MKL1888:Dithyrambos
[7] Dithyrambos (griech.), ursprünglich ein Beiname des Dionysos, der von seiner Doppelgeburt (Dithyros) ausgegangen sein soll, danach Name der ihm zu Ehren gesungenen Festlieder, in denen in leidenschaftlich erregter Weise die Schicksale des Dionysos, später auch andrer Götter und Heroen unter Begleitung von Instrumentalmusik (besonders Flöten) und in Verbindung mit mimischen Darstellungen besungen wurden. Der D. (auch Dithyrambi) stellt eine eigne Gattung der lyrischen Poesie dar, die als Ausfluß einer künstlich erhöhten Gemütsstimmung zur ekstatischen Lyrik wird, und bildet, da die letztere durch sinnliche Mittel (Weinrausch) erzeugt (Orgiasmus) ist, das Gegenstück zur (weltlichen und geistlichen) Ode, welche aus durch Ideen erzeugter Begeisterung (Ideenrausch, Enthusiasmus) entspringt. Eigentliche Heimat des D. war Athen, wo an den glänzenden Dionysosfesten die berühmtesten Lyriker, wie Lasos von Hermione (500 v. Chr.), Simonides von Keos, Pindar u. a., mit ihren Dithyramben wettkämpfend auftraten; Erfinder desselben aber war (nach Herodot) Arion in Korinth (um 620). In Athen ging aus dem D. mit der Zeit die Tragödie hervor. Erhalten sind nur wenige Fragmente von Dithyramben (gesammelt in Bergks „Poetae lyrici graeci“). Unter den vorhandenen Hymnen des Pindar ist kein eigentlicher D.; unter den Horazischen Oden haben einige dithyrambischen Charakter. Musterbeispiel unter den Neuern ist Schillers „D.“; Goethes „Wanderers Sturmlied“ und „Harzreise im Winter“ fallen, da sie nicht aus Wein-, sondern einem orgiastischen Naturrausch entstammt scheinen, mehr unter den Begriff der (weltlichen) Ode. Aus dem Beinamen des Gottes schuf man übrigens auch eine besondere Person, als Begleiter des Dionysos, wie ihn Vasenbilder zeigen.