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MKL1888:Bièfve

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bièfve“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Bièfve“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 2 (1885), Seite 900
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Bièfve. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 900. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bi%C3%A8fve (Version vom 03.05.2022)

[900] Bièfve (spr. bjähw), Edouard de, belg. Maler, geb. 4. Dez. 1809 zu Brüssel, bildete sich auf der Kunstakademie daselbst und arbeitete dann von 1828 bis 1830 im Atelier des Historienmalers Paelinck. Schon 1828 war er mit einem mythologischen Bild: Eucharis und Telemach, aufgetreten, dem 1830 Masaniello und 1835 eine Geißelung Christi folgten. Bis dahin war er jener plastischen Malerei zugewandt, welche sein Lehrer aus der Davidschen Schule auf ihn übergeleitet hatte. Nun aber reihte er sich, indem er sich dem Studium van Dycks widmete, den drei großen Bahnbrechern der neuern belgischen Schule, Wappers, Gallait und de Keyser, an und zwar schon in seinem 1836 zu Brüssel ausgestellten Gemälde: Graf Ugolino und seine Söhne im Hungerturm zu Pisa, nach Dante. Nicht minder bedeutend war das folgende Werk: die letzten Augenblicke der Anna Boleyn. Sein berühmtestes Werk war das Gemälde: die Unterzeichnung des Kompromisses der niederländischen Edlen 16. Febr. 1566, welches für das belgische Nationalmuseum angekauft ward und mit Gallaits Abdankung Karls V. eine Wanderung durch Europa machte, welche namentlich in Deutschland eine vollständige Umwälzung im Sinn des Kolorismus hervorrief. Eine Originalwiederholung in kleinerm Maßstab besitzt die Berliner Nationalgalerie. Für den König von Preußen malte er: Karl I. von England, Rubens die goldene Ehrenkette umhängend; für den Sitzungssaal des Brüsseler Senats: Belgien, das Königtum gründend. Das Kompromiß hat er jedoch niemals wieder erreicht. Er starb, noch bei Lebzeiten vergessen, 7. Febr. 1882 in Brüssel.