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MKL1888:Drehbank

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Drehbank“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 123126
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Drehbank. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 123–126. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Drehbank (Version vom 18.06.2024)

[123] Drehbank, mechanische Vorrichtung, welche den Zweck hat, ein Arbeitsstück in eine Drehung um eine horizontale Achse zu versetzen, um es durch ein dagegen

Drehbank.

geführtes schneidendes Werkzeug zu bearbeiten. Alle mechanischen Gewerbe, welche Metalle, Holz, Horn, Elfenbein, Bernstein etc. verarbeiten, bedienen sich der D. als eines für sie unentbehrlichen Apparats zur Erzeugung von Rotationskörpern aller Art sowie mit Zuhilfenahme gewisser Nebenapparate auch von unrunden Körpern. Die außerordentlich vielseitige Verwendung der D. macht augenscheinlich, daß die Bauart derselben je nach dem besondern Zweck und namentlich je nach den Ansprüchen, die man im Bezug auf Genauigkeit der zu erzielenden Formen stellt, sehr verschieden sein kann. In den wesentlichen Elementen indessen, aus denen man die verschiedenen Drehbänke zusammengesetzt denken kann, herrscht eine gewisse zu einer allgemeinen Erklärung geeignete Übereinstimmung. Die beigegebene Zeichnung führt eine D. vor Augen, die schon zu den vollkommenern gerechnet werden kann; sie möge dazu dienen, das Allgemeine zu erläutern.

Den Namen führt die D. neben ihrer Bestimmung zum Drehen von ihrem bankartigen Gestell kk (s. Figur), welches in der Regel aus zwei genau parallelen, horizontalen, sauber bearbeiteten Schienen oder Balken, den Wangen, besteht, die von zwei oder mehreren Füßen getragen und zugleich verbunden werden. Die Wangen für kleinere, nur zu gewöhnlichen, namentlich Holzarbeiten bestimmte Drehbänke sind oft nur quadratische oder rechteckige Hölzer, die auf einem hölzernen Gestell befestigt sind. Größere Drehbänke, namentlich solche, welche genaue Arbeit liefern sollen, haben gußeiserne, mit den Füßen gewöhnlich aus Einem Stück gegossene Wangen, die in ihrer ganzen Länge nach oben und innen sauber abgehobelt sind. Für ganz kleine Drehbänke sind die Wangen auch wohl durch eine einzige horizontale prismatische Stange ersetzt (Prismadrehbank). Auf den Wangen sitzen mehrere mit abwärts gerichteten Ansätzen sich an die innern vertikalen Wände der Wangen anlehnende, auf der Oberfläche derselben ruhende Stücke, die Docken, welche durch Schrauben oder Keile an das Gestell befestigt werden können. An dem linken Ende der D. befindet sich der Spindelkasten (Spindelstock), gebildet von den beiden Docken f‌f, welche beide aus Einem Stück Holz oder Gußeisen gefertigt sind. Sie dienen zur Aufnahme der Spindel e, einer eisernen oder stählernen Achse, welche an zwei Stellen, nämlich durch die vordere und die hintere Docke, in horizontaler, zu den Wangen genau paralleler Stellung so gelagert ist, daß sie sich um ihre geometrische Achse leicht und sicher drehen kann. Die Art, die Spindel in die Docken einzulegen, ist verschieden. Bei kleinern Drehbänken ruht die Spindel mit dem einen Ende in einem konischen Lager der vordern Docke, während sie im Mittelpunkt des linken Endes durch die Spitze einer Schraube gehalten wird, welche durch die Hinterdocke geht. Diese Vorrichtung läßt eine sehr genaue Führung der Spindel und deshalb eine sehr zuverlässige Arbeit zu, weshalb man sich derselben soviel wie möglich bedient. Größere Drehbänke und vorzugsweise solche, auf denen Körper befestigt werden, die der Bearbeitung durch die Werkzeuge großen Widerstand entgegensetzen, beanspruchen dagegen vor allem eine sehr feste Lagerung der Spindel; für sie genügt die schwächliche Spitzenführung nicht, und man versieht daher solche Drehbänke mit vollständigen Lagern, von denen die vordere und die hintere Docke je eins enthält. An ihrem aus der vordern Docke stets hervorragenden [124] Ende (Kopf) ist die Spindel röhrenartig gebildet und auf der innern wie an der äußern Seite mit Schraubengewinden versehen, welche zum Daraufschrauben der Arbeitsstücke oder der dieselben befestigenden Hilfsapparate (Futter, Drehbankfutter) dienen. Zwischen der vordern und der hintern Docke trägt die D. mehrere Scheiben a, auf welche eine Schnur oder ein Riemen (daher bald Schnurscheiben, bald Riemenscheiben) geworfen werden kann, der von einer andern, mit entsprechenden Scheiben versehenen, durch tierische oder elementare Kräfte getriebenen Welle kommt und die Drehung der Spindel veranlaßt. Die Scheiben haben verschiedene Durchmesser, um die Drehungsgeschwindigkeit der Spindel innerhalb gewisser Grenzen beliebig verändern zu können. Bei kleinern, von Holz- oder Horndrechslern gebrauchten Drehbänken kommt die treibende Schnur von einem etwa 1 m im Durchmesser haltenden Rade, das durch eine Tretvorrichtung mit den Füßen des Arbeiters (ähnlich wie die bekannten Spinnräder und Scherenschleifsteine) in Bewegung gesetzt wird. Ist der Widerstand zu groß, um einen solchen Antrieb zuzulassen, so legt man den nach der Drehbankspindel führenden Riemen auf die Scheiben einer kurzen Welle, die ein 1,5–2 m großes, schweres Schwungrad trägt, an welchem der Arbeiter mit einer gewöhnlichen Handkurbel dreht. In allen bedeutendern mechanischen Werkstätten erfolgt der Betrieb der Drehbänke von einer durch Dampf- oder Wasserkraft getriebenen Welle aus. Die Abbildung zeigt außer den bereits erwähnten Riemenscheiben a noch zwei Zahnräder b und c, welche mit zwei korrespondierenden, dahinter auf einer gemeinsamen Welle befestigten Zahnrädern (von denen nur d zu sehen ist) im Eingriff sind. Diese Räder sind nur den großen Drehbänken eigen; sie bezwecken bei schweren Arbeitsstücken eine langsame Drehung der Spindel. Zu dem Zweck ist nur das für sich unabhängige Rad b durch einen Keil an die Spindel befestigt, während die Scheiben a mit c sich lose auf der Spindel drehen und durch die Nebenwelle und das Rad b die Bewegung auf die Spindel übertragen können. Die dritte, auf dem Gestell sitzende Docke, die Spitzdocke (Reitstock) r, läßt sich längs der Wangen beliebig verschieben und an jeder Stelle durch Schrauben befestigen. In dem Reitstock sitzt die Spitze oder der Reitnagel s, eine cylindrische oder prismatische Stange aus Stahl, deren Achse genau in die Verlängerung der Spindelachse fallen muß, und welche an ihrem vordern Ende mit einer sauber gedrehten Spitze versehen ist, während sie von der hintern Seite durch einen auf einer Schraube sitzenden Griff oder durch ein Stellrad t beliebig vor- oder rückwärts geschraubt werden kann. Eine Schraube mit dem Griff n dient zum Festklemmen des Reitnagels im Reitstock. Die vertikale Entfernung der Achsmitte über der Oberfläche der Wangen, d. h. die Spitzenhöhe, bestimmt den größten zulässigen Halbmesser eines auf der D. zu bearbeitenden Stückes. Die Art der Befestigung, das Einspannen, eines Arbeitsstücks auf der D. ist außerordentlich verschieden; es richtet sich nach der Form und nach der Art der Bearbeitung, welche der Gegenstand erfahren soll. Lange und verhältnismäßig dünne Arbeitsstücke, die in der Richtung der Spindelachse abgedreht werden sollen, spannt man zwischen Spitzen. Zu diesem Zweck wird das Arbeitsstück an beiden Enden mit Grübchen versehen (angekörnt) und an das vordere Ende der Spindel eine kegelförmige stählerne Spitze h eingeschraubt; zwischen diese und die Spitze des Reitnagels bringt man das Arbeitsstück so, daß seine an den Endpunkten durch die Grübchen markierte Drehungsachse zwischen die Spitzen zu liegen kommt. Durch eine Führer oder Mitnehmer benannte Vorrichtung wird das Arbeitsstück gezwungen, die drehende Bewegung der Spindel zu teilen. Das Drehen zwischen Spitzen läßt die größte Genauigkeit in der Arbeit zu und wird deshalb soviel wie möglich angewendet. Sehr lange Arbeitsstücke werden, wenn sie eingespannt ein Durchbiegen oder Durchfedern in ihrer Mitte befürchten lassen, durch eine Hilfsdocke, die Lünette (Brille, Setzstock), unterstützt, in welcher sie sich wie in einem Lager drehen. Beim Drehen zwischen Spitzen ist es nicht möglich, die Endflächen der eingespannten Gegenstände zu bearbeiten. Zum Abdrehen der Stirnflächen ist daher ein einseitiges Einspannen notwendig. Die Befestigung an der Spindel geschieht alsdann durch Futter, welche auf die Spindel aufgeschraubt werden und mittels Einkeilens, Einschraubens (Schraubenfutter) die Arbeitsstücke festhalten. Für flache, scheibenartige Gegenstände, die an ihrer Oberfläche abgedreht werden sollen, bedient man sich der Planscheibe (Planscheibendrehbank), einer eisernen, mit vielen Einschnitten versehenen Platte, auf welcher die Arbeitsstücke aufgekittet (Kittscheibe), aufgeschraubt oder aufgekeilt werden können.

Die Drehwerkzeuge (Dreheisen, Drehstähle) sind an einem Ende gehärtete und zugeschärfte Stahlstangen von mannigfaltiger Form, verschieden nach dem Material und der zu erzielenden Genauigkeit, und je nachdem dieselben aus freier Hand oder durch mechanische Vorrichtungen (Support) geführt werden sollen. Das allgemeinste Werkzeug zum Drehen der Metalle ist der Stichel, ein quadratischer Stab, der an seinem einen Ende in einer diagonalen Ebene angeschliffen ist, eine Spitze mit zwei daran liegenden geraden Schneiden darbietet und mit seiner vordern Spitze angreift. Zum Vorarbeiten im Groben dient der Schrotstahl oder der Spitzstahl, während der Schlichtstahl die Arbeit vollendet. Zur Bearbeitung hohler Arbeitsstücke dienen die am Ende kurz und rechtwinkelig abgebogenen Hakenstähle und Ausdrehstähle mit einer fast parallel mit dem Stiele laufenden langen Schneide und Mondstähle mit bogenförmiger, seitwärts stehender Schneide. Alle diese Werkzeuge stecken in kurzen, von der Hand gefaßten Heften. Ein kräftigeres Bearbeiten aus freier Hand erreicht man durch lange, beim Drehen auf die Achsel gestützte Hefte, in die man den Schrothaken, Spitzhaken oder Schlichthaken befestigt. Die Drehstähle für Holz sind immer messerartig scharf, bald flach, bald halbrund (Drehröhre). Die Drehwerkzeuge, welche nicht durch die freie Hand, sondern durch den Support, eine später zu erklärende mechanische Vorrichtung, geführt werden, sind weniger mannigfaltig, aber gewöhnlich kräftiger und kürzer und als Schrotstahl, Spitzstahl und Schlichtstahl konstruiert. In der Regel bestehen die Drehstähle aus gut gehärtetem, gelb angelassenem Stahl; zum Abdrehen großer Gußwaren benutzt man aber auch aus hartem Gußeisen in eisernen Schalen gegossene Drehmeißel, und für die allerfeinsten Gegenstände dienen in Eisen oder Messing gefaßte Diamantsplitter.

Die Art der Unterstützung des Drehwerkzeugs ist, wie bereits erwähnt, verschieden; sie geschieht bald aus freier Hand, bald durch eine besondere mechanische Vorrichtung, den Support. Beim Drehen aus freier Hand liegt der Drehstahl auf einer Krücke (Auflage) von T-förmiger Gestalt, welche sich sowohl horizontal längs der Wangen als auch vertikal [125] in einem besondern Schaft beliebig verschieben und feststellen läßt. Die obere glatte Seite der Auflage ist je nach der Länge des Arbeitsstücks lang oder kurz, auf ihr wird das Drehwerkzeug hin- und hergeschoben. Das Werkzeug wird von der rechten Hand am Heft gefaßt, ruht mit der Mitte auf der Krücke und wird von der linken Hand am vordern Ende gegen die Auflage gedrückt, während die Spitze oder Schneide des Werkzeugs das Arbeitsstück angreift. Ein genaues Arbeiten, namentlich rein cylindrischer oder kegelförmiger Formen, ist aus freier Hand nicht möglich; daher wendet man für alle Zwecke, wo es sich um Genauigkeit handelt, den Support (Supportdrehbank) an. Derselbe ist aus Eisen und besteht im wesentlichen aus zwei horizontalen, durch Schrauben beweglichen, rechtwinkelig zu einander gestellten Schlitten. Die Zeichnung zeigt einen Support in der Mitte zwischen Spindelkasten und Reitstock stehend. Der Drehstahl wird durch die Schrauben q an dem obern Schlitten o befestigt, welcher durch eine auf einer horizontalen Schraubenspindel sitzende Handkurbel auf dem untern Schlitten wn so hin und her bewegt werden kann, daß das Werkzeug sich der Achse der Drehbankspindel nähert oder sich von ihr entfernt. Der untere Schlitten wird auf dem Stück m geführt und läßt sich längs desselben durch die Handkurbel v fortschieben, indem v auf einer Schraubenspindel sitzt, deren Schraubenmutter fest mit w verbunden ist. m läßt sich auf einem zwischen den Wangen geführten Schlitten um eine vertikale Achse drehen und durch Schrauben x feststellen. Der Support gestattet dem Werkzeug eine genaue Fortschiebung und zwar in zwei rechtwinkelig zu einander stehenden, aber in derselben horizontalen Ebene liegenden Richtungen. Folgt das Werkzeug nur der einen dieser beiden Richtungen, schraubt man also beispielsweise nur den obern Schlitten vorwärts, so ist ersichtlich, daß das Werkzeug dem Arbeitsstück jede Form erteilen kann, die man sich durch Drehung einer geraden Linie (Richtung der Supportbewegung) um eine andre gerade Linie (Richtung der Spindelachse) entstanden denken kann; solche Formen sind der Cylinder und der Kegel. Wenn endlich das Werkzeug gleichzeitig beiden durch die Bewegung der beiden Schlitten ermöglichten Bewegungen folgt, so ist es leicht möglich, dem Arbeitsstück jede beliebige Rotationsform zu erteilen. Die größern, besser eingerichteten Drehbänke haben in ihrer ganzen Länge eine parallel zu den Wangen angebrachte, durch den mit Mutter versehenen Lappen l gehende Schraube, die Leitspindel, oder eine Zahnstange, mit welcher der Support genau parallel zu den Wangen geführt werden kann (Leitspindeldrehbank, Zahnstangendrehbank). Durch angemessene Räderverbindung ist es leicht möglich, die Drehbankspindel mit der Leitspindel so zu verbinden, daß jeder Umdrehung der erstern ein beliebiger Teil von einer Umdrehung der letztern entspricht, wodurch erreicht wird, daß das Fortrücken in der Richtung der Wangen schon durch das Drehen der Leitspindel, also selbstthätig, erfolgt und zwar in gleichförmiger, nur durch das Einschalten andrer Räder (Wechselräder) beliebig zu ändernder Geschwindigkeit (Cylinderdrehbank, Paralleldrehbank). Zur Beschleunigung der Arbeit, und um dem Ausbiegen des Arbeitsstücks unter dem Druck des Drehstahls vorzubeugen, werden manchmal auf demselben oder auf zwei getrennten Supporten zwei gleichzeitig wirkende, einander gegenüberstehende Stähle angebracht (Duplexdrehbank). Den Gebrauch der D., d. h. das Drehen selbst, in größerer Allgemeinheit zu schildern, ist wegen der öfters erwähnten Verschiedenheit in der Anwendung der D. kaum möglich. Das Drehen aus freier Hand verlangt eine ruhige und geschickte Führung des Drehstahls. Für das Drehen mit dem Support ist, wenn sonst die D. zuverlässig ist, die größte Geschicklichkeit in einem zweckmäßigen Einspannen des Arbeitsstücks auf der Spindel zu suchen. Handelt es sich darum, scheibenartige Gegenstände von sehr großem Durchmesser (Zahnräder, Schwungräder etc.) abzudrehen, so würde bei der gewöhnlichen, vorstehend beschriebenen Einrichtung der D. eine sehr große Spitzenhöhe erforderlich sein. Für solche Zwecke bedient man sich besonderer Drehbänke, bei denen die Wangen durch ein eignes, nur für den Support bestimmtes Gestell ersetzt sind, während der Spindelkasten ein Gestell für sich bildet. Zwischen Spindelkasten und Support befindet sich dann die große, manchmal 4 und mehr Meter im Durchmesser haltende Planscheibe. Das Drehen rechtwinkelig zur Achse der Spindel führt allgemein den Namen Plandrehen. Der erste an jede D. zu stellende Anspruch verlangt, daß dieselbe rund läuft, d. h. daß die Achse der Spindel unveränderlich in derselben geraden Linie verbleibt, selbst wenn infolge der Bearbeitung die Achse bald mehr, bald weniger seitlich gedrückt wird. Ändert sich, wie das beim Passigdrehen der Fall ist, die Drehungsachse des Arbeitsstücks periodisch nach einem bestimmten Gesetz, oder nimmt die Entfernung des Drehwerkzeugs von der Spindelachse während einer Umdrehung periodisch ab und zu, so kann man auch mannigfache andre als kreisrunde Formen erzeugen. Die wichtigste Art, so zu drehen, ist das Ovaldrehen mit dem sogen. Ovalwerk, bei welchem alle rechtwinkelig zur Spindel genommenen Querschnitte elliptisch ausfallen. Hierbei durchläuft nämlich die Drehungsachse nach und nach alle Punkte einer bei einer halben Umdrehung in sich selbst zurückkehrenden geraden Linie. Eine so eingerichtete Bank heißt Ovaldrehbank; sie liefert unter anderm die bekannten ovalen Bilderrahmen. Man unterscheidet noch nach dem Zweck der D. Räderdrehbänke zum Abdrehen von Rädern, Kugeldrehbänke mit Kugelsupport zum Kugeldrehen, Lagerdrehbänke, Achsendrehbänke und Walzendrehbänke.

Außer dem Zweck des Drehens läßt die D. auch noch mehrere andre Verwendungen zu. Das Bohren auf der D. kann in zweierlei Weise geschehen. Entweder wird das Arbeitsstück wie zum Abdrehen an der Spindel befestigt und durch dieselbe in Drehung versetzt, während man den Bohrer mit der Hand oder durch den Reitnagel dagegendrückt, oder man befestigt den Bohrer selbst in einem Futter auf der Spindel und läßt ihn mit dieser umlaufen, während man das Arbeitsstück dagegenführt. Erstere Art gestattet nur ein Bohren im Mittel, d. h. in der durch die Spindel gegebenen Drehungsachse. Durch das letztere Verfahren hingegen vermag man Löcher nach jeder beliebigen Richtung in das Arbeitsstück zu bohren. Das Schraubenschneiden auf der D. kann ebenfalls verschiedenartig ausgeführt werden. Die Drechsler bedienen sich, um Schrauben aus Holz, Elfenbein etc. zu schneiden, der einfachen Schraubstähle, das sind Drehstähle, welche an ihrem schneidenartigen Ende scharfe, dreieckige, dem Schraubengewinde entsprechende Einkerbungen haben. Die Schraubstähle werden aus freier Hand geführt und, während sie das Arbeitsstück angreifen, parallel zur Spindelachse fortbewegt, so daß Schraubenwindungen entstehen. Die früher beschriebene Art der Supportbewegung [126] an der durch Räderwerke mit der Drehbankspindel verbundenen Leitspindel gibt indessen ein bequemes Mittel, Schrauben der verschiedensten Art mit großer Genauigkeit anzufertigen. Man stellt die Räderverbindung so her, daß einer jeden Umdrehung der Spindel ein Fortrücken des Supports gleich der Ganghöhe der anzufertigenden Schraube entspricht. Das schraubenschneidende Werkzeug, eine Art Grabstichel, ist auf dem Support befestigt, bewegt sich mit diesem parallel zur Spindel und erzeugt dabei auf dem durch die Spindel in Umdrehung gebrachten Arbeitsstück die gewünschten, beliebig tief anzufertigenden Schraubengänge.

Die D. findet endlich noch für manche Arten der Bearbeitung von Metallen Anwendung, bei der kein Wegnehmen von Metall, sondern nur eine Formveränderung durch eine andre Verteilung erzielt wird. Hierher gehört das Rändeln durch verschiedene kleine, an ihrem Umfang mit Einkerbungen, Figuren etc. versehene, gehärtete Stahlrädchen (Rändelräder, Krausräder, Moletten), welche um eine in einer Gabel (Rändelgabel) sitzende Achse drehbar sind und, durch ein Heft gehalten, genau wie gewöhnliche Drehstähle gehandhabt werden. Die Figuren etc. der Räder drücken sich bei der Drehung der Oberfläche des Arbeitsstücks auf. Die wichtigste Anwendung hat das Rändeln zur Anfertigung der vertieften Zeichnungen auf den Kattundruckwalzen gefunden. Eine andre Art der Anwendung der D. ist das Drücken, durch welches hohle Blechgefäße, namentlich Lampenbestandteile, fabriziert werden, indem man Blech mit Drückstählen gegen die Vertiefungen, bez. Erhöhungen eines auf der Spindel aufgespannten und mit derselben gedrehten Holzmodells drückt und dadurch dieses gleichsam mit Blech überzieht (Aufziehen). Die Modelle oder Futter sind von hartem Holz, selten von Blech und manchmal wegen des spätern Trennens von der Blechtafel zwei- und mehrteilig. Die Drückstähle sind Polierstähle ohne scharfe Kanten und Zuspitzungen und werden wie die Drehstähle gehandhabt. Durch das Drücken können Blecharbeiten von kreisrunder oder ovaler (durch Ovalwerke) Form bedeutend leichter und gleichförmiger als durch Anwendung des Hammers erzeugt werden, weshalb die gedrückte Arbeit in neuerer Zeit die eigentliche Hammerarbeit ziemlich allgemein verdrängt hat. Je weicher das Blech ist, desto leichter gelingt das Drücken, daher gedrückte Arbeiten in Zinn, Britanniametall, Kupfer und feinem Silber bedeutend leichter auszuführen sind als in Messing, Tombak, Silberlegierungen oder gar Argentan und Eisenblech. Für große Arbeitsstücke dient eine Drückdrehbank, welche sich von der gewöhnlichen D. besonders durch die vertikale Stellung der mit Zahnrädern betriebenen Spindel unterscheidet. Vgl. Neumann, Handbuch der Metalldreherei (Weim. 1882).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 255
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[255] Drehbank. Bei den gewöhnlichen Drehbänken mit frei hängender Planscheibe für große Werkstücke entsteht durch den großen Druck auf den Spindelkopf eine starke Abnutzung des Kopflagers und infolgedessen sehr bald ein Überhängen der Planscheibe, welches ein genaues Abdrehen außerordentlich erschwert, indem dazu ein öfteres Nachstellen des Lagers erforderlich wird. Um diesem Übelstand zu begegnen, hat man für die Bearbeitung großer Arbeitsstücke eine Anordnung getroffen, bei welcher die Planscheibe eine wagerechte und somit die Spindel eine senkrechte Lage erhält. Da außerdem diese Drehmaschine genannte D. das Aufbringen und Zentrieren der Arbeitsstücke wesentlich erleichtert, so erlangt sie fortwährend weitere Verbreitung zum Abdrehen von Schwungrädern, Seil- und Riemenscheiben, Turbinenrädern u. dgl. bis zu einem Durchmesser von 10 m und einer Höhe von 2,5 m. Die entsprechend große Drehscheibe erhält ihre Umdrehung von einem Rädervorgelege, das mit Hilfe von Wechselrädern einen großen (16fachen) Wechsel in der Umdrehgeschwindigkeit gestattet. Zur Aufnahme der Drehstähle dienen Werkzeugträger, die entweder an einem über der Scheibe nach Art der Radialbohrmaschinen horizontal schwebenden Arm oder an einem querüber liegenden, nach Art der Hobelmaschinen mit den Enden in zwei seitwärts vertikal stehenden Ständern geführten Balken hängen. In beiden Fällen lassen sich diese Werkzeugträger mit dem Arm und dem Balken sowie mit einem Schlitten auf das genaueste in der Höhe und horizontal einstellen sowie mit Hilfe einer Leitspindel selbstthätig horizontal oder vertikal schalten, je nachdem die obere Fläche oder die Umfläche des Arbeitsstücks abgedreht werden soll. Daß diese Drehbänke zugleich als Ausdreh- und Bohrmaschinen (für Naben, Ringe, Cylinder etc.) verwendet werden können, erhöht ihre Brauchbarkeit noch. In welchen Größen sie gebaut sind, beweist die Thatsache, daß die Maschinenfabrik von Schieß in Düsseldorf-Oberbilk eine solche Drehmaschine im Gewicht von 65,000 kg hergestellt hat.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 208
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[208] Drehbank, s. Holzbearbeitung.