MKL1888:Cyklus
[382] Cyklus (griech. kyklos, „Kreis, Zirkel“), in Bezug auf Chronologie eine wiederkehrende Reihenfolge von Jahren, nach deren Ablauf gewisse Zeitverhältnisse oder Erscheinungen sich stets erneuern oder wiederholen. Ein und derselbe C. zwei- oder mehreremal wiederholt bildet eine Periode (s. d.). Die drei hauptsächlichsten Cyklen, welche in den Daten alter Urkunden vorkommen, sind der Sonnencyklus, Mondcyklus und Indiktionscyklus. Über den Sonnencyklus (cyclus solaris oder concurrentium), auch Sonnenzirkel genannt, oder C. des Sonntagsbuchstaben sowie über den Mondcyklus oder C. von 19 Jahren (cyclus lunaris, c. decemnovennalis), C. der goldenen Zahl, vgl. Kalender. Die Einführung des Mondcyklus in die kirchlichen Zeitrechnungen wird gleich der des Sonnencyklus Dionysius dem Kleinen zugeschrieben, welcher auch das Jahr vor Christi Geburt zum ersten dieses C. bestimmte. Ostercyklus (cyclus paschalis, circulus magnus paschae, nach dem ersten Erfinder auch periodus Victoriana und nach dem Verbesserer periodus Dionysiana benannt) oder großes Jahr (annus magnus) heißt eine aus Sonnen- und Mondcyklus kombinierte Periode von 28 × 19 = 532 Jahren, nach deren Verlauf Wochentage und Mondphasen wieder in dasselbe Verhältnis zu einander und zu den Monatsdaten treten wie vordem, so daß also der gesamte Kalender in seine alte Ordnung wieder zurückkehrt. Der Indiktionscyklus oder C. der Römerzinszahlen ist ein Zeitraum von 15 Jahren, welche mit 1–15 bezeichnet werden (Indiktionszirkel). In Verbindung mit dem 19jährigen Mondcyklus steht der Epaktencyklus (s. Epakten).