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MKL1888:Dido

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dido“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Dido“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 947
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Dido. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 947. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dido (Version vom 11.06.2021)

[947] Dido („die Schweifende“), eigentlich Beiname der phönikischen Mondgöttin, der wandernden Astarte (s. d.), welche auch Burggöttin von Karthago war. Von ihr wurden der Name und Züge des Mythus übertragen auf Elissa, die Tochter des tyrischen Königs Mutton, die nach dessen Tod ihren Oheim Sicharbaal (Akerbas, bei Vergil Sichäus), einen Priester des Melkart, heiratete. Ihr Bruder, der König Pygmalion, ließ aus Habsucht denselben heimlich ermorden, worauf D. mit dessen Schätzen und begleitet von vielen Tyrern entfloh, um einen neuen Wohnsitz zu suchen. Sie landete in Afrika, unweit der phönikischen Pflanzstadt Ityke (Utica), und baute auf dem Boden, den sie von dem numidischen König Hjarbas gekauft hatte, die Burg Bozhra, welchen Namen die Griechen in Byrsa („Rindshaut“) umgestalteten. Hieraus mag wohl die Sage entstanden sein: D. habe von Hjarbas nur so viel Land erkauft, als mit einer Stierhaut belegt werden könne, dann aber listig die Haut in dünne Riemen zerschnitten und damit einen großen Raum umgrenzt. Die neue Kolonie erweiterte sich bald so, daß D. noch zur Gründung einer Stadt schreiten konnte, die zuerst Tyrus (Zor), dann Karchedon oder Karthago („Stadt“) genannt wurde. Nach einiger Zeit forderte Hjarbas die Hand der D., diese willigte scheinbar ein, gab sich aber, um dem Ansinnen zu entgehen, auf dem Scheiterhaufen selbst den Tod. Vergil hat die Sage von D. mit poetischer Freiheit behandelt. Nach ihm verläßt sie Tyrus mit ihrer Schwester Anna, nimmt während des Aufbaues der neuen Stadt den nach Libyen verschlagenen Äneas auf, entbrennt in heftiger Liebe zu ihm und gibt sich auf dem Scheiterhaufen den Tod, da der Geliebte auf Jupiters Befehl hat scheiden müssen.