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MKL1888:Forlì

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Forlì“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Forlì“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 433
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Forlì. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 433. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Forl%C3%AC (Version vom 10.01.2023)

[433] Forlì, ital. Provinz (früher päpstliche Delegation) in der Landschaft Emilia, grenzt nördlich an die Provinz Ravenna, östlich an das Adriatische Meer, südlich an Pesaro-Urbino und die Republik San Marino, westlich an Florenz und hat einen Flächenraum von 1862 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 1989 qkm = 36 QM.). Die Provinz erstreckt sich vom toscanischen Apennin bis zum Meer und umfaßt daher Bergland, Hügelland und Ebene. Die letztere Zone ist wohlbebaut und sehr fruchtbar. Bewässert wird das Land von den Küstenflüssen Montone, Ronco, Savio und Marecchia. Das Klima ist sehr mild. Die Provinz zählt (1881) 251,110 Einw., welche Landwirtschaft (Hauptprodukte Weizen, Mais, Wein, Hanf), Viehzucht, Seidenkultur, Fischerei, Schwefelbergbau, Schiffahrt und Handel betreiben. Die Provinz zerfällt in drei Kreise: Cesena, F. und Rimini.

Die gleichnamige Hauptstadt liegt am rechten Ufer des Montone, an der Via Aemilia und an der Eisenbahn von Bologna nach Ancona, ist gut und regelmäßig gebaut, hat einen schönen, mit Säulengängen umgebenen Marktplatz mit dem Palazzo comunale und eine Reihe ansehnlicher Paläste. Unter den zehn Kirchen sind besonders sehenswert die imposante Kathedrale Santa Croce mit schönem Portal (im linken Querschiff die Kapelle Madonna del Fuoco mit berühmten Kuppelmalereien von Carlo Cignani), die Kirche San Girolamo mit Gemälden von G. Reni und Melozzo sowie die Kirche San Mercuriale mit hohem Turm (von 1180). Die Bevölkerung beträgt (1881) 19,442 Seelen, welche Seidenindustrie, Erzeugung von Schuhwaren und Hüten und Handel mit landwirtschaftlichen Produkten betreiben. F. ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, eines Assisenhofs und einer Handels- und Gewerbekammer und hat ein königliches Gewerbeinstitut, ein Lycealgymnasium, eine technische Schule, ein Seminar, eine städtische Bibliothek (51,000 Bde.), eine Pinakothek, ein großes Spital (1638 gegründet) mit einem Findelhaus und ein Arbeitsinstitut für Knaben. – F. ist das Forum Livii der Römer, vom Konsul Livius Salinator 207 v. Chr. nach seinem Sieg über Hasdrubal am Metaurus gegründet. Nach dem Untergang des römischen Reichs bildete der Ort eine Republik, die von Kaiser Friedrich II. ihre Unabhängigkeit erkaufte. Während der Parteikämpfe der Guelfen und Ghibellinen wechselte F. oft seine Herren. Nachdem bis 1315 die Guelfen die Oberhand gehabt hatten, bemächtigte sich die ghibellinische Familie der Ordelaffi von Faenza der Herrschaft in der Stadt. 1512 unterwarf sich dieselbe dem Papst Julius II. und blieb dann mit dem Kirchenstaat vereinigt.