MKL1888:Eicheln
[357] Eicheln, die Früchte der Eichen, bestehen aus dem dünnen, schalenartigen, zerbrechlichen Fruchtgehäuse, einer zarten, braunen Samenhaut und den aus zwei großen, gewölbten, fleischigen Keimblättern gebildeten Samen, welche unter ihrer Spitze das kleine, aufwärts gerichtete Würzelchen samt dem Knöspchen bergen. Die E. unsrer beiden Eichen (Quercus sessiliflora und Q. pedunculata) schmecken sehr schwach süßlich, dann bald mehr, bald weniger stark bitterlich adstringierend, während die E. mancher südlicher Arten wohlschmeckend sind. Unsre E. enthalten 7–8 Proz. Gerbsäure, 35–38 Proz. Stärke, 7–8 Proz. unkristallisierbaren Zucker, 3–4 Proz. fettes Öl, 2–5 Proz. Harz, ferner Gummi, Eiweißstoffe, Spuren von ätherischem Öl und Zitronensäure. Die Asche ist reich an Kali und Phosphaten. Ein eigentümlicher Bestandteil ist der Eichelzucker, Quercit C6H12O5. Die E. sind ein Lieblingsfutter der Schweine, die man daher in Eichenwälder zu treiben pflegt. Zur Stallmast der Schweine verwendet man sie gedörrt oder gemahlen, auch gemalzt, indem man sie benetzt keimen läßt, um ihre Nährkraft und Zuträglichkeit zu erhöhen. Eichelmast gibt schmackhaftes Fleisch und festen Speck. Mastochsen gibt man E. zerstoßen unter den Häcksel gemischt. Den Schafen sind sie nicht zuträglich, wohl aber dem Federvieh, mit Ausnahme der Gänse. Durch Auslaugen oder Dämpfen entbitterte, getrocknete und gemahlene E. geben ein schwerverdauliches Brot. Geschälte und geröstete E. dienen als Kaffeesurrogat, namentlich für skrofulöse Kinder. Die Wirkung dieses Getränks ist von der des Kaffees ganz verschieden, da den E. das Kaffein sowohl als das dem gerösteten Kaffee eigentümliche brenzlige Öl fehlt. Und darin beruht vielleicht der einzige Wert desselben. E. sollen auch einen sehr reinen, dem Kornbranntwein ähnlichen Spiritus geben.