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MKL1888:Dipsăcus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dipsăcus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Dipsăcus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 10091010
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Dipsăcus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 1009–1010. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dips%C4%83cus (Version vom 27.12.2022)

[1009] Dipsăcus Tourn. (Kardendistel), Gattung aus der Familie der Dipsaceen, zwei- oder mehrjährige, borstig behaarte oder stachlige Kräuter mit gegenständigen, gesägten oder fiederspaltigen Blättern, gipfelständigen Blütenköpfchen, langen, steifen, borstigen Deckblättern und mit dem Kelchsaum gekrönten, einsamigen Achenen. 36 Arten in Europa, Nordafrika und Asien. D. Fullonum L. (Weberkarde, Walkerdistel, Kardätschendistel, Tuch- oder Rauhkarde), bis 1,8 m hoch, mit sitzenden, sägezähnigen Blättern (die stengelständigen sind breit verwachsen), wagerecht abstehenden, an der Spitze hakenförmig gekrümmten Hüllblättchen, steifen, länglichen, begrannt-haarspitzigen Spreublättchen, die so lang wie die Blumenkrone und zurückgekrümmt sind, und lilafarbigen Blüten, wächst wild in England und in Südeuropa und wird ihrer Blütenköpfe halber als wichtige Handelspflanze in Frankreich, England, Holland, Italien und Süddeutschland, besonders in der Pfalz und in einigen Gegenden Österreichs, auch in Schlesien, der Provinz und dem Königreich Sachsen gebaut. Sie verlangt einen thonigen, bindenden, wasserhaltenden Boden und wird breitwürfig oder besser in Reihen gesäet, vorteilhafter aber auf besondern Pflanzbeeten erzogen und im Sommer wie Runkelrüben in Entfernungen von etwa 60 cm verpflanzt. Die Karde blüht im zweiten Jahr, und die Ernte beginnt gewöhnlich Ende Juli oder Anfang August vor dem völligen Abblühen, dauert aber wegen der ungleichmäßigen Entwickelung der Blütenköpfe oft mehrere Wochen. Ein Hektar liefert durchschnittlich 240,000 Kardenköpfe von allen Größen. Diese dienen zum Aufkratzen und Appretieren [1010] wollener Gewebe. Man bevorzugt die französischen (Rouener, Avignoner) wegen ihres vorzüglich festen Gehäkes, welches sie einer sehr sorgfältigen Kultur und den klimatischen Verhältnissen verdanken. Beim Anbau leidet die Weberkarde durch Frost, Meltau, Regen bei der Ernte und durch ein Aaltierchen (s. d.), welches die Kernfäule verursacht und durch rechtzeitiges Ausbrechen und Verbrennen der kernfaulen Köpfe vertilgt werden kann. D. sylvestris L. (wilde Kardendistel),m hoch, mit am Rand kahlen oder zerstreut-stachligen Blättern und nicht hakig gekrümmten Spreublättchen, wächst auf wüsten Plätzen, Wegrändern etc. Die gegenüberstehenden Blätter bilden durch Verwachsung ihrer Ränder kleine Becken, in welchen sich Regenwasser sammelt (Venuswaschbecken, daher auch der griechische Name „die Durstige“). Aus Drüsen der Blätter schießen von Zeit zu Zeit Protoplasmafäden bis in das Wasser hervor, um aus diesem, wie es scheint, Ammoniak oder andre Pflanzennahrungsstoffe aufzunehmen.