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MKL1888:Asphalt

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Asphalt“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 947948
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Wiktionary: Asphalt
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Asphalt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 947–948. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Asphalt (Version vom 15.09.2022)

[947] Asphalt (griech.), Bezeichnung sehr verschiedenartiger Natur- und Kunstprodukte, welche häufig miteinander verwechselt werden. In der Mineralogie gehören zur Asphaltgruppe (Ordnung der Harze) alle Produkte, welche durch Aufnahme von Sauerstoff aus Stein- oder Erdöl entstanden sind, im wesentlichen also aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen und in den ätherischen Lösungsmitteln löslich sind. Steinöl wird in den der Luft zugänglichen obern Gebirgslagen sehr bald braun, dickflüssiger, spezifisch schwerer, minder flüchtig und verwandelt sich schließlich vollständig in Bergteer. Dieser findet sich besonders in sandigen Schichten und lockern Sandsteinen an den meisten Bezugsquellen des Petroleums und wird durch Waschen oder Kochen mit Wasser abgeschieden, worauf man ihn durch Erhitzen von Wasser und, wenn nötig, auch von flüchtigern und flüssigern Bestandteilen trennt. Der Rückstand ist ein zähes, glänzend schwarzes Pech, welches in der Technik als Goudron minéral benutzt wird. Wie den Sand, durchdringt Bergteer auch Kalkstein und bildet so den Asphaltstein, welcher sich im Val de Travers, bei Seyssel, Volant und Chavaroche, bei Seefeld in Tirol, Lobsann im Elsaß, bei Limmer in Hannover und auf der dalmatischen Insel Brazza findet. Der Bergteer, welcher das Gestein durchdringt, ist überall eine Mischung verschiedenartiger Körper, die durch Lösungsmittel und Destillation wenigstens teilweise voneinander getrennt werden können. Unter 200° destillieren Kohlenwasserstoffe über, welche noch als Petroleum bezeichnet werden können; zwischen 200 und 250° destilliert das Petrolen, und als Rückstand bleibt sauerstoffhaltiges Asphalten, welches schwerer als Wasser, in der Kälte brüchig, in Äther unlöslich, aber löslich in Terpentinöl und Steinöl ist. Der eigentliche A. (Erdpech, Judenpech) der Mineralogen umfaßt auch noch verschiedene weichere oder sprödere Körper und findet sich am reinsten in kleinen Hohlräumen älterer Gesteine, in Drusen und Septarien, minder rein als Kluftausfüllung in Flözgebirgen und in eigentlichen Erzgangbildungen, sehr selten lagerartig, wie bei Avlona in Albanien. Auf Trinidad erfüllt er das Becken eines alten Bergsees (Asphaltsee), welcher mehr als 1000 Schritt lang und 120 Schritt breit ist; auch auf Cuba findet er sich massenhaft (mexikanischer A., Chapopote), enthält [948] aber an beiden Fundstätten erdige Beimengungen (bis 35 Proz.). Von den asiatischen Fundorten des Asphalts ist wenig bekannt; über das Vorkommen auf dem Toten Meer wurde in Verbindung mit der Sage von Sodom und Gomorrha sehr viel gefabelt, wogegen jetzt festgestellt ist, daß nur bisweilen Asphaltstücke durch Erdbeben vom Boden des Meers losgerissen und ans Ufer getrieben werden. Dieser orientalische oder ägyptische A. ist sehr rein und spröde, schwarz, fettglänzend, undurchsichtig, Härte 2, spez. Gew. 1,1–1,2, riecht, zumal nach dem Reiben, stark bituminös und dient als braunschwarze Farbe in der Ölmalerei, zu schwarzen Firnissen und Lacken, als Ätzgrund für Kupferstecher, zu Kitten, Salben, Pflastern etc.

Überzieht man eine Platte mit dünner Asphaltschicht, indem man sie mit ätherischer Asphaltlösung bestreicht, und setzt die Platte, zum Teil bedeckt, dem Licht aus, so lösen sich nach einiger Zeit nur noch die vor dem Einfluß des Lichts geschützt gewesenen Teile, und man erhält also, wenn man die Platte unter einem Negativ belichtete, durch Waschen mit Äther ein Bild. Von diesem Verhalten macht man Gebrauch beim photographischen Steindruck. Im Altertum benutzte man A. zum Einbalsamieren von Leichen, aber auch schon als Baumaterial (Babylon, Ninive), und diese letztere Verwendung des Asphaltsteins ist heute weitaus die wichtigste. Sie wurde durch den griechischen Arzt Eirinis begründet, welcher 1712 vom König von Preußen eine Konzession für die Asphaltlagerstätten im Fürstentum Neuchâtel (Val de Travers) erhielt und sich auch 1735 um die Entdeckung des Bergteers im Elsaß Verdienste erwarb. Er organisierte die Technik in derselben Weise, wie sie im wesentlichen noch heute geübt wird, und erzielte die günstigsten Resultate. Trotzdem geriet das Asphaltvorkommen im Val de Travers gegen den Anfang dieses Jahrhunderts wieder in Vergessenheit, und als 1802 das Vorkommen südlich von Genf, bei Seyssel, entdeckt wurde, galt die ganze daran sich knüpfende Asphaltindustrie als etwas Neues. Sie kam als Modesache zu hoher Blüte, verfiel dann aber ebenso schnell und wurde erst 1832 durch den Grafen Sassenay neu begründet. Man hat A. zu den verschiedenartigsten Zwecken benutzt, zu welchen man jetzt viel vorteilhafter Zement verwendet; aber unübertroffen ist die Brauchbarkeit des Asphalts für Straßen, Trottoirs und Terrassen über niedrigen Stockwerken oder Kellerbauten. Der Asphaltmastix, welcher in Broten von 25 kg in den Handel kommt, ist ein zusammengeschmolzenes Gemisch von gepulvertem Asphaltstein und Bergteer und wird bei der Verwendung noch mit etwa 5–6 Proz. Bergteer (bei 150–170°) unter Zusatz von 60 Proz. grobem Sand zusammengeschmolzen. Diese Masse breitet man auf einer ebenen und trocknen Lage von Zementbeton in etwa 15 cm starker Schicht unter raschem Druck mit einem Spatel aus, bestreut sie sofort mit Sand und schlägt auf denselben anhaltend, damit sich die obere Schicht der Asphaltmasse hinreichend mit Sand sättige. Eine neue Epoche für die Asphaltindustrie wurde durch die Arbeiten von Merian in Basel angebahnt, welcher zuerst erwärmtes Asphaltmehl auf die Straße schüttete und künstlich zusammendrückte. Zur Darstellung dieses komprimierten Asphalts wird roher Asphaltstein gröblich zerschlagen, durch Erhitzen auf 100–120° in rotierenden Blechtrommeln zum freiwilligen Zerfallen gebracht, dann heiß auf der gut abgeglichenen Betonlage in einer 4–5 cm starken Schicht ausgebreitet und mit heißen Rammen oder einer heißen Walze zusammengedrückt. Derartig hergestellte Straßen sind seit 1868 mehr und mehr in Anwendung gekommen, werden aber am vorteilhaftesten aus dem A. des Val de Travers hergestellt, welcher 11–12 Proz. Bitumen enthält, während sich in dem Stein von Seyssel nur 6–8 Proz. befinden. Die Steine von Lobsann und Limmer sind für diese Verwendung nicht recht geeignet. Die Asphaltstraßen bieten wesentliche Vorteile gegenüber den gepflasterten oder makadamisierten Straßen, sie sind vor allem leichter rein zu erhalten und vermeiden das erschütternde Getöse bei starkem Wagenverkehr; auch ist die Abnutzung geringer und die Schonung des Fahrmaterials bedeutend. Lasten sind auf Asphaltbahnen fast so leicht fortzubewegen wie auf Schienen, und wenn Steigungen von mehr als 1:60 vermieden werden, so ist bei gehöriger Sauberkeit der Straßen und bei entsprechender Aufmerksamkeit der Kutscher die Gefahr des Stürzens der Pferde durchaus nicht größer als auf Steinstraßen. Die Kosten der ersten Anlage sind fast völlig gleich denen des besten Granitpflasters, die jährliche Erhaltung kostet eine Kleinigkeit mehr; aber nach 7–10 Jahren ist das Granitpflaster so gut wie vollständig verbraucht, die Asphaltstraße dagegen noch völlig unversehrt. Ein aufgehobenes Asphaltpflaster behält zu demselben Zweck oder zur Bereitung von Mastix seinen ursprünglichen Materialwert. Der Verwendung des Asphalts ist die Unterschiebung von Surrogaten sehr nachteilig gewesen. Aus Bergteer und Kalkstein und ganz besonders aus eingekochtem Steinkohlenteer hat man Mischungen hergestellt, welche für manche Zwecke, z. B. zu Isolierschichten, zum Auskleiden von Zisternen, zum Überziehen von starkem Papier, aus welchem man alsdann Wasser- und Gasleitungsröhren formt, recht brauchbar, für Trottoirs und Straßen aber ganz ungeeignet sind. Vgl. Jeep, Der A. (Weim. 1867); Meyn, Der A. und seine Bedeutung für den Straßenbau (Halle 1872); Zetter, Der A. u. seine Verwendung in der Bautechnik (Zür. 1880); Schubarth, Über Asphaltstraßen (Berl. 1881); Dietrich, Die Asphaltstraßen (das. 1882).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 64
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[64] Asphalt. Der Asphaltmastix wird häufig mit Stein- und Braunkohlenteerpech verfälscht. Zur Prüfung bringt man etwa 1 g der Masse in ein Reagenzrohr, setzt 5 g Benzin hinzu und schüttelt, bis letzteres fast schwarz geworden ist. Dann gießt man die Flüssigkeit auf ein Filter und läßt 5–6 Tropfen in ein andres Rohr fallen. Diese Tropfen verdünnt man mit etwa 5 ccm Benzin, gießt ein gleiches Volumen 85gradigen Alkohols zu, schüttelt anhaltend und überläßt das Rohr der Ruhe. Die Flüssigkeit trennt sich in zwei Schichten, eine obere, stets dunkel gefärbte Benzinschicht und eine untere alkoholische, welche bei reinem A. farblos oder schwach strohgelb erscheint, bei Gegenwart von Teer aber goldgelb gefärbt ist, und zwar um so dunkler, je mehr Teer vorhanden ist. Auf diese Weise soll noch 1/50 Teer in der Mischung erkannt werden. Nach Hauenschild genügt auch folgendes Verfahren: Ein bis auf etwa 200° erhitztes Stück der Masse von etwa 1 g, nach dem Abkühlen und Pulvern mit etwa 5 ccm Alkohol von nicht unter 80° Gehalt in einem Reagenzglas behandelt, gibt bei nur 2 Proz. Gehalt an Braun- und Steinkohlenteerpech eine deutliche gelbe Färbung mit grünblauer Fluoreszenz von oben gesehen. Die Färbung nimmt ebenso wie die Fluoreszenz an Intensität mit Erhöhung des Pechgehalts zu und geht endlich ins Dunkelweingelbe mit grüngelber Fluoreszenz über.