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MKL1888:Fallen der Schichten

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fallen der Schichten“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Fallen der Schichten“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 1617
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Fallen der Schichten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 16–17. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fallen_der_Schichten (Version vom 05.10.2022)

[16] Fallen der Schichten (Einfallen der Schichten), auch der Gänge, die Richtung, in welcher eine Gebirgs- (Gesteins-) Schicht oder ein Gang am stärksten gegen den Horizont geneigt ist. Die Richtung des Fallens steht rechtwinkelig gegen die Richtung, in welcher sich die Schicht oder der Gang horizontal weitererstreckt, streicht. Ist daher die Streichungslinie bekannt, so bedarf es nur noch der Angabe, nach welcher Seite derselben die Schicht sich senkt. Andernfalls würde die Falllinie in Stunden (horae) des bergmännischen Kompasses oder durch möglichst präzise Bezeichnung der Richtung der Windrose zu bestimmen sein (vgl. Streichen der Schichten). Außerdem ist der Winkel (Fallwinkel) anzugeben, welchen die Falllinie mit der Horizontalebene bildet. Ist dieser = 0, so ist die Schicht (der Gang) horizontal oder söhlig; ist er ein rechter Winkel, so steht sie vertikal oder seiger. Gewöhnlich liegt der Winkel des Fallens zwischen diesen Werten; doch kommt es auch vor, daß er größer als 90° ist, in welchem Fall die eigentlich tiefern Schichten über den höhern liegen, die Lage der Schichten widersinnig ist. Man nennt dieselben dann übergekippt oder überstürzt. Der in diesem Fall angegebene spitze Winkel ist dann der Nebenwinkel des eigentlichen Fallwinkels und um so kleiner, je stärker die Überkippung ist. Schwach geneigte Gänge oder Schichten bis 15° Neigung heißen ferner schwebend; etwas stärker, bis zu 30° geneigte flach; solche, deren Fallwinkel zwischen 30 und 75° beträgt, tonnlägig; die zu 75° und steiler geneigten steil. [17] Man bestimmt den Fallwinkel mittels eines Gradbogens, einer ringförmigen halben Messingscheibe, aus deren Mittelpunkt ein an einem Menschenhaar befestigtes Lot herabhängt, welches bei horizontaler Stellung des Scheibendurchmessers in der Mitte des Halbkreises auf den Nullpunkt der Gradeinteilung einspielt. Von diesem ab werden die beiden Quadranten jeder in 90 Grade geteilt. Zur Abnahme des Fallens, z. B. eines Ganges (s. Bergbau), legt man den Durchmesser des Gradbogens entweder direkt an denselben in dessen Falllinie an und liest auf dem betreffenden Quadranten nach der Lotabweichung vom Nullpunkt den Fallwinkel ab, oder man spannt parallel mit der Fallrichtung eine Schnur aus und hängt den Gradbogen an diese mit Haken, welche sich an den beiden Enden des Halbkreises befinden. Fallen zwei benachbarte Gänge nach verschiedenen Weltgegenden ein, liegen also auch ihre Fallwinkel in verschiedenen Richtungen, so sagt man, der eine Gang falle in Bezug auf den andern verkehrt oder widersinnig. Dabei nimmt man den Hauptgang als den rechtsinnig fallenden an. Für Aufnahmen im Feld ist an den Kompassen ein kleines Messingpendel angebracht; die mit demselben zu erhaltenden Resultate sind für die meisten Fälle genau genug.