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MKL1888:Batua

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Batua“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Batua“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 17 (Supplement, 1890), Seite 95
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Batua. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 95. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Batua (Version vom 13.05.2021)

[95]  Batua, Zwergvolk im Herzen des südlichen Congobeckens, die aber nur an wenigen Stellen die ausschließliche Bevölkerung bilden, vielmehr zerstreut unter den andern Bewohnern leben. Ihre Hautfarbe ist ein gleichmäßiges Dunkelbraun, die Nasen sind aufgestülpt, die Männer haben eine Größe von 1,40–1,44 m und etwas mehr Bartanlage, als dies sonst bei Negern der Fall ist, die häßlichen Weiber sind höchstens 1,20 m groß. Alle sind gut gewachsen und kräftig. Die Bekleidung besteht in einem aus der Raphiafaser gewebten schmalen Tuch. Nur die größern Häuptlinge mit ihrem Anhang sind an bestimmte Örtlichkeiten gebunden, die Masse des Volkes führt ein nomadisierendes Jägerleben, indem sie in Verbänden von acht und mehr Familien umherziehen, einige Monate an günstigen Jagdplätzen verweilen und dann weiterziehen. Elefanten, Büffel, Flußpferde fangen sie in großen, bis 4 m tiefen Gruben, auf deren Grund sie spitze Pfähle anbringen; auch jagen sie größere Tiere mit dem Speer, den sie aus dem Hinterhalt von Bäumen herabschleudern, worauf sie dem verwundeten Tier oft wochenlang folgen, bis sie dasselbe erlegen. Auch haben sie bis 1½ m lange Bogen mit Sehnen aus gespaltenem Rohr, die hölzernen Pfeile werden im Krieg vergiftet (Leichengift). Den Krieg führen sie in der Nacht, indem sie das Dorf ihrer Feinde mit Feuer umgeben und die Verwirrung der aus ihren Hütten Herausstürzenden benutzen, um dieselben niederzumachen. Gefallene Feinde und Gefangene sollen sie auffressen. Kleine, verwahrloste Grashütten in Bienenkorbform und ebenso ärmliche Häuschen mit einem Dach aus Palmwedeln dienen als Wohnungen. Auf ihren Reisen schlagen sie ihr Nachtlager in Bäumen auf, das wenige Reisegepäck müssen die Weiber schleppen. Das Fleisch der erlegten Tiere wird in kleine Stücke geschnitten und über dem Feuer getrocknet. Haben sie einen genügenden Vorrat, so geben sie dem Häuptling der nächsten Ortschaft ihren Tribut und tauschen nun auf neutralem Boden an bestimmten Tagen den Rest gegen andre Lebensmittel, Messingstangen und Perlen ein. Für diese letztern Luxusgegenstände kauft der Batua sich eine Frau, die für ihn Geld und Reichtum bedeutet und ihn mit zahlreichen Sprößlingen beschenkt, von denen aber bei der geringen Sorgfalt der Mutter nur wenige am Leben bleiben. Die B. sind an ganz verschiedenen Orten von Grenfell, François, Wißmann und Wolf gesehen und beobachtet worden. Der letztgenannte Reisende hält sie für die Urbevölkerung Zentralafrikas, von der bereits Aristoteles und Herodot erzählen, und glaubt, daß zwischen ihnen, den Akka und den Buschmännern Südafrikas ursprünglich eine Verbindung bestanden habe.