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MKL1888:Cyperaceen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Cyperaceen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Cyperaceen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 385
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Cyperaceen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 385. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Cyperaceen (Version vom 20.08.2021)

[385] Cyperaceen (Cypergräser, Halbgräser, Scheingräser, Riedgräser), monokotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Glumaceen, grasartige, meist perennierende Gewächse mit dreikantigen Stengeln und dreizeilig gestellten, schmalen Blättern, deren Scheiden geschlossen sind. Die Blüten bilden Spirren oder zusammengesetzte Ähren und haben Deckspelzen, aber keine Vorspelzen. Das Perigon fehlt oder besteht aus Borsten, welche bei der Gattung Wollgras (Eriophorum) zur Fruchtzeit in lange, wollartige Fäden auswachsen. Staubgefäße finden sich meist drei, selten sechs. Das Pistill hat einen einfächerigen Fruchtknoten mit einer einzigen grundständigen Samenknospe und zwei oder drei mehr oder weniger verwachsene Griffel, deren Enden an der Innenseite Narbenpapillen tragen. Oft sind Zwitterblüten vorhanden, bei der Gattung Carex finden sich dagegen eingeschlechtige Blüten, welche ein- oder zweihäusig, bald in demselben Ährchen vereinigt, bald auf besondere Ährchen verteilt sind; die männlichen bestehen nur aus drei Staubgefäßen, die weiblichen nur aus einem Pistill, welches von einem eigentümlichen Organ, dem sogen. Schlauch (utriculus), eingeschlossen wird. Letzterer ist als ein Vorblatt zu betrachten, welches, die Blüte umwachsend, zu einem schlauchförmigen, oben offenen Gebilde wird. Später vergrößert es sich, erhärtet und umhüllt die abfallende Frucht. Die Früchte sind überall einsamige Nüßchen; der Same enthält ein stärkereiches Endosperm, in welchem, sehr abweichend von den echten Gräsern, ein sehr kleiner, im Grund befindlicher Embryo ringsum eingeschlossen ist. (Vgl. Böckeler, Die C. des königlichen Herbariums zu Berlin, in „Linnaea“, neue Folge, Bd. 2 u. ff.) Die C., die an 2000 Arten zählen, finden sich vorzugsweise an feuchten, sumpfigen Stellen; sie sind über die ganze Erde verbreitet, gehören aber in der größten Anzahl der Arten und der Individuen der nördlichen gemäßigten Zone an, wo sie auf sumpfigem Boden die sogen. sauren Wiesen bilden und sowohl gegen den Nordpol hin als auch in den höhern Regionen der Alpen vorherrschend werden. In den Tropen ist vornehmlich die Gattung Cyperus in zahlreichen Arten vertreten. Die C. sind meist schlechte Futterpflanzen, die der Landwirt als Sauergräser bezeichnet, und gewähren mit Ausnahme des Cyperus esculentus L., in Südeuropa, dessen zucker- und ölreiche Knollen die Erdmandeln liefern, keine Genußmittel. – Fossile Arten von Carex Mich., Cyperus L. und Cyperacites Schimp. finden sich in Tertiärschichten.