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MKL1888:Chimay

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chimay“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Chimay“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 1025
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Chimay. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 1025. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chimay (Version vom 24.06.2021)

[1025] Chimay (spr. schimäh), Stadt in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Thuin, am Blanchefluß und an der Eisenbahn von Mariembourg nach Laon, mit einem Schloß und Park der Fürsten gleichen Namens, 2 Kirchen, einem Athenäum, bischöflichem Seminar, zahlreichen Eisenwerken, Hochöfen, berühmten Marmorbrüchen und (1884) 3310 Einw. Die Herrschaft C. wurde 1473 zur Grafschaft, 1546 zum Fürstentum erhoben und befindet sich seit 1750 im Besitz des Hauses Caraman. Gegenwärtiger Inhaber ist Joseph von Riquet, Fürst von C. und Caraman.

Chimay (spr. schimäh), 1) François Joseph Philippe de Riquet, Graf Caraman, Fürst von, geb. 21. Sept. 1771, Sohn des Grafen Victor Maurice de Riquet de Caraman, des Gemahls der Prinzessin Marie Anne de C., welcher 24. Jan. 1807 in Paris starb, Nachkomme des Peter Paul Riquet, welcher sich durch Unternehmungsgeist und besonders durch den Bau des Kanals von Languedoc vom Gärtner zum berühmten Mann aufschwang und 1666 von Ludwig XIV. geadelt wurde. Beim Ausbruch der Revolution Offizier, verließ C. als Royalist Frankreich, wurde nach der Restauration Ludwigsritter und Oberst der Kavallerie, 1815 vom Departement Ardennen in die Deputiertenkammer gewählt, wo er zur Opposition hielt, und lebte seitdem meist in den Niederlanden, wo er vom König 1820 zum Mitglied der Ersten Kammer der Generalstaaten ernannt wurde, in welcher Stelle er stets einen anerkennenswerten Freimut zeigte. Obgleich er bereits seit 1804 als Neffe und Erbe des letzten Fürsten von C. aus dem Haus Bossu, Besitzer der Chimayschen Domänen war, wurde sein Fürstentitel doch erst 1824 vom König der Niederlande bestätigt. Er starb 2. März 1843. Er war seit 1805 mit Therese von Cabarrus, der Witwe Talliens (s. d.), vermählt.

2) Joseph de Riquet, Fürst von Caraman und C., belg. Diplomat, geb. 20. Aug. 1808 zu Brüssel, Sohn des vorigen, folgte 1843 seinem Vater in der Fürstenwürde, stand mehrere Jahre im Dienste der belgischen Regierung und vertrat dieselbe als Gesandter im Haag, in Frankfurt a. M. und in Rom. Später lebte er teils auf seinem Schloß C., teils in Brüssel, wo er den seine Güter umfassenden Bezirk Thuin fast fortwährend im Kongreß vertrat. – Sein ältester Sohn, Prinz Joseph von Caraman-C., geb. 9. Okt. 1836, früher in diplomatischem Dienst, 1870–78 Gouverneur des Hennegaus, erhielt 1884 im klerikalen Kabinett das Portefeuille des Auswärtigen, trat aber nach wenigen Monaten zurück.