Zum Inhalt springen

MKL1888:Eichsfeld

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eichsfeld“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Eichsfeld“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 5 (1886), Seite 363
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Eichsfeld
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Eichsfeld. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 363. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eichsfeld (Version vom 26.05.2021)

[363] Eichsfeld, ein ehemals kurmainzisches, jetzt zu den preuß. Provinzen Sachsen und Hannover gehöriges Fürstentum, bildet ein im Mittel 420–450 m hohes Plateau von etwa 1540 qkm (28 QM.), das im SW. des Harzes zwischen den Thälern der Helme und Ruhme im N. und der Werra im W. und SW. aufsteigt und die Quellgebiete der Unstrut, Wipper und Leine umfaßt. Die Thäler der nach W. und O. gehenden Leine und Wipper trennen das Plateau in zwei Hauptteile. Südlich liegt das größere obere E. (mit der Hauptstadt Heiligenstadt), fast durchweg ein rauhes, ödes Land, dessen mit Muschelkalk übersäete Oberfläche nach der Werra und Leine hin anschwillt und dieselben mit steilem, zerrissenem Rande begleitet, in der Goburg 568 m erreicht und für den Ackerbau sehr wenig geeignet ist. Bei der gebirgigen und kalten Natur des Landes haben bloß die Sohlen einiger Thäler und muldenförmigen Vertiefungen sowie die Abhänge und Terrassen zwischen den bewaldeten Berghöhen ein ergiebiges Erdreich („Kessel“). Der Kornertrag reicht für den Bedarf nicht aus. Das untere E. (Hauptort Duderstadt), nördlich von Leine und Wipper, ist ebener, wärmer und hat auf seinen fruchtbaren, von Hügeln, Wäldern, Wiesen und Gewässern durchzogenen Flächen einen ergiebigen Lehmboden. Es erzeugt Feldfrüchte über seinen Bedarf; ja, hier gibt es sogar eine „goldene Mark“, die trefflich angebaute Gegend um Duderstadt. Auch auf dem untern E. erheben sich einzelne Höhenzüge, so das Ohmgebirge, ein Muschelkalkplateau, in der Wilden Kirche 522 m hoch, nördlich von Worbis; ferner die Bleicheroder Berge, die mit dem vom E. sich nach NO. ziehenden Dün (s. d.) das Eichsfelder Thor an der Wipper zwischen Sollstedt und Obergebra bilden. – Das E. machte in den ältesten Zeiten einen Teil des Königreichs Thüringen aus und kam 530 unter fränkische Herrschaft. Es standen ihm eigne Grafen vor, und späterhin zählte man über 20 Herren im Land. Zum Erzbistum Mainz gehörten schon um 1022 Heiligenstadt sowie Amt und Schloß Rustenberg, und 1294 wurde das ganze obere E. mit Mainz vereinigt. Von dem untern E. oder der Mark Duderstadt, die seit 1247 zu Braunschweig gehörte, ward 1342 das erste, 1446 das letzte Drittel an Mainz verkauft. Von nun an teilte das Land die Schicksale des Kurstaats Mainz. Die Reformation machte auch auf dem E. Fortschritte, ward aber vom Erzbischof Daniel (gest. 1582) und den Jesuiten fast gänzlich unterdrückt. Als Fürstentum E. kam das Land 1802 an Preußen, ward 1807 nach dem Tilsiter Frieden zum Königreich Westfalen geschlagen, 1815 von neuem von Preußen erworben, das jedoch den fruchtbarsten Teil des untern Eichsfeldes (Stadt Duderstadt und Amt Gieboldehausen) an Hannover abtrat, wogegen die hannöverschen Enklaven Rüdigershagen und Gänseteich mit dem preußischen Gebiet vereinigt wurden. Der zur Provinz Sachsen gehörige Teil des Eichsfeldes gehört zum Regierungsbezirk Erfurt und ist unter die drei Kreise Heiligenstadt, Worbis und Mühlhausen verteilt. Die Bewohner des Eichsfeldes beschäftigen sich besonders mit Lein- und Wollweberei, ziehen aber auch in Menge aus, um anderswo den Lebensunterhalt als Händler, Arbeiter in den Fabriken der Provinz Sachsen, Anhalts etc. zu finden. Vgl. J. Wolf, Politische Geschichte des Eichsfeldes (Götting. 1792–1793, 2 Bde.); Duval, Das E. (Sondersh. 1845).