MKL1888:Belzōni
[677] Belzōni, Giambattista, berühmter Reisender und Altertümersammler, geb. 1778 zu Padua als Sohn eines Barbiers, zeigte in Rom hydraulische Kunststücke, trat später aus Not in ein Kloster, verließ aber dasselbe bei der Ankunft der Franzosen und ging nach Padua zurück; von da 1800 nach Holland und 1803 nach England. Sein schöner und riesiger Wuchs veranlaßte ihn, sich in England, Madrid und Lissabon als Athlet sehen zu lassen. 1815 begab er sich nach Ägypten, wo er den englischen Konsul Salt für sich zu interessieren wußte. In seinem Auftrag leitete er die Arbeiten zur Wegschaffung des kolossalen Memnonskopfes zu Theben (jetzt im Britischen Museum); dann sandte ihn Salt nach Niedernubien, um den prachtvollen Tempel von Abu Simbal zugänglich zu machen. Auch dieses Werk gelang nach großen Anstrengungen, und B. war der erste Forscher, welcher das Innere des Riesenwerks betrat und beschrieb. Darauf das Thal Biban el Moluk untersuchend, entdeckte er hier ein großes Königsgrab, das von ihm ausgebeutet, genau modelliert und später zu Paris und London ausgestellt ward. Von Biban el Moluk wandte er sich nach dem Roten Meer, wo unter 23°30′ nördl. Br. das alte Berenike durch ihn wieder aufgefunden wurde. Nach Kairo zurückgekehrt, öffnete B. die zweite Pyramide von Gizeh, deren Inneres noch niemand gesehen hatte. Nachdem er noch Fayûm, die Ruinen von Arsinoë, den Mörissee und andre Orte untersucht hatte, drang er in die Libysche Wüste ein und gelangte zur Oase El Kassar, die von ihm für die Oase des Jupiter Ammon gehalten ward. Bald darauf (1819) ging er nach England und publizierte hier: „Narrative of the operations and recent discoveries in Egypt and Nubia“ (1821). Ende 1822 schickte er sich zu einer neuen Reise an, um von der Westküste Afrikas aus Timbuktu und die Nigerquellen aufzusuchen, starb aber auf dem Weg nach Benin zu Gato 3. Dez. 1823. Die Originalzeichnungen des von ihm eröffneten Königsgrabes wurden von seiner Gattin (Lond. 1829) herausgegeben. Vgl. Menin, Cenni biografici intorno al viaggiatore italiano G. B. (Mail. 1825).