Zum Inhalt springen

MKL1888:Buntdruck

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Buntdruck“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Buntdruck“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 640641
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Farbdruck
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Buntdruck. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 640–641. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Buntdruck (Version vom 10.01.2023)

[640] Buntdruck (Farbendruck), 1) in der Buchdruckerkunst aller Druck in andern Farben als schwarz. Seine Geschichte ist fast ebenso alt wie die Buchdruckerkunst selbst; der Fust und Schöffersche Psalter mit seinen kunstvollen Initialen in Rot und Blau und seiner Schlußschrift in Schwarz und Rot ist hierfür der sprechendste Beleg, und das noch vorhandene Wappen des Kardinals Lang v. Wellenburg, Erzbischofs von Salzburg, in Holz geschnitten und gedruckt 1520 in acht Farben, beweist, daß man schon damals komplizierte Arbeiten auszuführen vermochte; gleichwohl sind nur äußerst wenige Beispiele mehrfacher Farbendrucke aus früherer Zeit bekannt. Erst im dritten Jahrzehnt unsers Jahrhunderts begann man den B. wieder mehr zu pflegen, und es war wohl der Engländer und Londoner Buchdruckereibesitzer William Savage, welcher die ersten und zugleich großartigen Erfolge hiermit erzielte; sein Werk „Practical hints on decorative printing“ (Lond. 1822) gibt hiervon ein glänzendes Zeugnis. Baxter, der nach ihm kam, konnte sich noch größerer Erfolge in künstlerischer Hinsicht rühmen, verband aber den Kupferdruck mit dem Buchdruck bei seinem Verfahren und verteuerte dasselbe hierdurch. In Deutschland ging C. Naumann in Frankfurt a. M. bahnbrechend vor; diesem folgte Ed. Hänel in Magdeburg. Das Verfahren des Buntdrucks erfordert vor allem aufmerksame und reinliche Behandlung sowohl der zu verwendenden Farben als der Druckutensilien und der Formen. Die trocknen Farben werden mit Wasser, Spiritus oder Äther und dann erst mit Firnis zusammengerieben. Die Verwendung des Buntdrucks zu industriellen Zwecken hat einen neuen Aufschwung erhalten durch die 1879 von Bacon gemachte Erfindung des teil- und zusammensetzbaren Farbtisches, bei welchem er denjenigen Teil der Buchdruckschnellpresse, welcher zur Verreibung oder Verteilung der Druckfarbe dient, aus einzelnen beweglichen Scheiben verschiedener Breite herstellte, wodurch es möglich wird, entsprechende Einrichtung des Druckfarbenbehälters vorausgesetzt, eine Anzahl Farben in geraden Linien dicht nebeneinander zu drucken, ohne daß [641] sich dieselben verwischen oder ineinander verlaufen. Dieser Art B. gerade entgegengesetzt ist der Irisdruck, bei welchem mit einer Walze zugleich mehrere Farben derart aufgetragen werden, daß dieselben nach dem Druck zwar selbständig nebeneinander erscheinen, an ihren Rändern aber, unter Erzeugung von Mischtönen, unmerklich ineinander übergehen und somit einen regenbogenartigen Effekt hervorbringen. Der Irisdruck wird verwandt zur Darstellung des Himmels bei landschaftlichen Illustrationen, zu Affichen, Fonds von Wertpapieren etc. Letzterm Zweck dient namentlich auch der Tondruck, in welchem der Untergrund dieser Papiere in einer matten und zarten Farbe teils von Holzstöcken und Celluloid, teils von Platten in Schriftmetall, Zink etc., mit oder ohne Schrift und Verzierungen, gedruckt wird; häufig sucht man durch Nachahmung der Farbe des chinesischen Papiers vermittelst Tondrucks auch Bildern größere Wärme und Weichheit zu verleihen. Der Gold-, Silber- oder Bronzedruck fällt auch in die Klasse des Buntdrucks; letzterer hat jetzt, wo billige Bronzen fast in allen Farben zu erlangen sind, namentlich beim Druck von Warenetiketten u. dgl. große Ausdehnung erlangt. Der Congrevedruck (s. d.) ist ein fast nur noch in England geübtes Verfahren zur Herstellung mehrfarbigen Druckes, bei welchem eine Metallplatte in so viele genau ineinander passende Teile zerlegt wird, wie der Druck Farben zeigen soll; diese Teile werden einzeln eingefärbt, vor dem Druck aber wieder zusammengefügt und dann mit einemmal zum Abdruck gebracht; er dient zur Herstellung von Fonds zu Wertpapieren, Warenetiketten etc. Man konstruiert auch für B. besonders geeignete Maschinen, sogen. Zwei- und Vielfarbendruckmaschinen (s. Schnellpresse). – 2) Lithographischer B. (Chromolithographie), s. Lithographie und Ölfarbendruck.