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MKL1888:Bronzefarben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bronzefarben“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Bronzefarben“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 463
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Bronzefarben. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 463. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bronzefarben (Version vom 25.06.2021)

[463] Bronzefarben, fein gepulverte Metalle und Metalllegierungen, werden aus Blattmetall dargestellt, indem man dasselbe mit einer Kratzbürste durch ein Eisendrahtsieb reibt und in einer Reibmaschine unter Zusatz von Öl weiter behandelt. Man benutzte zu B. ursprünglich nur die Schawine oder den Schabig, den Abfall von der Bereitung des Blattmetalles; bei dem gesteigerten Bedarf reicht dies Material aber nicht mehr aus, und man schlägt jetzt Metalle lediglich zum Zweck der Darstellung von B., zum Teil auch mit Hilfe von Maschinen. Die verschiedenen Nüancen der B. entstehen durch Erhitzen des Pulvers, wobei sich die bekannten Anlauffarben bilden. Das Metall der B. besteht für helle Nüancen aus 83 Kupfer und 17 Zink, für rote aus 94–90 Kupfer und 6–10 Zink. Man erzielt auf die angegebene Weise alle Farben bis auf Hellblau. Um diese Lücke auszufüllen, färbt man weiße Zinnbronze mit Anilinblau oder behandelt eine Bronzefarbe aus einer Legierung von 100 Teilen Zinn, 3 Teilen arsenfreiem Antimon und 0,166 Teilen Kupfer mit Schwefelwasserstoff, bis sie gelb geworden ist, wäscht gut aus und erhitzt sie ungefettet im Ölbad, bis sie blau geworden ist. Als Surrogate der B. hat man goldgelbes wolframsaures Wolframoxydnatron (Safranbronze), violettes wolframsaures Wolframoxydkali (Magentabronze), Musivgold, violettes Chromchlorid, kristallisiertes Jodblei, Derivate des Hämatoxylins, Anilinfarben, Murexid und grünes Hydrochinon empfohlen. Das sogen. Eisenschwarz ist durch Fällen mit Zink erhaltenes, sehr fein verteiltes Antimon und dient besonders zum Überziehen von Gipsfiguren. Die Surrogate der B. verdienen um so mehr Beachtung, als die echten gegen Schwefelwasserstoff, Säuren und die Einflüsse der Luft sehr empfindlich sind; dagegen wird die Verwendbarkeit mancher Surrogate, besonders der Wolframbronze, durch ihr geringes Deckvermögen, welches eine Folge des kristallinischen Zustandes ist, sehr beeinträchtigt. Man benutzt B. zum Überziehen (Bronzieren) von Gips-, Holz-, Metallgußwaren, in der Buch- und Steindruckerei, Wachstuch- und Tapetenfabrikation, in der Lackierkunst etc. Bronzefarbe wurde zuerst von Andreas Huber 1750 in Fürth dargestellt; Pickel und Courrier in Fürth lieferten 1781 ein goldähnliches Bronzepulver, aber noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hatte das Fabrikat so wenig Verwendung gefunden, daß 1 Pfd. für 1 Fl. verkauft wurde. Erst nachdem es den Bemühungen der Fürther und Nürnberger Fabrikanten gelungen war, B. in allen Nüancen bis auf Hellblau darzustellen, verbreitete sich die Fabrikation über Bayern, Westfalen, das Elsaß, Frankreich und England. Vgl. Brokat.