MKL1888:Fischer
[299] Fischer, 1) Johann Martin, Bildhauer, geb. 1740 zu Bebele im Algäu, erhielt seine künstlerische Bildung seit 1760 zu Wien, namentlich durch Schletterer. 1764 vollendete er mit Messerschmied die Verzierung der Fassade am Palast der Prinzessin Emanuela von Savoyen und kurz nachher die kolossale Marmorstatue des Mucius Scävola im Garten zu Schönbrunn. Noch heute hat seine anatomische Aktfigur Bedeutung für den Unterricht; seine zahlreichen Denk- und Grabmäler sind zwar trocken in der Komposition, aber tüchtig durchgearbeitet. F. starb als Professor der Anatomie 27. April 1820 in Wien.
2) Ludwig, der berühmteste Bassist seiner Zeit, geb. 1745 zu Mainz, war zuerst Sänger der kurfürstlichen Kapelle daselbst und kam 1767 an die Bühne zu Mannheim, wo er längere Zeit blieb. In der Folge in München (1778), dann am Wiener Nationaltheater (1779) engagiert, sang er 1783 mit außerordentlichem Erfolg in Paris, 1784 in den Hauptstädten Italiens, nahm das Jahr darauf ein Engagement am Hof des Fürsten von Thurn und Taxis an und kam endlich 1788, durch Vermittelung Reichardts, nach Berlin an die Italienische Oper, wo er bis zu seiner Pensionierung (1815) wirkte. Er starb daselbst 10. Juli 1825. Der Umfang seiner Stimme erstreckte sich vom tiefen D bis zum eingestrichenen a, welche ungeheure Menge von Tönen er mit ungemeiner Leichtigkeit, Reinheit und Präzision zu gebrauchen verstand. Seine Hauptrollen waren Osmin (von Mozart für F. geschrieben), Axur, Osroes („Semiramis“), Brennus u. dgl. – Vermählt war F. seit 1779 mit der Sängerin Barbara Strasser (geb. 1758 zu Mannheim), die 1798 pensioniert wurde. Von den Kindern aus dieser Ehe, die sämtlich zur Bühne gingen, haben sich namentlich Joseph F. (geb. 1780 zu Wien, gest. 1862 in Mannheim) und Josepha (geb. 1782, gest. 1854 in Mannheim), nach ihrem Gatten F.-Vernier genannt, durch ihre Gesangsleistungen ausgezeichnet.
3) Lorenz Hannibal, Staatsmann, geb. 1784 zu Hildburghausen, studierte in Göttingen die Rechte, ward 1805 in seiner Vaterstadt Advokat, 1811 Landschaftssyndikus, 1812 Regierungsassessor und später Landrat, trat 1825 in fürstlich Leiningensche und 1831 in oldenburgische Dienste über und wurde zum Regierungspräsidenten des Fürstentums Birkenfeld und 1847 zum Geheimen Staatsrat befördert. Er machte sich in Birkenfeld durch sein reaktionäres Auftreten sehr verhaßt. Im April 1848 durch eine tumultuarische Bewegung zum Rücktritt gezwungen, lebte er darauf als Privatmann in Jena. 1852 versteigerte er, aus dem oldenburgischen Staatsdienst förmlich entlassen, im Auftrag des Bundestags die in Bremerhaven liegende deutsche Flotte und erregte durch sein Verhalten dabei die Entrüstung des deutschen Volkes („Flottenfischer“). 1853 ward er zum lippeschen Wirklichen Geheimen Rat ernannt, um die Verfassungsreformen von 1848 und 1849 wieder zu beseitigen, und gab Veranlassung zu den lange dauernden, erst 1876 beseitigten Verfassungswirren in diesem Ländchen. Am 3. Juli 1855 ward er bei einer zufälligen Anwesenheit in Koburg wegen Majestätsbeleidigung in seiner 1852 für die sachsen-gothaische Ritterschaft an den Bundestag gerichteten Beschwerdeschrift in betreff der ihr 1848 entzogenen Rechte und Privilegien verhaftet, jedoch nach Kautionsstellung wieder entlassen und später von der Appellationsinstanz, der Fakultät zu Breslau, freigesprochen. Noch im Juli 1855 auch aus dem lippeschen Staatsdienst entlassen, lebte er seitdem als Privatmann an verschiedenen Orten und starb 8. Aug. 1868 in Rödelheim. Er schrieb: „Der deutsche Adel in der Vorzeit, Gegenwart und Zukunft“ (Frankf. 1852, 2 Bde.); „Aburteilung in der Jesuitensache“ (Leipz. 1853) und [300] zur Rechtfertigung seines staatsmännischen Wirkens: „Politisches Martyrtum, eine Kriminalgeschichte mit Aktenstücken“ (das. 1855).
4) P. Karl, Obstzüchter und Landwirt, geb. 29. Nov. 1800 zu Hoschnitz bei Saaz, fungierte nach absolvierten theologischen Studien 1824–35 als Hilfspriester, von 1836 bis 1853 als selbständiger Seelsorger in Turtsch, errichtete überall Schulgärten, Baumschulen und Obstpflanzungen; auch suchte er, besonders in der Schule, die Liebe zum Gartenbau als Beförderungsmittel des Fleißes und der Sittlichkeit zu erregen. In Turtsch errichtete er 1835 eine landwirtschaftliche Schule. In der nach 1848 eingetretenen Reaktionszeit mußte er den Abschied nehmen und lebt seitdem in Kaaden. Er schrieb: „Die zehn Gebote des Obstbaues“ (Berl. 1861); „Der Weinbau“ (das. 1861); „Handbuch der rationellen Obstzucht“ (das. 1861); „Illustriertes Handbuch der Obstbaumzucht“ (2. Aufl. 1863); „Der Obstfreund u. Obstzüchter“ (Leipz. 1864).
5) Johann Karl, Medailleur, geb. 14. Juli 1802 zu Berlin, war erst zum Goldarbeiter bestimmt, bildete sich dann zum Graveur aus und arbeitete seit 1823 in der Medaillenanstalt von Loos, dann beim Hofjuwelier Wagner. Der Reformator der preußischen Kunstindustrie, Beuth, verschaffte ihm ausgedehntere Thätigkeit und berief ihn in das Gewerbeinstitut. Außer den Medaillen arbeitete er Stempel für die königliche Münze und schnitt Edelsteine u. Bildnisse in Elfenbein. Er starb 25. März 1865 in Berlin.
6) Ferdinand August, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 17. Febr. 1805 zu Berlin, widmete sich auf der Berliner Akademie unter Schadows Leitung der Plastik, trat dann als Lehrer in die Anstalt ein und wurde 1847 Mitglied derselben und Professor. Er starb 2. April 1866 in Berlin. Die Verhältnisse beschränkten seine Thätigkeit mehr auf Leistungen für die Kunstindustrie und für dekorative Zwecke. Von seinen zahlreichen Medaillen ist besonders diejenige wertvoll, welche der Senat der Akademie Rauch bei der Enthüllung des Friedrichsdenkmals 1851 überreichte. F. fertigte außerdem geschmackvolle Modelle für Gold- und Silberwerke, so das nach der Zeichnung von Cornelius für den sogen. Glaubensschild, Patengeschenk König Friedrich Wilhelms IV. an den Prinzen von Wales, ferner das für einen von der Stadt Berlin dem Kronprinzen von Preußen als Hochzeitsgeschenk dargebrachten Tafelaufsatz. Auch der sogen. Legitimitätsschild, den deutsche Adlige dem Exkönig Franz II. von Neapel verehrten, ist nach Fischers Modell ausgeführt. Von seinen plastischen Arbeiten sind zu nennen: die Statue der römischen Wasserträgerin (1839, im Besitz des deutschen Kaisers), die Mosesstatue aus Sandstein auf der Berliner Schloßkuppel und die der Minerva und des Merkur auf der Balustrade des königlichen Schlosses. Dagegen war es ihm nicht vergönnt, die vier Gruppen zur Erinnerung an die Freiheitskriege auf dem Belle-Allianceplatz, zu denen er zwei Modelle geschaffen und zwei Skizzen geliefert hatte, selbst auszuführen. Es sind dramatisch bewegte Kämpfergruppen, mit den Wappentieren der Länder England, Preußen, Niederlande und Hannover zusammengestellt. Dieselben wurden von den Bildhauern Franz und Walger in Marmor ausgeführt.
7) Karl Philipp, Philosoph, geb. 5. März 1807 zu Herrenberg in Württemberg, ward Privatdozent, dann außerordentlicher Professor der Philosophie zu Tübingen, wirkte seit 1841 als ordentlicher Professor in Erlangen, von wo er 1876 nach Kannstatt übersiedelte, und starb 25. Febr. 1885 in Lindau. F. gehört mit Chr. H. Weiße (s. d.) und I. H. Fichte (s. d.) zu den Gründern der neuern Theistenschule, obgleich er nicht, wie Weiße, von Hegel, noch, wie Fichte, von seinem Vater, sondern von Schelling (in dessen späterer Periode) und dem Theosophen Baader (s. d.) angeregt worden ist. Seine hauptsächlichsten Schriften sind: „Die Freiheit des Willens“ (Tübing. 1833); „Wissenschaft der Metaphysik“ (Stuttg. 1834); „Idee der Gottheit“ (das. 1839); „Spekulative Charakteristik und Kritik des Hegelschen Systems“ (Erlang. 1845); „Die spekulative Dogmatik des Dr. Strauß“ (Tübing. 1841–42, 2 Hefte); „Grundzüge des Systems der Philosophie“ (Frankf. 1845–55, 3 Bde.), sein Hauptwerk; ferner: „Über die Unwahrheit des Sensualismus und Materialismus“ (Erlang. 1855); „Über die Unmöglichkeit, den Naturalismus zum ergänzenden Teil der Wissenschaft zu machen“ (das. 1854; gegen Erdmann, der darauf mit einem „Denkzettel“, Halle 1854, antwortete); „Zur hundertjährigen Geburtsfeier Baaders“ (Erlang. 1865).
8) Johann Georg, Dichter, geb. 25. Okt. 1816 zu Großsüßen in Württemberg, war zuerst Volksschullehrer, besuchte dann die Universität Tübingen und ward 1846 als Professor für Geschichte, Geographie und Litteratur an der Oberrealschule in Stuttgart angestellt. Er trat zuerst mit einer Sammlung „Gedichte“ (Stuttg. 1854, 3. Aufl. 1883) hervor, welche bedeutendes Talent verrieten, und denen später „Neue Gedichte“ (das. 1865) und weitere Sammlungen unter den Titeln: „Den deutschen Frauen“ (das. 1869), „Aus frischer Luft“ (das. 1872), „Neue Lieder“ (das. 1876), „Merlin“, Liedercyklus (das. 1878), und das Idyll „Der glückliche Knecht“ (das. 1881) folgten. F. bekundet sich in diesen Werken als einen Dichter, der den heitern Humor und den würdigsten Ernst gleich glücklich zu behandeln weiß und beide oft mit feinem Takt und Gefühl verbindet. Außerdem veröffentlichte er die Dramen: „Saul“ (Stuttg. 1862), „Friedrich II. von Hohenstaufen“ (das. 1863), „Florian Geyer, der Volksheld im deutschen Bauernkrieg“ (das. 1866) und „Kaiser Maximilian von Mexiko“ (2. Aufl., das. 1868). Im allgemeinen ist im Dramatiker F. die Neigung zum Deklamatorischen vorherrschend; seine Stücke, von denen drei den Kampf zwischen der Hierarchie und der weltlichen Macht zum Gegenstand haben, lassen bei vielem Schönen in der Sprache und zum Teil in der Charakteristik doch eine klar sich aufbauende, kunstvoll gesteigerte und spannende Handlung vermissen. Die naturpsychologische Skizze „Aus dem Leben der Vögel“ (Leipz. 1863) zeugt von feiner Beobachtung und sinniger Auffassung des Naturlebens. Im J. 1882 wurde dem Dichter vom König von Württemberg mit dem Kronenorden der persönliche Adel erteilt; 1885 zog er sich in den Ruhestand zurück.
9) Heinrich, Mineralog und Geolog, geb. 19. Dez. 1817 zu Freiburg i. Br., studierte dort und in Wien Medizin und Naturwissenschaften, praktizierte als Arzt und habilitierte sich gleichzeitig als Privatdozent für Mineralogie und Zoologie an der Universität Freiburg, an welcher er 1854 zum außerordentlichen, 1859 zum ordentlichen Professor der Geologie und Mineralogie und Direktor des mineralogisch-geologischen Museums ernannt wurde. F. starb daselbst 2. Febr. 1886. Seine ersten Arbeiten bewegten sich auf entomologischem Gebiet, später widmete er sich mehr der Mineralogie und war einer der ersten, die das Mikroskop in dieser Wissenschaft anwandten. Er schrieb: „Orthoptera europaea“ (Leipz. 1853); „Clavis der Silikate“ (das. 1864); „Chronologischer [301] Überblick über die Einführung der Mikroskopie in das Studium der Mineralogie, Petrographie und Paläontologie“ (Freiburg 1868). Anfang der 70er Jahre gründete er mit Ecker das prähistorisch-ethnographische Museum und untersuchte namentlich Steinbeile, Steinamulette und Steinidole aller Völker. Hierauf beziehen sich die Arbeiten: „Nephrit und Jadeit nach ihren mineralogischen Eigenschaften sowie nach ihrer urgeschichtlichen Bedeutung“ (2. Aufl., Stuttg. 1880); „Die Mineralogie als Hilfswissenschaft für Archäologie“ (Braunschweig 1877); „Kritische mikroskopisch-mineralogische Studien“ (Freiburg 1869–73).
10) Kuno, Geschichtschreiber der neuern Philosophie, geb. 23. Juli 1824 zu Sandewalde in Schlesien, studierte seit 1844 in Leipzig und Halle Philosophie, Philologie und Theologie und habilitierte sich, nachdem er 1847 den Doktorgrad erworben und eine ästhetische Schrift (im Platonischen Geiste): „Diotima, die Idee des Schönen“ (Pforzh. 1849), veröffentlicht hatte, als Privatdozent der Philosophie zu Heidelberg. Der mit glücklichem Erfolg begonnenen akademischen Wirksamkeit machte nach dem Erscheinen der ersten Hälfte des ersten Bandes seiner „Geschichte der neuern Philosophie“ (Mannh. 1854) ein Befehl des badischen Ministeriums, welcher ihn der Verbreitung antikirchlicher Lehren beschuldigte, zwar vorläufig ein Ende (was ihn zu den Schriften veranlaßte: „Das Interdikt meiner Vorlesungen“, Mannh. 1854, und „Apologie meiner Lehre“, das. 1854), erweckte aber zugleich für den gemaßregelten Dozenten und dessen Werk eine solche Teilnahme, daß nicht nur dieses eine sehr günstige Aufnahme fand, sondern F. schon 1855 einen Ruf als Honorarprofessor nach Jena erhielt, dem er Folge leistete. Sein glänzendes Lehr- und Redetalent, das an Reinholds und Fichtes Zeit mahnte, hob ihn rasch von Stufe zu Stufe; er erlebte die Genugthuung, nach Zellers Abgang und auf dessen Empfehlung 1872 nach Heidelberg zurückberufen zu werden, wo er noch gegenwärtig wirkt. Von seinem nach Erdmanns Urteil durch die Gabe, „mittels Entdeckung des springenden Punktes in einer Lehre sich völlig mit derselben identifizieren zu können“, ausgezeichneten Hauptwerk: „Geschichte der neuern Philosophie“, in welchem sich das Bestreben zeigt, diese als Kulturgeschichte aufzufassen, sind bisher sechs Bände (Mannh. u. Münch. 1852–77), zum Teil in wiederholten Auflagen, erschienen. Seine Auffassung Kants verwickelte ihn in einen von beiden Seiten mit Lebhaftigkeit geführten unbeendeten Streit mit Trendelenburg, über welchen dessen Schrift „K. F. und sein Kant“ (Leipz. 1869) sowie Fischers Gegenschrift „Anti-Trendelenburg“ (Jena 1870) und Grapengießers „Kants Lehre von Raum und Zeit“ (das. 1870) zu vergleichen sind. In den Monographien: „Schillers Selbstbekenntnisse“ (Frankf. 1858) und „Schiller als Philosoph“ (das. 1859) suchte er dessen geistige Persönlichkeit vom philosophischen Gesichtspunkt aus zu erklären; in den „Akademischen Reden“ (Stuttg. 1862) behandelte er „J. G. Fichte“ (zum Jubiläum) und „Die beiden Kantschen Schulen in Jena“. Sein systematisches Hauptwerk ist die Schrift „Logik und Metaphysik“ (Stuttg. 1852), deren Inhalt und Methode der Hegelschen Schule angehört, von welcher er sich in der zweiten, völlig umgearbeiteten Auflage, die unter dem Titel: „System der Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre“ (1852; 2. Aufl., Heidelb. 1865) erschien, zwar nicht „in der Aufgabe, aber in der Ausführung“ entfernt, indem er dafür Elementen der Aristotelischen Logik u. der kritischen Philosophie auf „seinen eignen Weg“ Einfluß gewährt zu haben erklärt. Er schrieb noch: „Francis Bacon und seine Nachfolger“ (Leipz. 1856, 2. Aufl. 1876); „Kants Leben und die Grundlagen seiner Lehre. Drei Vorträge“ (Mannh. 1860); „Lessings Nathan der Weise“ (Stuttg. 1864; 3. Aufl. in „Lessing als Reformator der deutschen Litteratur“, 1881, 2 Bde.); „Baruch Spinozas Leben und Charakter“ (das. 1865); „Über die Entstehung und die Entwickelungsformen des Witzes“ (Heidelb. 1871); „Goethes Faust“ (Stuttg. 1878); „Kritik der Kantschen Philosophie“ (Münch. 1883).
[322] ✽ Fischer, 11) Gustav Adolf, Afrikareisender, geb. 3. März 1848 zu Barmen, studierte in Bonn, Würzburg und Berlin Medizin und wurde dann Militärarzt. Im J. 1876 ging er als Mitglied der Denhardtschen ostafrikanischen Expedition zunächst allein nach Sansibar und erforschte 1877 Witu und die südlichen Gallaländer, 1878 gemeinsam mit den Gebrüdern Denhardt das Wapokomoland und den Tanafluß bis Mossa. Darauf lebte er bis 1882 in Sansibar und machte Ende dieses Jahrs mit Unterstützung der Geographischen Gesellschaft in Hamburg eine Reise ins Massailand, indem er von der Mündung des Pangani bis zum Naiwaschasee vordrang. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland unternahm er es auf Kosten des in Petersburg lebenden Junker, diesen nebst Casati und Schnitzer (Emin Pascha) aufzusuchen und zu befreien, konnte aber nicht über den Victoria Nyanza vordringen und nahm den Rückmarsch zur Küste über den Naiwaschasee und Taita. Ende 1886 kehrte F. wieder nach Deutschland zurück, starb aber kurz darauf 11. Nov. d. J. an einem Gallenfieber. Er schrieb: „Mehr Licht im dunkeln Weltteil“ (Hamb. 1883); seine Reiseberichte wurden in den „Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg“ (1876–77, 1878–79 und 1882–83) veröffentlicht.
[287] Fischer, 1) Karl Ludwig, Komponist, geb. 1816 zu Kaiserslautern, gest. 15. Aug. 1877 als Hofkapellmeister in Hannover; schrieb beliebt gewordene Männerchöre (am bekanntesten „Studenten-Nachtgesang“, „Meeresstille und glückliche Fahrt“), Lieder etc.
2) Robert, Vertreter der Gabelsbergerschen Stenographie und freimaurerischer Schriftsteller, geb. 19. Juli 1829 zu Gera, studierte in Leipzig, wurde 1877 Oberbürgermeister von Gera und 1881 Geheimer Regierungsrat im reußischen Ministerium daselbst. Er schrieb: „Stenographisches Wörterbuch“ (7. Aufl., Altenb. 1889); „Handbuch der Gabelsbergerschen Stenographie“ (das. 1884); „Lehrgang der Gabelsbergerschen Stenographie“ (32. Aufl., das. 1890); „Lehrgang der Satzkürzung der Gabelsbergerschen Stenographie“ (2. Aufl., das. 1889); „Der stenographische Unterricht“ (das. 1886). Auch gab er den „Briefwechsel zwischen Gabelsberger und Wigard“ (Leipz. 1889) und „Briefe Gabelsbergers an Geyer, Posener und Andres“ (das. 1890) heraus. Von seinen freimaurerischen Schriften sind zu nennen: „Katechismus der Freimaurerei“ (oft aufgelegt, zuletzt 1890, 4 Tle.); „Briefe über Freimaurerei“ (2. Aufl., Gera 1875); „Ritual und Symbol“ (Instruktionsvorträge, Leipz. 1878); „Licht, Liebe, Leben“ (das. 1880); „Die Schwesternloge“ (das. 1878); „Asträa, Jahrbuch für Freimaurer“ (das. 1882–90). Außerdem veröffentlichte er: „Corpus juris für Kaufleute und kaufmännische Rechtskunde“ (3. Aufl., Leipz. 1884); „Katechismus des deutschen Handelsrechts“ (3. Aufl., das. 1885); mehrere nationalökonomische Vorträge u. a.
3) Karl, Historiker, geb. 4. Nov. 1840 zu Darmstadt, studierte Theologie und Philologie, erwarb 1864 die philosophische Doktorwürde und wurde nach Bekleidung verschiedener Lehrer- und Oberlehrerstellen Direktor des Gymnasiums zu Dillenburg. Er schrieb: „Geschichte des Kreuzzugs Kaiser Friedrichs I.“ (Leipz. 1870); „Geschichte der auswärtigen Politik und Diplomatie im Reformationszeitalter“ (Gotha 1874); „Die Nation und der Bundestag“ (aktenmäßige Geschichte des Bundestags, Leipz. 1880); [288] „Fürst Bismarck. Parteilehren und Volkswohl“ (anonym, Gotha 1881); „Deutsches Leben und deutsche Zustände von der Hohenstaufenzeit bis ins Reformationszeitalter“ (das. 1884); „Biblische Psychologie, Biologie und Pädagogik“ (das. 1889); „Glauben oder Wissen?“ (das. 1890) und mehrere kleinere Abhandlungen.
4) Theobald, Geograph, geb. 31. Jan. 1846 zu Kirchsteitz bei Zeitz, widmete sich auf den Universitäten Heidelberg, Halle und Bonn geschichtlichen und naturwissenschaftlich-geographischen Studien, promovierte 1868 zu Bonn als Historiker und habilitierte sich nach achtjährigen, besonders der Erforschung der Mittelmeerländer gewidmeten Reisen 1877 als Privatdozent der Geographie in Bonn, wurde 1879 ordentlicher Professor in Kiel und 1883 in Marburg. 1886 besuchte er die tunesische Sahara, 1888 Marokko und Algerien. Er schrieb: „Beiträge zur physischen Geographie der Mittelmeerländer, besonders Siziliens“ (Leipz. 1877); „Studien über das Klima der Mittelmeerländer“ (Gotha 1879); „Die Dattelpalme, ihre geographische Verbreitung etc.“ (das. 1881); „Raccolta di Mappamondi e carte nautiche del medio evo“ (Venedig 1881); „Beiträge zur Geschichte der Erdkunde und der Kartographie von Italien im Mittelalter“ (das. 1886); „Die südeuropäischen Halbinseln“ (in dem Sammelwerk „Unser Wissen von der Erde“, Bd. 3, Prag u. Leipz. 1890).
5) Ludwig Hans, Maler und Radierer, geb. 2. März 1848 zu Salzburg, machte seine Studien auf der Wiener Kunstakademie, bildete sich bei Lichtenfels in der Landschaftsmalerei, bei L. Jacoby im Kupferstich und bei Unger als Radierer aus und machte dann Studienreisen nach Italien, dem Orient, Ägypten und Nordafrika, von denen er reichen Stoff zu Gemälden, Zeichnungen und Radierungen mitbrachte. Seine durch scharfe, geistvolle Auffassung hervorragenden Zeichnungen hat er zum Teil in Zeitschriften („Graphische Künste“, „Zeitschrift für bildende Kunst“ u. a.) veröffentlicht und mit eignem Text begleitet, in dem er sich auch als gewandten Reisebeschreiber und Feuilletonisten bewährt hat. Im Auftrag der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien hat er eine Reihe von landschaftlichen Radierungen und Kupferstichen nach eignen und fremden Kompositionen ausgeführt, unter denen der Cyklus: historische Landschaften aus Österreich-Ungarn die bedeutendste Schöpfung des Künstlers ist. Für das naturhistorische Museum in Wien hat er neun dekorative Landschaften: Ruine von Boro Budor, Statue von der Osterinsel, Cliffhouse (Nordamerika), Tempelruinen von Philä, Tadsch bei Agra, Strandbild von Jaluit, Sandwichinsulaner, Marquesasinsulaner und Dorf der Kitschneger, gemalt. Als Illustrator hat er sich auch an ethnographischen Werken (unter andern an W. Junkers „Reisen in Afrika“, Wien 1888 ff.) beteiligt.
6) Emil, Chemiker, geb. 9. Okt. 1852 zu Enskirchen in der Rheinprovinz, studierte 1871–74 in Bonn und Straßburg, habilitierte sich 1878 als Privatdozent in München, wurde 1879 zum außerordentlichen Professor ernannt und ging 1882 als Professor der Chemie nach Erlangen, 1885 nach Würzburg. F. hat sich große Verdienste um die organische Chemie erworben und zählt zu den fruchtbarsten Forschern auf diesem Gebiet. Er ermittelte die Konstitution des Rosanilins, entdeckte die Hydrazine und lieferte namentlich epochemachende Untersuchungen über die Zuckergruppe, welche endlich die Konstitution der Zuckerarten feststellten und zur Synthese des Traubenzuckers führten.
[303] Fischer, Karl, österreich. General, geb. 1832 zu Hildesheim, diente anfangs in der hannöverschen, trat 1851 in die österreichische Artillerie, nahm 1859 an dem italienischen Feldzug, 1866 im Generalstab an dem Kriege gegen Preußen teil, wurde 1868–70 als Lehrer an verschiedenen Militärbildungsanstalten verwendet, 1872 Major, 1875 Oberstleutnant, 1876 Generalstabschef beim Militärkommando in Preßburg, 1877 Oberst, 1878 Kommandant des 3. Feldartillerieregiments, das er im bosnischen Okkupationsfeldzug führte, 1881 Artilleriechef beim Militärkommando in Hermannstadt, 1883 Generalmajor und Kommandant der 31. Infanteriebrigade, 1885 der 12. Infanterietruppendivision und 1888 Feldmarschallleutnant. Im März 1891 erfolgte seine Ernennung zum Stellvertreter des kommandierenden Generals des 11. Korps in Lemberg; seit Ende 1889 ist er Inhaber des 10. Korpsartillerieregiments.