MKL1888:Boxen
[289] Boxen, eine Art des Faustkampfes bei den Engländern, die teils zum persönlichen Schutz, teils als Leibesübung gepflegt wird. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ward das B. zur eigentlichen Kunst, fand auch in den höhern Klassen Gönner, ja ward Nationalsache und bekam Schulen, „Professoren“ und eine Litteratur. In den größern Städten gibt es zum Unterricht in der „nobeln und männlichen Kunst des Boxens“ sogen. Sporting-Houses, die größten in London, meist mit einem Theater für die Schaugefechte der Boxer von Profession. Auch gibt es besondere Boxerklubs, welche das B. als Kunst üben und öffentliche Schauspiele damit anstellen, wobei Preise erteilt werden. Das B. geht nach bestimmten Regeln vor sich; die Bekleidung der Kämpfer, selbst ihr Gewicht, die Art zu schlagen, der Gebrauch der Arme und Fäuste u. dgl., alles ist genau geregelt. Die einzelnen Schläge haben ihre besondern Kunstnamen. Der oft blutige Kampf endigt, wenn ein Kämpfer derart zugerichtet ist, daß er zur Fortsetzung unfähig ist; er kann aus mehreren Gängen bestehen und dauert oft mehrere Stunden. Den niedergefallenen Feind darf man nicht mehr schlagen. Nach dem Gefecht werden die Preise ausgezahlt, die Einsatzgelder zurückgegeben und die Wetten berichtigt. Der Sieger wird von seiner Partei mit Jubel begrüßt. Der Titel Champion of England wird seit fast zwei Jahrhunderten demjenigen Boxer zuerkannt, der alle seine Nebenbuhler niedergekämpft und sich als der erste auf dem Ring behauptet hat. Neuerdings ist zwar das B. etwas abgekommen, kann aber doch immer noch als ein englisches Nationalvergnügen gelten und findet auch in der Presse als eine gesunde Leibesübung beredte Verteidiger. Vgl. Egan, Boxiana, or sketches of ancient and modern pugilism (Lond. 1824, 4 Bde.); Miles, Pugilistica; 144 years of the history of British boxing (das. 1881, 3 Bde.); Happel, Die Boxkunst (Leipz. 1863); Kapell, Das B. (das. 1882).