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MKL1888:Erbach

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Erbach“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Erbach“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 5 (1886), Seite 719720
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Erbach. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 719–720. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Erbach (Version vom 09.06.2023)

[719] Erbach, 1) Kreisstadt in der hess. Provinz Starkenburg, in romantischer Gegend an der Mümling und an der Linie Frankfurt a. M.-Eberbach der Hessischen Ludwigsbahn, hat (1880) 2907 meist evang. Einwohner, welche Tuchfabrikation, Elfenbeinschnitzerei etc. treiben. Hier das Stammschloß der Grafen von E. mit schönen Glasmalereien, einem reichhaltigen Museum griechischer, römischer, altägyptischer und deutscher Altertümer, einer Gemäldesammlung, einer in ihrer Art einzigen Gewehrkammer und einer Begräbniskapelle mit den aus dem Kloster zu Seligenstadt hierher gebrachten Särgen Einhards und Emmas. – 2) Flecken im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Rheingau, in schöner Lage am Rhein und an der Linie Frankfurt a. M.-Oberlahnstein-Lollar der Preußischen Staatsbahn, mit einer evangelischen und einer kath. Pfarrkirche, einem Schloß (Reinhartshausen) des Prinzen Albrecht von Preußen, Irren-, Heil- und Pfleganstalt Eichberg, Weinbau, Konservenfabrik und (1880) 1733 Einw. Nahe dabei wächst auf dem Strahlenberg der Markobrunner Wein. Bei dem nahen Dorf Kiedrich (1440 Einw.) die schöne Burgruine Scharfenstein.

Erbach, fränk. Grafengeschlecht, welches seinen Stammbaum bis auf Einhard und dessen angebliche Gemahlin Emma, Karls d. Gr. Tochter, hinaufführt, urkundlich jedoch zuerst 1146 vorkommt. Als Reichsstände besuchten die Grafen schon in früherer Zeit die Reichstage und bekleideten bis 1806 das Erbschenkenamt bei den Kurfürsten von der Pfalz. Eberhard (gest. 1559) erheiratete die halbe Herrschaft Breuberg, ein hessisches Lehen, und erhielt wegen seiner Verdienste im Bauernkrieg vom Kaiser Karl V. 1532 die reichsgräfliche Würde. Der gemeinschaftliche Stammvater des Hauses war Georg Albert (gest. 1647), dessen Sohn Georg Ludwig I. (gest. 1693) die E.-Erbachsche Linie stiftete, welche 1731 mit dem Grafen Friedrich Karl erlosch. Die von Georg Alberts I. zweitem Sohn, Georg Albert II. (gest. 1717), gestiftete E.-Fürstenauer Hauptlinie teilte sich nach seinen Söhnen in die noch blühenden drei Zweige. Die Grafen hatten bis 1806 die Reichsstandschaft und waren mit zwei Stimmen Mitglieder des fränkischen Grafenkollegiums, jetzt sind sie Standesherren des Großherzogtums Hessen. Die drei Linien bekennen sich zur evangelischen Kirche. Die Linie E.-Fürstenau besitzt die Ämter Fürstenau, Michelstadt und Freienstein sowie die Herrschaft Rothenberg im Großherzogtum Hessen; die Linie E.-Erbach, die 1804 infolge einer Adoption von seiten des letzten Grafen von Wartenberg dessen Güter und den Namen Wartenberg-Roth erhielt, nach Veräußerung der Herrschaft Roth in Württemberg noch die Ämter E. und Reichenbach im Großherzogtum Hessen, die Herrschaften Wildenstein und Steinbach in Bayern; die Linie E.-Schönberg die Ämter Schönberg und König und die Hälfte der Herrschaft Breuberg im Großherzogtum Hessen. Alle Besitzungen machen ein Areal von 523 qkm mit etwa 33,000 Einw. aus. In allen drei Linien ist die Primogenitur eingeführt. Vgl. Luck, Historische Genealogie des reichsgräflichen Hauses E. [720] (Frankf. 1786); Simon, Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu E. (das. 1858).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 300
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[300] Erbach, 1) Hessen, (1885) 2891 Einw.