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MKL1888:Faraday

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Faraday“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 3031
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Faraday. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 30–31. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Faraday (Version vom 11.04.2021)

[30] Faraday (spr. -dä), Michael, Chemiker und Physiker, geb. 22. Sept. 1791 zu Newington Butts bei London, beschäftigte sich bis in sein 22. Jahr mit Buchbinderei, studierte aber daneben physikalische und chemische Werke, hörte später Vorlesungen Davys, ward 1813 dessen Gehilfe, dann sein Sekretär und 1827 Professor der Chemie an der Royal Institution in London. 1829–42 lehrte er auch an der Militärakademie in Woolwich. F. war einer der bedeutendsten Naturforscher aller Zeiten; kaum jemals hat ein einziger Mensch eine so große Reihe wissenschaftlicher Entdeckungen von folgenschwerster Bedeutung gemacht wie er. Fast alle seine Entdeckungen waren überdies derart, daß sie auf die Vorstellungen von dem Wesen der Kräfte den tiefgreifendsten Einfluß ausübten. Faradays erste Arbeiten gehören vorwiegend dem Gebiet der Chemie an; gegen das Ende der 20er Jahre wandte er sich mehr der Physik zu, und 1830 begannen seine elektrischen Untersuchungen, welche unsre Kenntnis der Elektrizität in ungeahnter Weise bereicherten. Diese Untersuchungen, als „Experimental researches in electricity“ bezeichnet, erschienen 1832–55 und separat in 2 Bänden London 1844–1855. [31] Gleich die erste bringt die Entdeckungen der elektrischen und magnetelektrischen Induktion. Die Entdeckung ergab sich in konsequenter Verfolgung des von Arago entdeckten Rotationsmagnetismus. Nachdem F. in den folgenden Reihen den für die damalige Zeit wichtigen Nachweis geführt hatte, daß die Elektrizität, aus welcher Quelle sie auch stammt, immer dieselben Eigenschaften hat, begannen mit der fünften Reihe die Untersuchungen über die chemischen Zersetzungen durch den elektrischen Strom, welche zu dem Faradayschen Gesetz der festen elektrolytischen Aktion führte. Seine Untersuchungen über die statische Elektrizität führten ihn zu einer ganz neuen Auffassung über die Ausbreitung der elektrischen Wirkungen: er verließ die frühere Auffassung, daß Elektrizität direkt anziehend und abstoßend in die Ferne wirke, und nahm an, daß dieselbe sich in der Luft, von Teilchen zu Teilchen wirkend, durch die sogen. dielektrische Polarisation fortpflanze. Gerade diese Auffassung ward in den letzten Jahren von W. Thomson, Maxwell und Helmholtz fortgebildet und hat zu den interessantesten Folgerungen geführt. Seine magnetischen Untersuchungen führten ihn zu der Entdeckung, daß das Licht durch Magnetismus beeinflußt werde, und daß alle Körper, nicht nur Eisen, Kobalt und Nickel, magnetische Eigenschaften haben, daß aber die Körper teils magnetisch, teils diamagnetisch sind. Neben diesen großen Entdeckungen enthalten die Untersuchungen noch eine große Menge der wichtigsten Einzelbeobachtungen. Auch auf andern Gebieten waren Faradays Arbeiten erfolgreich, es gelang ihm, die meisten Gase in die flüssige und feste Form überzuführen, indem er dieselben einem starken Druck unterwarf und sie stark abkühlte; auch entdeckte er die Regelation, und in seinen Vorlesungen vor der Royal Society erläuterte er früh den Gedanken, daß Licht, Wärme und Elektrizität sämtlich Manifestationen einer und derselben Naturkraft seien. Seine letzte Arbeit scheint die Leuchtkraft des elektrischen Lichts betroffen zu haben. F. starb 25. Aug. 1867 in Hamptoncourt. Er schrieb noch: „Chemical manipulations“ (Lond. 1843); „Experimental researches in chemistry“ (das. 1859; neue Ausg. 1882, 3 Bde.); „Lectures on the chemical history of a candle“ (3. Aufl., das. 1874; deutsch, 2. Aufl., Berl. 1883); „Lectures on non-metallic elements“ (Lond. 1853); „Six lectures on various forces of matter“ (4. Aufl., das. 1874; deutsch, Berl. 1873). Vgl. Tyndall, F. und seine Entdeckungen (deutsch von Helmholtz, Braunschw. 1870); Bence Jones, The life and letters of F. (2. Aufl., Lond. 1870, 2 Bde.); Dumas, Éloge historique de M. F. (Par. 1868); Gladstone, F. (2. Aufl., Lond. 1873; deutsch, Glogau 1882).