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MKL1888:Erdflöhe

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Erdflöhe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Erdflöhe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 5 (1886), Seite 749
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Erdflöhe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 749. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Erdfl%C3%B6he (Version vom 24.04.2023)

[749] Erdflöhe (Blattflöhe), kleine Käfer aus der Gruppe der Kryptopentameren und der Familie der Blattkäfer (Chrysomelinae), welche mit Hilfe verdickter Hinterschenkel weit springen, im Sonnenschein auch lebhaft fliegen, aber nur langsam kriechen. Sie leben meist in Menge zusammen, zerstören durch Abfressen der Keimblätter und zarten Erstlinge oft ganze Saaten, während stärkere Pflanzen ihren Angriffen leichter widerstehen. Sie fressen nicht vom Rand her, sondern durchlöchern die Blätter vollständig. Trockne, warme Jahre begünstigen ihre Entwickelung ungemein. Von den etwa 100 deutschen Arten sind manche nur auf eine Pflanze angewiesen, andre aber sind keine Kostverächter. Alles, was die schnelle Entwickelung der aufkeimenden Gewächse befördert, kann als Schutzmittel gegen E. dienen, die auch beschattetes und feuchtes Erdreich möglichst meiden; man entferne auch alles Laub, Kraut etc., unter welchem die Käfer zu überwintern pflegen. Als Gegenmittel dienen ferner wiederholtes Begießen mit Wermutabkochung, Bestreuen der nassen Pflanzen mit einer Mischung von 1 Guano, 1 Gips, 4 Holzasche, welche mit Wermutabkochung getränkt wurde, Bestreuen der Beete, auf denen die Samen eben keimen, mit trocknem, zerriebenem Hühner-, Tauben-, Pferdemist oder Steinkohlenasche, Verteilen von mit heißem Kohlenteer getränkten Hobelspänen zwischen dem Kohl, Wegfangen der Käfer mit dem Hamen sehr früh am Tag oder abends. Der Rapserdfloh (Psylliodes [Chrysomela] chrysocephala L., s. Tafel „Käfer“), 4 mm lang, ist elliptisch, ziemlich gewölbt, glänzend schwarzblau oder schwarzgrün, auf den Flügeldecken deutlich punktstreifig, am Kopf und an den Beinen rötlich gelbbraun, durchlöchert von Mitte Mai bis zum Spätherbst an verschiedenen Gewächsen die Blätter oder benagt die noch weichen Häute der Früchte und legt seine Eier in die Blattwinkel der Ölsaaten, Kohlarten und Levkojen. Die etwa 7 mm lange, schmutzigweiße, sechsbeinige, mit einzelnen Borstenhaaren besetzte, braunköpfige Larve frißt sich alsbald in den Stengel oder Wurzelstock, zerstört hier das Mark, so daß die Pflanzen umbrechen, und geht zur Verpuppung in die Erde, aus welcher nach vier Wochen der Käfer auskriecht. In einem Jahr folgen sich mehrere Generationen, und die letzte überwintert wahrscheinlich als Larve. Der gelbstreifige Erdfloh (Haltica nemorum L.), 2 mm lang, schwarz, grün schimmernd, mit blaßgelbem Längsstreifen auf jeder Flügeldecke, an der Fühlerwurzel und an den Beinen von den Schienen an gelblichbraun, legt seine Eier an die Blätter verschiedener Kohlarten. Die gelblichweißen, braunköpfigen, schwach borstenhaarigen Larven bohren sich in die Blätter ein und minieren gewundene Gänge, welche auf der Oberfläche weißlich hervortreten, während die Käfer die Blätter durchlöchern. Die reife Larve verpuppt sich in der Erde. Die ganze Entwickelung verläuft in 40 Tagen, und es folgen sich daher mehrere Generationen, von denen die letzte als Käfer überwintert. Der Kohlerdfloh (H. oleracea L.), 4 mm lang, elliptisch, stark gewölbt, olivengrün, blau schillernd, oberseits sehr fein und dicht punktiert, an den Fußgliedern und Fühlern schwärzlich, lebt an sehr verschiedenen Pflanzen, besonders an Kohlarten und Levkojen, und zerstört namentlich keimende Gemüsepflänzchen. Die graubraune, igelborstige, schwarzköpfige, 6 mm lange Larve frißt an verschiedenen Pflanzen (Epilobium, Oenothera, Clarkia etc.) und verpuppt sich flach unter der Erde. Die letzte Generation überwintert als Käfer. Der sehr ähnliche, 5 mm lange Eichenerdfloh (H. erucae Ol.) benagt nach der Überwinterung die sich entfaltenden Eichenknospen besonders jüngerer Pflanzen, das Weibchen legt seine Eier an Eichenblätter, welche von den Larven weiter skelettiert werden. Die Verpuppung erfolgt flach unter der Erde oder zwischen Rindenrissen. Wahrscheinlich entwickelt sich nur eine Generation.