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MKL1888:Damiāni

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Damiāni“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Damiāni“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 438
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Damiāni. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 438. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dami%C4%81ni (Version vom 06.01.2023)

[438] Damiāni, Peter, lat. Petrus de Honestis, einer der einflußreichsten Geistlichen des 11. Jahrh., geb. 1007 zu Ravenna, hütete in seiner Jugend die Schweine, studierte, von seinem wohlhabend gewordenen Bruder Damianus, dessen Namen er auch aus Dankbarkeit annahm, unterstützt, zu Faenza und Parma und wurde, unbefriedigt von einem weltlichen Leben, das er geführt, Abt von Santa Croce d’Avellano im Stift Gubbio, als welcher er die Geißelübungen in eine Methode brachte, aber auch auf die Verbesserung des Kirchenregiments und der Sitten des Klerus hinzielende Schriften verfaßte, darunter das „Liber Gomorrhianus“, das die Ausschweifungen des Klerus so nackt und anschaulich schildert, daß der Papst das Buch unterdrückte. 1057 zum Kardinal und Bischof von Ostia erhoben, eiferte D. seitdem in Gemeinschaft mit Hildebrand (später Gregor VII.) gegen die Simonie und für das Cölibat, so namentlich auch auf dem Laterankonzil von 1059, und setzte die Umwandlung der Kanoniker in besitzlose regulierte Chorherren vom Orden des heil. Augustin durch. Der Abscheu vor der Sittenlosigkeit der römischen Geistlichkeit bewog ihn 1061 zur Rückkehr ins Kloster. Allein schon 1062 mußte er als päpstlicher Legat zur Reformation des Klosters Clugny nach Frankreich gehen. Obwohl D. die Herrschsucht und den Hochmut Hildebrands nicht teilte, so ordnete er sich ihm doch unter und verfocht mit der ihm eignen volkstümlichen Beredsamkeit die Sache des Papsttums. Dem Kaiser Heinrich IV. trat er 1069 mit so ernstlichen Vorstellungen entgegen, daß derselbe fast ohne Widerrede sein Vorhaben der Ehescheidung aufgab. Damianis letzte Sendung ging nach Ravenna, dessen Bürger nach dem Tod ihres kaiserlich gesinnten Erzbischofs der römischen Kirche wiedergewonnen wurden. Auf der Rückreise starb er 23. Febr. 1072 in Faenza. Seine Briefe, Reden, Biographien von Heiligen und Traktate wurden vom Kardinal Cajetan gesammelt und mehrmals (am besten Vened. 1743, 4 Bde.) herausgegeben. Als Philosoph hat er in seiner „Epistola de Dei omnipotentia“ die weitgehendsten Ansichten über die göttliche Allmacht, welche auch das Geschehene ungeschehen machen, Allgegenwart, vermöge welcher Gott den Raum erfüllen und auch nicht erfüllen, und Allwissenheit, kraft welcher Gott alles mit einem und zwar einfachen Blick umfassen könne, aufgestellt. Vgl. A. Vogel, Peter D. (Jena 1856); Neukirch, Das Leben des P. D. (Götting. 1875).