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MKL1888:Cluny

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Cluny“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Cluny“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 183
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Cluny. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 183. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Cluny (Version vom 14.04.2021)

[183] Cluny (spr. klüni, lat. Cluniacum), Stadt im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Mâcon, an der Grosne (Nebenfluß der Saône) und der Eisenbahn Mâcon-Paray le Monial, ein reicher und industrieller Ort mit mehreren alten Kirchen, einer Bibliothek von 5000 Bänden, einem Museum, einer prächtigen, ehemals hochberühmten Benediktinerabtei, in deren Gebäuden sich gegenwärtig eine fachgewerbliche Normalschule befindet, und (1876) 4007 Einw., welche Papierfabrikation und Gerberei betreiben. – Die Abtei C. wurde vom Herzog Wilhelm von Aquitanien gestiftet und dem aus burgundischem Grafengeschlecht stammenden Abt Berno (910) übergeben, welcher die Klosterzucht nach der Benediktinerregel wiederherstellte. In allgemeinen Ruf kam die Abtei besonders durch den zweiten Abt, Odo (927–941), welcher die Ordensregel verschärfte. Neue Klöster wurden von C. aus angelegt, alte reformiert, und so entstand in dem Benediktinerorden die Kongregation von C., der Orden der Cluniacenser, d. h. eine Vereinigung vieler Klöster unter dem gemeinsamen Oberhaupt, dem Abt. von C., der deshalb den Titel „Erzabt“ führte, sowie die Abtei zu C. selbst „Archimonasterium“ genannt wurde. Die Statuten dieser Kongregation, Consuetudines genannt, regelten das klösterliche Leben bis in seine kleinsten Einzelheiten, zwängten selbst die Wohlthätigkeit in bestimmte Grenzen ein und ließen, indem sie Kleidung, Speise, selbst die Erholung durch Vorschriften ordneten, der individuellen Entwickelung gar keinen Spielraum. Bezeichnend ist besonders das Gebot des Schweigens an bestimmten Orten und zu gewissen Zeiten, daher für dieselben eine Art Zeichensprache eingeführt wurde. C. wurde der Ausgangspunkt der auf Befreiung der Kirche von der Herrschaft des Staats und insbesondere des Kaisertums gerichteten Reformation. Der Cluniacensermönch Hildebrand suchte als Papst Gregor VII. das Ideal seines Klosters zu verwirklichen. Ihre Gunst bezeigten die Päpste durch die zahlreichen der Kongregation und den Äbten verliehenen Privilegien und Auszeichnungen, durch welche die letztern den Bischöfen gleichgestellt und dem römischen Stuhl unmittelbar verpflichtet wurden. Der ausschweifende Übermut der Mönche zu C., welcher namentlich unter dem Abt Pontius (1109–1125) geübt wurde, fand allerdings noch einmal seinen Bändiger an dem ausgezeichneten Abt Petrus Venerabilis (s. d.) 1122–56. Mit den anwachsenden Reichtümern stellte sich die Verweltlichung immer mehr ein. Die Reformversuche der Äbte Hugo V. und Yvo im 13. Jahrh. sowie des Abtes Heinrich I. im 14. Jahrh. scheiterten an der unbezwingbaren Zuchtlosigkeit der Cluniacenser; 1528 geriet der Orden in vollständige Abhängigkeit von den Guisen. Spätere Reformen des sehr verbreiteten Ordens von C., wie z. B. die von Richelieu versuchte Vereinigung mit den Maurinern 1634, gaben Anlaß zu endlosen Streitigkeiten, welche erst mit der Aufhebung der Abtei und des ganzen Ordens 1790 endeten. Die Tracht der Cluniacenser war im Gegensatz zu der weißen der Cistercienser schwarz. Der von den Äbten von C. in Paris erbaute Palast, das Hôtel de C., ward 1833 von Du Sommérard zur Aufstellung seiner reichen Sammlung von mittelalterlichen Kunstgegenständen erworben und ging 1842 mit dieser an den Staat über. Vgl. Champly, Histoire de l’abbaye de C. (2. Aufl., Mâcon 1879); Greeven, Die Wirksamkeit der Cluniacenser auf kirchlichem und politischem Gebiet im 11. Jahrhundert (Wesel 1870); Cuchérat, C. au XI. siècle, son influence, etc. (2. Aufl., Autun 1873); Penjon, C., la ville et l’abbaye (Cluny 1885). S. Benediktiner.