MKL1888:Brière de l’Isle
[169] ✽ Brière de l’Isle (spr. briähr d’líhl), franz. Divisionsgeneral, geb. 4. Juni 1827 zu St.-Michel des Français (Kolonien), verließ 1852 die Offizierschule St.-Cyr als Unterleutnant und machte die Expedition nach China und Indochina mit, wohin er später (1866–68) als Oberstleutnant wieder geschickt wurde. 1870 war er Oberst, wurde bei Sedan an der Spitze des 1. Regiments Marine-Infanterie verwundet und brachte als Kriegsgefangener den Winter in Deutschland zu. Seit seiner Rückkehr bis 1877 stand B. im Marineministerium dem Büreau für die Infanterietruppen vor, ging dann als Gouverneur nach Senegal, wo sich ihm Gelegenheit bot, sein Verwaltungstalent zu bethätigen, avancierte 1881 zum Brigadegeneral und schiffte sich im Dezember 1881 als Befehlshaber der 1. Brigade des Expeditionskorps nach Tongking ein. Bei Bac-Ninh befehligte er die linke Kolonne, General Négrier die rechte, und das Glück war ihm so hold, daß er im September 1884 an Stelle des nach Frankreich zurückkehrenden Generals Millot zum Oberbefehlshaber ernannt wurde. Als solcher hatte er die Verantwortung für die Niederlage bei Langson zu tragen, welche in Frankreich eine schwere Krise hervorrief, das Ministerium Ferry (April 1885) zu Falle brachte und das Ansehen des französischen Eroberers im äußersten Osten gefährdete. Bekanntlich wurde die Hauptschuld auf den Obersten Herbinger gewälzt, der, schon krank, aus Verzweiflung darüber starb. In der Enquete über den Unheilstag äußerte der heimberufene General B., wenn die chinesische Kugel, welche den General Négrier verwundete, Herbinger getroffen hätte, so wäre Langson noch in französischen Händen. Er vermochte sich aber in den Augen der entrüsteten Menge von dem Vorwurf der Fahrlässigkeit nicht rein zu waschen, wurde beiseite geschoben und für sein Kommando durch die Ernennung zum Generalinspektor der Marine (Januar 1887) nur schwach entschädigt.