Zum Inhalt springen

MKL1888:Erastus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Erastus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Erastus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 5 (1886), Seite 719
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Erastus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 719. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Erastus (Version vom 03.04.2022)

[719] Erastus, Begleiter des Paulus, angeblich Bischof von Philippi und Märtyrer; Tag der 26. Juli.

Erastus (eigentlich Liebler oder Lieber), Thomas, geb. 1524, studierte zu Basel Theologie, in Bologna und Padua Philosophie und Medizin, ward Leibarzt des Grafen von Henneberg, 1558 des Kurfürsten Otto Heinrich von der Pfalz und zugleich Professor der Medizin in Heidelberg, wo er auch in die kirchlichen Angelegenheiten seines Zeitalters so tief eingriff, daß man in Großbritannien, seitdem dort die nach dem Tode des E. aus seinem Nachlaß herausgegebene Schrift „Explicatio gravissimae quaestionis, utrum excommunicatio mandato nitatur divino an excogitata sit ab hominibus“ bekannt geworden war, bis auf den heutigen Tag die Richtung, welche der Staatsgewalt die Selbständigkeit der Kirche preisgibt, als Erastianismus bezeichnet. In schroffem Gegensatz zu dem Calvinismus, eiferte E. gegen Kirchenzucht und Presbyterialverfassung und vertrat auch in mehreren Schriften die Zwinglische Abendmahlslehre. Als Unitarier verdächtigt, ging er 1580 nach Basel als Professor der Medizin und starb daselbst als Professor der Moral 1. Jan. 1583.