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MKL1888:Faß

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Faß“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 6465
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Faß. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 64–65. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fa%C3%9F (Version vom 20.02.2024)

[64] Faß, hölzernes, gewöhnlich in der Mitte etwas bauchiges Gefäß, wird vom Böttcher aus Nadel- oder Eichenholz, bisweilen auch aus Buchen- oder anderm Holz gefertigt. Man unterscheidet am F.: die Dauben (Taufeln, Faßstäbe), die langen, flachen, etwas gebogenen Holzstücke, aus welchen der Körper des Fasses zusammengesetzt ist; die Böden oder die beiden runden Bretter, welche das F. unten und oben verschließen; die Kimme oder Gargel, d. h. den Einschnitt oder die Rinne in den Dauben, in welche die Faßböden eingefalzt sind; den Frosch, denjenigen Teil der Dauben, der über die Böden hervorsteht; das Spundloch oder die runde Öffnung in einer der Dauben (Spunddaube), zu deren Verschluß ein hölzerner Stöpsel (Spund) dient; das Zapfenloch, welches mit dem Zapfen verschlossen wird und in einem der Böden zum Abziehen der Flüssigkeit angebracht ist. Die Faßbänder (Reifen) endlich, welche den ganzen Körper zusammenhalten, werden aus zähem Holz (Weiden, Haseln, Birken, Fichten) oder aus Bandeisen hergestellt. Zur Herstellung der Fässer werden die Stämme zu Kloben von der Länge der Dauben gleich der Höhe der Fässer verschnitten und alsdann die Kloben erst mit der Axt, dann mit der Spaltklinge in dünnere Stücke gespalten und nach sorgfältigem Trocknen u. Sortieren auf der Schneidebank mit dem Schneidemesser zu Dauben oder zu Bodenbrettern verarbeitet. Zuerst werden die äußere rundliche Fläche und die beiden ebenen oder windschiefen Flächen, in denen sich die Nachbardauben im Gebinde aneinander legen, geschnitzt und letztere auf einem langen Hobel, der Fugebank, gestrichen, d. h. glatt gehobelt. Eine Daube nach der andern wird, so zubereitet, innen an ein sogen. Schlagband mit Klammern dicht an die Nachbardaube geheftet, bis ein Gebinde, ringsum geschlossen, aufgesetzt ist. Mehrere aufgeschlagene Reifen halten dies zusammen. Bei Tonnen stehen nun die in der Mitte breitern, aber noch geraden Stäbe nach unten weit auseinander, und man setzt deshalb solch ein Gebinde im Innern einem Feuer aus, wodurch die Stäbe, bis nahe zur Verkohlung erwärmt, leicht biegsam werden, zieht sie mittels eines durch Winde angezogenen Seils zusammen und treibt weitere Reifen auf. In andern Fällen wird die Biegsamkeit des Holzes durch Kochen oder Dämpfen desselben erreicht. Nachdem sodann die innere Fläche und der obere und untere Rand des Gebindes bearbeitet sind, reißt man parallel mit den letztern mit einem hobelartigen Werkzeug (Kröse), das ein schmales Schneideisen führt, die Kimme ein, in welche die verjüngt zugeschnitzten Ränder der Böden eingesprengt werden. Zur Fertigstellung der Fässer wird deren Äußeres nur noch abgeputzt und je nach ihrem Zweck geölt oder gestrichen, zuvor aber werden erst die Spund- und Zapflöcher gebohrt. In heutiger Zeit werden im Großbetrieb die einzelnen Teile der Arbeit mehr oder weniger auf Maschinen vorgenommen, so das Hobeln der Dauben und besonders der geraden Böden, das Zusammenfügen der einzelnen Bodenstäbe mittels Dübel, das Rund- und Verjüngt-Zuschneiden der Böden, hauptsächlich das Einfräsen der Kimme, Bearbeiten der Faßränder, zuweilen sogar das Aufziehen der Bänder. Es sind Maschinensortiments konstruiert worden, auf denen Tonnen und andre Gebinde nahezu ohne jede Handarbeit gefertigt werden können. Wo sehr große Mengen von Fässern von Einer Form und Größe aus immer gleich gutem Holz gebraucht werden, wie bei den amerikanischen Petroleumquellen, ist die Fabrikation ausschließlich auf Maschinen sehr vorteilhaft. Von chemischen Fabriken, namentlich für Glycerintransport, werden jetzt auch eiserne Fässer angewendet, die aus einer cylindrischen Zarge von verhältnismäßig dünnem Blech bestehen und schwach gewölbte Böden haben. Ungefähr um ein Drittel der Faßlänge von jedem Ende entfernt sitzt ein dicker Holzwulst, der außen wieder mit einem eisernen Reifen beschlagen ist. Auf diesen beiden Wülsten wird das F. bei kurzem Transport gerollt. Statt der Holzwülste finden sich auch Ringe umgelegt, die aus hochkantig umgebogener, an den Enden zusammengeschweißter Grubenschiene oder einem schwachen T-Eisen gebildet sind. Als größtes F. gilt allgemein das Heidelberger (735 hl), doch ist das 1790 erbaute F. in Ludwigsburg noch größer und hält 900 hl.

Hinsichtlich der Berechnung des Rauminhalts der Fässer ist zu bemerken, daß jedes F. mit elliptisch gekrümmten Dauben der Summe dreier Kegel gleich ist, welche mit dem F. gleiche Höhe und von denen zwei den größten Querdurchschnitt (Kreisfläche der Spundtiefe) und einer die Bodenfläche des Fasses zur Grundfläche haben. Bezeichnet h die Höhe (Länge) des Fasses, D die Spundtiefe (den größten Durchmesser) und d die Bodenweite (den kleinsten Durchmesser), so ist der Rauminhalt des Fasses und zwar in Litern, wenn die im Lichten gemessenen Ausdehnungen h, D und d in Dezimetern ausgedrückt sind. Sind letztere in Zentimetern gegeben, so müßte man, um Liter zu erhalten, die Zahl des Resultats noch durch 1000 dividieren. Ist die Krümmung der Dauben keine elliptische, oder läßt sich dieselbe überhaupt nicht genau feststellen, so gibt diese Regel den Inhalt doch näherungsweise. Eine andre Näherungsregel ist folgende: Man nimmt die doppelte Spundtiefe, vermehrt sie um die Bodenweite und dividiert die erhaltene Summe durch 3, erhebt das Resultat aufs Quadrat und multipliziert mit der Höhe mal . Hiernach ist bei obiger Bezeichnung der Rauminhalt des Fasses . Diese Formel ist besonders bei starker Krümmung der Dauben brauchbar. Ein drittes, weniger genaues Verfahren beruht darauf, daß das F. annähernd der Summe zweier abgestumpfter Kegel, die den größten senkrechten Querdurchschnitt (Kreisfläche der Spundtiefe) des Fasses zur Grundfläche und die halbe Länge desselben zur Höhe haben, gleich ist. Man erhält so . S. Visierkunst. Vgl. Barfuß, Die Kunst des Böttchers (8. Aufl., Weim. 1885); A. Schmidt, Der Großböttcher (Barm. 1880); Seidler, Berechnung und Konstruktion der Fässer (Weim. 1858), und die Tabellen zur Bestimmung des Inhalts der Fässer von Conradi (Berl. 1871), G. Müller (Liegn. 1872), Hilbert (Stuttg. 1873), M. Hirsch (Altona 1876), Gerstenbergk (Weim. 1882).

Faß, älteres Flüssigkeits- und Getreidemaß. Als Flüssigkeitsmaß war das F. in

Preußen Biermaß à 200 Quart = 0229,00 Liter
Leipzig (bis 1858) Weinmaß à 005 Leipziger Eimer = 0379,25
Spiritusmaß à 003 Dresdener Eimer = 0202,09
Biermaß à 006 Eimer = 0520,12
Sachsen Weinmaß à 006 Eimer = 0404,17
Biermaß à 0055/6 Eimer = 0392,95
Bayern Biermaß à 024 Visiereimer = 1642,03
Österreich Weinmaß à 010 Eimer = 0565,89
Biermaß à 002 Eimer = 0113,18

Als Getreidemaß war das F. in Hamburg und Altona seit 1844 gleich einem preußischen Scheffel, in Lübeck im Großverkehr für Weizen, Roggen, Gerste, [65] Erbsen = 8,673 Lit., für Hafer = 9,878 L., in Mecklenburg-Schwerin = 10,097 L. Ein Fäßchen Blech enthält in Deutschland 450 Blatt.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 312313
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[312] Faß. Sind die Seitenlinien eines Fasses mit den Kegelschnitten identisch, sind also die Seitenlinien Kreis-, Ellipsen- oder Parabelbogen und die kreisrunden Bodenflächen genau eben, so ist die zur Ermittelung des Rauminhalts der Fässer gebräuchliche Formel streng richtig. Lamberts Visierregel gibt den Faßinhalt stets kleiner an als die erste Formel. Am leichtesten und schnellsten, wenn auch weniger genau, bestimmt man den Faßinhalt aus einer einzigen Dimension, der Diagonale, d. h. der innern Länge von Spundmitte bis zur Bodenecke. Multipliziert man die dritte Potenz der Dezimeterzahl dieser Länge bei kleinen Fässern mit 5/8, bei großen mit 3/5, so erhält man sofort den Litergehalt des Fasses. Mißt beispielsweise die Diagonale 60 cm, so ist der Inhalt Lit. Zur Bestimmung der Flüssigkeitsmenge in nicht ganz vollen runden oder ovalen Fässern stößt man einen Meterstab durch das Spundloch des wagerecht liegenden Fasses und mißt die lichte Spundtiefe und gleichzeitig die Tiefe der Flüssigkeit (die Weintiefe); dann dividiert man die 100fache Weintiefe durch die Spundtiefe und sucht den Quotienten in folgender Tabelle auf. Multipliziert man nun den neben dem Quotienten stehenden Faktor mit dem Totalinhalt des Fasses, so erhält man die Menge der Flüssigkeit in dem nicht ganz vollen F.

Tabelle für teilweise gefüllte Fässer.
Quo­tient Faktor Quo­tient Faktor Quo­tient Faktor Quo­tient Faktor
1 0,001 26 0,195 51 0,514 76 0,827
2 0,002 27 0,207 52 0,528 77 0,838
3 0,004 28 0,219 53 0,541 78 0,349
4 0,007 29 0,231 54 0,554 79 0,860
5 0,011 30 0,243 55 0,567 80 0,870
6 0,015 31 0,255 56 0,580 81 0,880
7 0,020 32 0,267 57 0,593 82 0,890
8 0,026 33 0,279 58 0,606 83 0,900
9 0,033 34 0,291 59 0,619 84 0,910
10 0,040 35 0,303 60 0,632 85 0,919
11 0,047 36 0,316 61 0,645 86 0,928
12 0,055 37 0,329 62 0,658 87 0,937
13 0,063 38 0,342 63 0,671 88 0,945
14 0,072 39 0,355 64 0,684 89 0,953
15 0,081 40 0,368 65 0,697 90 0,960
16 0,090 41 0,381 66 0,709 91 0,967
17 0,100 42 0,394 67 0,721 92 0,974
18 0,110 43 0,407 68 0,733 93 0,980
19 0,120 44 0,420 69 0,745 94 0,985
20 0,130 45 0,433 70 0,757 95 0,989
21 0,140 46 0,446 71 0,769 96 0,993
22 0,151 47 0,459 72 0,781 97 0,996
23 0,162 48 0,472 73 0,793 98 0,998
24 0,173 49 0,486 74 0,805 99 0,999
25 0,184 50 0,500 75 0,816 100 1,000

Papierfässer haben vor den Holzfässern den Vorzug größerer Leichtigkeit und Festigkeit, weil sie nicht aus einzelnen Dauben zusammengesetzt, sondern aus [313] übereinander geleimten Papier- oder Pappschichten hergestellt werden. Sie finden daher ausgedehnte Verwendung zum Aufbewahren und Versenden der mannigfachsten Gegenstände, insbesondere der Droguen, Chemikalien, Farben, Eier etc. Zur Anfertigung derselben werden auf das passende Maß zugeschnittene Papptafeln einzeln oder, für stärkere Fässer, mehrere aufeinander geklebt, rund gebogen und an den abgeschrägten Enden zu einem Rumpf zusammengeleimt, dieser mit Böden aus Holz oder Pappe versehen und durch aufgezogene Reifen aus Eisen oder Holz versteift. Zum Halten der Böden werden entweder an jedem Ende des Rumpfes zwei Reifen im Innern desselben angebracht, oder der Rumpf aus zwei Lagen gebildet, wovon die äußere über die innere um ein Stück vorspringt, welches ausreicht, den Deckel und einen Reifen im Innern aufzunehmen; ein herumgeschlagener, oft kegelig oder winkelig geformter Reifen schützt die Kanten gegen schnelle Zerstörung. Eine erwünschte Ausbauchung erfolgt mit dem fertig hergestellten Rumpf zwischen entsprechend geformten heißen Walzen.

Nach einer andern Fabrikationsart wird endloses Papier von einer Breite gleich der Faßlänge durch einen Trog mit Klebstofflösung hindurch auf eine zylindrische Walze gewickelt und während des Aufwickelns mit einer schweren Druckwalze auf der Wickelwalze zusammengepreßt. Die hierzu dienende Wickelmaschine besteht demgemäß aus einer sich drehenden Walze von dem Durchmesser der Faßweite, einem Trog für den Klebstoff mit Führungswalzen nebst Abstreichleisten und einer Welle zur Aufnahme der Papierrolle mit Vorrichtung zum Spannen des Papiers. Außerdem ist noch eine Vorrichtung vorhanden, welche nach einer von der Stärke der Faßwand abhängigen Anzahl von Lagen, also Trommeldrehungen, die Maschine selbstthätig ausrückt. Zum bequemen Abnehmen der Papiercylinder von der Trommel wird letztere aus einzelnen Leisten zusammengesetzt, welche sich so aneinander fügen, daß sie sich nach innen auseinander nehmen lassen. Um die auf genannte Weise erzeugten Cylinderfässer bauchig zu gestalten, gelangen sie feucht in eine zweiteilige Form, deren Trennungsfläche mit dem größten Faßkreise zusammenfällt, und deren Hohlwände mit Dampf zu heizen sind. In die Ausbauchung dieser durch Keile zusammengehaltenen Form wird das F. mit Hilfe eines Kautschuksackes unter dem Druck einer hydraulischen Presse eingepreßt, wobei zur Ersparung von Druckwasser ein Block, den man in den an dem Boden der obern Formhälfte aufgehängten Sack brachte, das Innere des Sackes fast vollständig ausfüllt. Letzterer bleibt so lange unter dem starken Druck in der Form, bis das ausgebauchte F. vollkommen trocken ist, wozu oft eine Zeit von fünf Minuten ausreicht. Der damit fertige Faßrumpf erhält sodann die Kimmen zur Aufnahme der Böden auf einer Maschine, deren wesentlicher Teil aus einer Rolle mit einer stumpfen Stahlscheibe besteht, welche in dem von einem Ringe gehaltenen Faßrumpf unter kräftigem Druck herumgeführt wird, wobei zugleich zur leichten Einbringung des Bodens durch die Kegelgestalt der Rollen der Rand erweitert wird. Das Einsetzen der Böden und Aufschlagen der Reifen vollenden das F., welches nur noch zum Schutz gegen die Feuchtigkeit einen Anstrich erhält. Für solche Fässer, welche zum Aufbewahren von Flüssigkeiten dienen sollen, ist es erforderlich, die Pappen oder das Papier auf bekannte Weise wasserdicht zu machen. Die Versuche, Papierfässer direkt aus Papierzeug mit Hilfe einer einfachen Papiermaschine oder besonderer Schöpfformen zu erzeugen, haben bis jetzt keinen Erfolg aufzuweisen. Dahingegen kommen die Maschinen zum Pressen der Faßböden aus runden Papier- oder Pappblättern mit umgekrempelten Rändern immer mehr in Aufnahme.