MKL1888:Döbeln
[16] Döbeln, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, 109 m ü. M., an der Freiberger Mulde, welche die Stadt wie eine Insel rings umschließt, an den Linien Leipzig-D.-Dresden, Riesa-Chemnitz und D.-Oschatz der Sächsischen Staatsbahn (Zentralbahnhof 2,5 km westlich beim Dorf Kleinbauchlitz) reizend gelegen, mit reinlichen, breiten Straßen, hat 2 Kirchen (die uralte, 1479–85 umgebaute Nikolaikirche und die Niedergottesackerkapelle), ein altes, neuerlich restauriertes Rathaus, ein ehemaliges Benediktiner-Nonnenkloster (um 1330 von Staucha hierher verlegt und 1582 eingegangen) und (1880) 11,802 Einw. (122 Katholiken). Die Industrie umfaßt Eisengießereien, Fabriken für Maschinen, Zigarren, lackierte Blechwaren, Leder, Tuch, Fässer, Brückenwagen, Silberwaren, Pianofortes, Drechsler- und Holzwaren, Spritzen, Zucker, ferner Wagen- und Stuhlbau sowie bedeutende Getreidemärkte. D. ist Sitz einer Amtshauptmannschaft und eines Amtsgerichts, hat ein Realgymnasium mit Landwirtschaftsschule, eine Handelsschule, eine landwirtschaftliche Versuchsstation, eine Gasleitung, Wasserleitung und Kanalisation; der Stadtrat besteht aus 9 und das Stadtverordnetenkollegium aus 18 Mitgliedern. – D. (ursprünglich Dobelin) wurde 981 von Otto II. dem Kloster Memleben geschenkt, welches die Herren von D., eine Seitenlinie der Burggrafen von Dohna, damit belehnte. Später wurde es meißnisch und kam zuletzt an das Haus Sachsen. Als Stadt wird es zuerst 1294 erwähnt. In den Jahren 1429 und 1430 wurde D. von den Hussiten fast ganz zerstört; auch im Bruder- und im Dreißigjährigen Krieg litt es viel. Vgl. Hingst, Chronik von D. (Döb. 1872).
[252] Döbeln, (1885) 11,972 Einw.