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MKL1888:Asphodĕlus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Asphodĕlus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Asphodĕlus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 948949
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Asphodĕlus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 948–949. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Asphod%C4%95lus (Version vom 04.11.2021)

[948] Asphodĕlus L. (Asphodill, Affodill), Gattung aus der Familie der Liliaceen, meist perennierende Kräuter mit grundständigen, linealen Blättern, blattlosem Stengel und großen, meist weißen Blüten in Trauben oder Ähren, finden sich hauptsächlich in den Mittelmeerländern. A. luteus L., mit gelben, wohlriechenden Blüten in gipfelständiger Traube, wächst in Sizilien und Griechenland. Die jungen Stengel werden in Sizilien als Gemüse wie Spargel gegessen. Die Wurzel war früher gegen allerlei Übel und als Amulett im Gebrauch. Von A. albus Willd., mit weißen Blüten, im südlichen Europa, wurde die scharfe, bittere, an Stärkemehl und Zucker reiche Wurzel ebenfalls als Heilmittel benutzt. In Frankreich verwendet man sie zur Spiritusfabrikation und gewinnt [949] ein angenehm riechendes Produkt. 100 Lit. Saft geben 8 L. Spiritus von 86°. A. ramosus L., mit weißen Blüten, in Griechenland, Spanien und Italien einheimisch und oft in großer Zahl die Wiesen schmückend, liefert in den Wurzelknollen eine Speise, die schon die alten Pelasger genossen. Bei den Griechen war diese Art der Persephone (auch der Demeter) geweiht; man schrieb ihr Wunderkräfte zu und pflanzte sie auf Gräber. In der Odyssee wird häufig der Asphodeluswiesen gedacht als eines Aufenthaltsorts der Seelen, wo Minos Gericht hält. Auch die Japaner pflanzen und stellen den weißen Affodill auf Gräber und in Begräbnishallen. Die Wurzelknollen von A. ramosus L., A. albus L., A. neglectus Schult. sowie häufig die ganz verschieden gebildete Zwiebel von Lilium Martagon L. wurden früher als Affodill-, Affolder-, Gold- und Drecklilienwurzel als urintreibend, die Menstruation befördernd und äußerlich bei Hautausschlägen und Geschwüren angewendet. Man kultiviert die Asphodelusarten bei uns als Zierpflanzen.