das. 1822, 2 Bde.); „Die Lehren der Liebe, des Glaubens und der Hoffnung oder Hauptsätze der Glaubens- und Tugendlehre“ (das. 1823); „System der Metaphysik“ (das. 1824); „Polemische Schriften“ (Halle 1824); „Geschichte der Philosophie“ (das. 1837–40, 2 Bde.).
F. gehörte als Mensch, Lehrer und nationaler Politiker zu den edelsten und reinsten Charakteren. Als Philosoph war er, der von Kant ausgegangen war, aber von Fichtes idealistischer Philosophie ebensowenig wie von Schellings Natur- und Identitätsphilosophie und von Hegels „metaphysischem Pilz“ etwas wissen mochte, bestrebt, diesen durch den Realismus der Jacobischen Gefühlsphilosophie zu ergänzen. Kant hatte seiner Ansicht nach darin gefehlt, daß er 1) obgleich er das Dasein apriorischer Elemente in unsrer Erkenntnis behauptet, doch die Frage, ob die Erkenntnis derselben a priori oder a posteriori sei, nicht aufgeworfen habe; daß er 2) das Dasein des Dinges an sich, obgleich dessen Erkenntnis nur auf dem (subjektiven) Schluß von der Wirkung auf die Ursache außer uns beruht, für einen Gegenstand möglichen Wissens erklärt habe. Erstern Mangel trachtete F. durch seine neue oder anthropologische Kritik der Vernunft, diesen durch die Erhebung des (Jacobischen) Gefühls (an der Stelle des Denkens) zum eigentlichen Erkenntnisprinzip zu verbessern. Daß und wie wir Erkenntnisse besitzen, dessen könne man sich nur durch innere Erfahrung bewußt werden; Psychologie und zwar auf innerer Erfahrung beruhende, empirische, müsse die Basis aller Philosophie bilden. Durch dieselbe wird der Besitz eines (wie es auch Kant gewollt) dem menschlichen Geist innewohnenden a priori (räumliche und zeitliche Anschauungsform, Kategorien etc.) auf aposteriorischem Weg dargethan, welches wir zu dem Gegebenen hinzuthun, [730] und dadurch Metaphysik und Mathematik als von aller Erfahrungswissenschaft spezifisch unterschiedene apriorische Wissenschaften ermöglicht. Alles mögliche Wissen (apriorisches wie aposteriorisches, mathematisches wie empirisches) jedoch erstreckt sich nur auf die Erscheinungen und geht nicht über dieselben hinaus; äußere wie innere Erfahrung beschränken sich (jene auf die physikalische, materielle, diese auf die psychologische, spirituelle) auf die Erscheinungsweise der Dinge an sich, ohne zu diesen selbst zu gelangen. Physikalische und psychologische Wissenschaft verhalten sich wie Materialismus und Spiritualismus (Ausdehnung und Denken); wer in der erstern allein steht, langt bei de la Mettrie, wer in der letztern, bei Berkeley an. Das Wesen der Dinge offenbart sich jedem von beiden in einer ganz andern Sprache, deren keine es ganz ausspricht. Die Wissenschaft (physikalische wie psychologische) steht dem Wesen der Dinge gegenüber im Unvollendbaren, ist „Stückwerk“; dieses selbst, das Vollendete, ist nicht dem Denken (Vorstellen, Erkennen), sondern nur dem Gefühl zugänglich, das, mit jenem verglichen, das höhere Erkenntnisprinzip, aber (gleichsam zum Ersatz dafür), mit der Klarheit des Gedankens verglichen, allerdings dunkel ist. Die im Gefühl wurzelnde Überzeugung von der Existenz des Vollendeten als ewigen Wesens der Dinge (welche das Wissen niemals gewähren kann) ist Glaube, der daher die (allein völlig befriedigende) Ergänzung des (an sich unvollendbaren und daher niemals wahre Befriedigung gewährenden) Wissens ist. Allem Handeln der Vernunft liegt der Glaube an Wesen und Wert, zuhöchst an die gleiche persönliche Würde der Menschen zu Grunde, aus diesem Prinzip fließen die sittlichen Gebote. Die Veredelung der Menschheit ist die höchste sittliche Aufgabe. Die Vermittelung zwischen Wissen und Glauben liegt in der Ahnung des Vollendeten im Unvollendbaren, welcher die ästhetisch-religiöse Betrachtung angehört. Im Gefühl des Schönen und Erhabenen wird das Endliche als Erscheinung des Ewigen angeschaut; in der religiösen Betrachtung wird die Welt nach Ideen gedeutet; die Vernunft ahnt in dem Weltlauf den Zweck, in dem Leben der schönen Naturgestalten die allwaltende Güte. Diese ästhetisch-religiöse Begeisterung, welche die Schönheit zur Qualität des Seienden und zugleich die welterlösende Liebe zum Wesen der Schönheit erhebt, hat dieser Philosophie (wie jener Jacobis) die gefühlvollen Gemüter, die „mathematisch-physikalische Richtung“, welche die Welt der Erscheinungen durchaus dem mathematisch-physikalischen Wissen für zugänglich und auch die Organismen aus der Wechselwirkung aller Teile mechanisch erklärt, ihr die Naturforscher gewonnen. Unter jenen ist De Wette, unter diesen sind Apelt, Schmidt, Schlömilch und besonders Schleiden hervorzuheben. Vgl. Henke, J. F. F. aus seinem handschriftlichen Nachlaß dargestellt (Leipz. 1867, auch das Fragment einer Autobiographie enthaltend). 1873 wurde F. zu Jena eine Büste errichtet.
2) Elias Magnus, Botaniker, geb. 15. Aug. 1794 im Sprengel Femsjö in Småland, studierte zu Lund Naturwissenschaften, habilitierte sich daselbst als Dozent der Botanik, ward 1824 Professor und 1828 Demonstrator jener Wissenschaft und erhielt 1834 die Professur der praktischen Ökonomie in Upsala, mit welcher 1851 die Professur der Botanik vereinigt wurde. In den Reichsversammlungen von 1844 bis 1845 und 1847 bis 1848 war er auch Deputierter für die Universität Upsala, und 1851 ward er zum Direktor des botanischen Gartens und des botanischen Museums ernannt. 1859 emeritiert, starb er 8. Febr. 1878 in Upsala. Sein „Systema mycologicum“ (Greifsw. 1820–32, 3 Bde.), welches in dem „Elenchus fungorum“ (das. 1828, 2 Bde.) und in den „Novae symbolae mycologicae“ (Upsala 1851) Ergänzungen erhielt, galt längere Zeit als Hauptwerk für die Systematik der Pilze. Die kürzere Darstellung in der „Summa vegetabilium Scandinaviae“ (Stockh. 1846–49, 2 Bde.) ist als das einzige relativ vollständige systematische Verzeichnis der Pilze bis heute unentbehrlich geblieben. In der neuern Zeit veröffentlichte F. mehrere Werke über die Hymenomyceten: „Monographia hymenomycetum Sueciae“ (Upsala 1857–63, 2 Bde.), eine vollkommnere und umfassendere Darstellung seiner „Epicrisis systematis mycologici seu synopsis hymenomycetum“ (das. 1836–38); „Sveriges ätliga och giftiga svampar, fungi esculenti et venenati Scandinaviae“ (Stockh. 1862–69, mit 93 kolorierten Tafeln) und „Icones selectae hymenomycetum nondum delineatorum“ (das. 1867–75, mit kolorierten Tafeln). Außerdem schrieb er: „Lichenographia europaea reformata“ (Lund u. Greifsw. 1831); „Enumeratio lichenum et byssaceorum Scandinaviae hucusque cognitorum“ (Upsala 1843); „Schedulae criticae de lichenibus exsiccatis Scandinaviae“ (Lund 1727–33, 14 Bde.); „Novitiae florae suecicae“ (das. 1814–23) und davon die „Editio altera auctior et in formam commentarii in Wahlenbergii floram suecicam reducta“ (das. 1828) sowie deren Fortsetzung (das. 1832–42); „Flora scanica“ (Upsala 1835); ferner: „Symbolae ad historiam hieraciorum“ (das. 1847–48); „Epicrisis generis hieraciorum“ (das. 1862); „Symbolae ad synonymiam hieraciorum“ (das. 1866). Eine Reihe kleinerer Arbeiten erschien gesammelt in der „Botaniska utflygter“ (Upsala 1843–64, 3 Bde.). Die Schrift „Äro naturvetenskaperna något bildningsmedel?“ erschien deutsch unter dem Titel: „Sind die Naturwissenschaften ein Bildungsmittel?“ (Leipz. 1844).
3) Ernst, Maler, geb. 22. Juni 1801 zu Heidelberg, bildete sich unter der Leitung des ältern Rottmann und von Karl Kuntz zum Landschaftsmaler, war sodann Zögling der Münchener Akademie, besuchte die Rheinlande und verweilte 1823–27 in Italien. Nach seiner Heimkehr lebte er in München und seit 1831 als Hofmaler in Karlsruhe, wo er 11. Okt. 1833 starb. Seine meist italienischen Landschaften zeichnen sich durch eine sinnige und poetische Auffassung der Natur bei stilisierender Formenbehandlung aus. Dabei ist die Behandlung fleißig, das Kolorit warm, kräftig und harmonisch.
4) Bernhard, Landschaftsmaler, Bruder des vorigen, geb. 16. Mai 1820 zu Heidelberg, erhielt seinen ersten Unterricht bei dem Historienmaler Koopmann in Karlsruhe, besuchte 1835–1837 die Münchener Akademie und ging im Frühjahr 1838 nach Italien, von wo er 1846 in die Heimat zurückkehrte. Unter seinen Gemälden sind anzuführen: eine Fernsicht auf den Montblanc, Blick auf den Comersee, die Felsschlucht bei Nemi, der Genfer See, das Neckarthal, die Umgebung Heidelbergs und ein Sturm. Als seine hervorragendste Schöpfung ist der Cyklus von 40 italienischen Landschaften zu bezeichnen, welche in manchem Betracht dem berühmten Rottmannschen Cyklus, der auch sein hauptsächlichstes Vorbild war, an die Seite gestellt zu werden verdienen. Nach dessen Vollendung 1866 ließ er italienische Ansichten: Palermo und die Mamellen (bei Schack in München), Civitella, Gardasee etc., mit Ansichten von Heidelberg und [731] Motiven aus dessen Umgebung wechseln. Seine italienischen Landschaften zeigen großartige Komposition und breite Behandlung, die neuern deutschen dagegen eine sehr sorgfältige Ausführung. Er starb 21. Mai 1879 in München.
5) Adrian de, niederländ. Bildhauer, s. Vries.
[317] Fries, Theodor von, bayr. General, geb. 1822, trat 1840 in die bayrische Artillerie, wurde 1856 in das Kriegsministerium berufen, 1864 in den Generalquartiermeisterstab versetzt und 1865 Major, 1866 Referent im Kriegsministerium, begleitete, inzwischen zum Oberstleutnant befördert, im Oktober 1870 den Kriegsminister v. Pranckh nach Versailles, um an den Verhandlungen über die Bündnisverträge teilzunehmen, und wurde 1871 zum Mitglied des Bundesrats und zum bayrischen Militärbevollmächtigten in Berlin ernannt. 1874 zum Generalmajor befördert, wurde er 1878 von Berlin abberufen und zum Kommandeur der 1. Feldartilleriebrigade, 1880 zum Kommandeur der Fußartilleriebrigade, 1882 zum Generalleutnant und Chef des Ingenieurkorps sowie Inspekteur der Festungen und 1888 zum General der Infanterie ernannt. Seit 1879 ist er Mitglied des Reichsrats.