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MKL1888:Folie

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Folie“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Folie“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 420
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Folie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 420. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Folie (Version vom 29.10.2021)

[420] Folie (franz., spr. follih), Thorheit, Narrheit. F. raisonnante („Wahnsinn mit Überlegung“) nennt man in der Psychiatrie diejenigen krankhaften Seelenzustände, bei denen der Irre scheinbar richtige logische Gedanken entwickelt, aber trotzdem die widersinnigsten Handlungen begeht. Dieser Widerspruch findet seine Erklärung entweder darin, daß eine krankhafte Vorstellung sofort ohne bewußte Überlegung zur That übergeht, wie bei Tobsüchtigen, oder daß die That durch eine Zwangsvorstellung, welcher der Kranke nicht widerstehen kann, ausgelöst wird. Der Laie ist dann geneigt, die Handlungen für überlegt zu halten, da ihm die Erfahrung nicht geläufig ist, daß der logische Mechanismus des Urteilens und Schließens so lange erhalten bleiben kann, bis wirklicher Zerfall der psychischen Leistungen, d. h. Geistesschwäche und Blödsinn, sich entwickelt. – F. circulaire, regelmäßiger Wechsel zwischen Manie und Melancholie.