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MKL1888:Dyasformation

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dyasformation“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 259260
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Dyasformation. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 259–260. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dyasformation (Version vom 03.12.2021)

[259] Dyasformation (permische Formation, hierzu Tafel „Dyasformation“), jüngste Formation der paläozoischen Gruppe, die Steinkohlenformation überlagernd und den Buntsandstein, die älteste der mesozoischen Formationen, unterteufend. Der Name D. ist auf Grund einer allerdings nur in Deutschland durchführbaren Zweiteilung gewählt, die Bezeichnung permische Formation nach dem Vorkommen im russischen Gouvernement Perm. Die Abgrenzung der D. nach unten gegen die Steinkohlenformation stößt wegen Ähnlichkeit des Gesteinsmaterials auf große Schwierigkeiten und ist noch strittig. Mehrere Geologen haben wegen dieser engen Verwandtschaft den Vorschlag gemacht, die ganze untere Abteilung, das Rotliegende, noch der Steinkohlenformation zuzurechnen, mit welcher die organischen, namentlich die pflanzlichen, Reste dieser untern Abteilung eine große Ähnlichkeit besitzen. Das Gesteinsmaterial der untern Abteilung sind vorwiegend Konglomerate, Sandsteine und Schieferletten, meist intensiv rot gefärbt (Rotliegendes), in gewissen, gewöhnlich obern Lagen aber entfärbt (Weiß- oder Grauliegendes), untergeordnet Steinkohle, Brandschiefer, Kalksteine, meist dolomitische. Die obere Abteilung hat ihren Namen (Zechstein, zäch, zäh) von einem grauen, festen Kalkstein, der oft dolomitisch wird (Rauchwacke) und dann mitunter zu feinem Sand zerfällt (Asche), auch bei inniger Verquickung magnesiumreicherer und an diesem Element ärmerer Partien zur Höhlenbildung (z. B. Altenstein im Thüringer Wald) führt. Der Kupferschiefer ist ein sehr bituminöser, schwarzer Mergel, welchem Kupfererze, gewöhnlich in verlarvtem Zustand, beigemengt sind. Endlich sind Gipse (ebenfalls Höhlen bergend, z. B. die Barbarossahöhle am Harz), Steinsalze und Kalisalze in dieser obern Abteilung reichlichst vertreten. An organischen Resten ist die D. gegenüber ältern und jüngern Formationen auffallend arm. Wo die Zweiteilung durchführbar ist, bietet die untere Abteilung Landpflanzen und Landtiere dar, während die obern Schichten eine Meeresfauna beherbergen. Unter den Pflanzen sind Kalamiten, Farne, Koniferen und Cykadeen verbreitet, besonders häufig die verkieselten Stämme von Araucaria (Araucarioxylon) und Baumfarnen (so Psaronius, Starstein, der namentlich beim Anschleifen die Gefäßbündel sehr schön erkennen [260] läßt). Charakteristische Formen sind ferner die Zweige der Walchia, einer Konifere, und die Zapfen der der Cypresse verwandten Ullmannia (sogen. Kornähren). Unter den Tierresten ist das Bryozoengenus Fenestella (s. Tafel) ein gutes Leitfossil für den Zechstein, welchem auch der ebenfalls abgebildete Brachiopode Productus horridus und der Pelekypode Arca striata entstammen. Die Fischreste, welche typischen heterocerkalen Ganoiden angehören (Platysomus und Palaeoniscus, s. Tafel), sind in Tausenden von Exemplaren in dem Kupferschiefer enthalten. Der zierliche Krebs Gampsonyx fimbriatus (s. Tafel) wird in Sphärosideriten der Lehbacher Schichten gefunden und repräsentiert mit Limulus und kleinen, zweischaligen Krebsen den Typus der Krustaceen, während die in ältern Formationen so reichlichen, in der Steinkohlenformation wenigstens noch vertretenen Trilobiten der D. vollkommen fehlen. In zahlreichen Exemplaren sind endlich Labyrinthodonten im Rotliegenden aufgefunden worden, so namentlich Branchiosaurus in mehreren Arten und der abgebildete Archegosaurus (s. Tafel). Als Beispiel der Gliederung diene für das Rotliegende die Gegend von Saarbrücken, für den Zechstein die des Harzes. Der Steinkohlenformation direkt aufgelagert und von dieser kaum zu trennen, gelten als unteres Rotliegendes die Cuseler Schichten, Kalke und Schiefer mit dünnen Kohlenflözen; als mittleres Rotliegendes die Lehbacher Schichten, ebenfalls noch Kohlenflöze führend, sowie Schieferthone, in denen die oben als Versteinerung enthaltend citierten Sphärosiderite vorkommen. Das obere Rotliegende ist zum größten Teil aus dem Trümmermaterial der während der Dyasperiode selbst erumpierten Porphyre zusammengesetzt und wird deshalb als postporphyrisch bezeichnet. Den Zechstein eröffnet ein Konglomerat, darüber liegt der wenig mächtige (gewöhnlich 0,6, selten 2–3 m), aber in horizontaler Richtung über große Flächen verbreitete Kupferschiefer; dann folgt der eigentliche Zechstein, hierauf Rauchwacke und Asche und endlich ein Wechsel von Mergel, Anhydrit und Gips, bisweilen auch Steinsalz als das oberste Glied. Am meisten verbreitet und am vollständigsten entwickelt ist die D. zunächst in Deutschland am Harz, in Thüringen (Mansfeld, Saalfeld) und in Hessen. Freilich nicht oberflächlich anstehend, aber als steinsalzführend in der Tiefe nachgewiesen ist sie namentlich in der Magdeburger Gegend (Staßfurt) bis in die Mark Brandenburg (Sperenberg) und bis Holstein (Segeberg). In Sachsen (Erzgebirge) und Süddeutschland (Fichtelgebirge, Odenwald, Schwarzwald, Vogesen) ist fast nur die untere Abteilung, das Rotliegende, entwickelt, ebenso im Saarbecken und in Böhmen. Am ehesten gestattet noch die englische D. eine Parallelisierung mit der deutschen Entwickelung, wobei der Lower-new-red-sandstone unserm Rotliegenden, der Magnesian-limestone dem Zechstein entsprechen würden. Die Verhältnisse in Rußland, wo die D. ganz außerordentlich großartig entwickelt ist (fast das ganze europäische Rußland wird von der D. gebildet), sind wesentlich andre: dort wechseln Landpflanzen führende Schichten mit solchen, welche Meereskonchylien enthalten, vielfältig ab, also eine Art wiederholter Wechsellagerung zwischen Rotliegendem und Zechstein. Im westlichen Nordamerika endlich sind nur marine Schichten entwickelt. – Die vulkanische Thätigkeit lieferte während der Dyasperiode Melaphyr, Porphyrite und besonders Quarzporphyre, deren Tuffe (Thonstein) an vielen Stellen sich wesentlich am Schichtenaufbau beteiligen. Unter dem technisch wichtigen Material gebührt dem Steinsalz (bei Sperenberg in Brandenburg 1460 m mächtig nachgewiesen, ohne die untere Grenze zu erreichen) und den dasselbe bisweilen begleitenden Kalisalzen (Staßfurt, Douglashall) die erste Stelle. Die Sphärosiderite der Lehbacher Schiefer und einzelne eisenreiche Schichten des Zechsteins (Schmalkalden, Spessart) sind gute Eisenerze; Nickel- und Kobalterze (Kamsdorf in Thüringen und Richelsdorf in Hessen) sowie Quecksilbererze (Rheinpfalz) treten gangförmig auf; Manganerze (Elgersburg und Ilmenau in Thüringen, Harz) sind an die Eruptivgesteine des Rotliegenden geknüpft; Kupfererze endlich, oft silberhaltig, werden als Imprägnationen des Weißliegenden (sogen. Sanderze bei Sangerhausen, Kupfersandsteine in Rußland), besonders aber als Kupferschiefer (Mansfeld, Richelsdorf) abgebaut. Obgleich von letzterm nur eine Schicht von etwa 0,1 m Mächtigkeit bauwürdig ist, welche die Kupfererze (2–3 Proz. Kupfer und dieses 0,5 Proz. Silber haltend) in staubförmigen Teilen beigemengt führt, ist doch der großartige Mansfelder Bergbau (1882 gegen 12 Mill. kg Kupfer und 63,000 kg Silber) ausschließlich auf Ausbeutung des Kupferschiefers angewiesen. Vgl. Geinitz und v. Gutbier, Die Versteinerungen des Zechsteingebirges und Rotliegenden (Dresd. 1849); Geinitz, Dyas (Leipz. 1861, Nachträge dazu 1880 und 1882); Speier, Die Zechsteinformation des westlichen Harzrandes (Berl. 1880); Weiß, Fossile Flora der jüngsten Steinkohlenformation und des Rotliegenden im Saar-Rhein-Gebiet (Bonn 1869–72).

[Ξ]

Dyasformation.
Arca striata, von der Seite. (Art. Muscheln.) – Platysomus gibbosus. (Art. Fische.) – Arca striata, von den Buckeln aus. (Art. Muscheln.)
Fenestella retiformis. (Art. Bryozoen.) – Gampsonyx fimbriatus. (Art. Ringelkrebse.) – Productus horridus. (Art. Brachiopoden.)
Palaeoniscus Duvernoi. (Art. Fische.)
Kopf des Archegosaurus Decheni von oben, um mehr als die Hälfte verkleinert. Man sieht den Unterkiefer halb. a Querdurchschnitt eines Fangzahns; b einzelner Fangzahn. (Art. Labyrinthodonten.)