MKL1888:Artushof
[890] Artushof (Junkerhof oder Tafelrunde), ursprünglich eine im 13. und 14. Jahrh. in den ritterlichen und fürstlichen Kreisen mit Vorliebe gefeierte Festlichkeit. Der Name bezieht sich insbesondere auf das dabei übliche Lanzenstechen, das Festmahl und dann auch auf den Raum, wo das Fest stattfand. Charakteristisch ist für dieses Fest, im Vergleich mit andern, die in Kostüm und Zeremoniell erstrebte Nachbildung der in den damaligen Rittergedichten geschilderten Tafelrunden, besonders der des sagenhaften Königs Artus (s. d.). Solche Artushöfe sind nachweislich in England, Deutschland und den Niederlanden, Frankreich und Spanien gehalten worden; am wenigsten gebräuchlich waren sie in Deutschland, am meisten und glänzendsten wurden sie begangen in Frankreich unter Karl VI., dessen Gemahlin Isabella von Bayern sie zur Zerstreuung ihres in Melancholie versunkenen Gatten veranstaltete, und in England, wo sie in Beziehung zum heil. Georg gesetzt und Nationalfeste wurden, auch innerhalb des Ritterordens vom Hosenband noch heute fortbestehen. Eigentlich auf den Ritterstand beschränkt, haben sie auch in reichen und vornehmen Bürgerkreisen Eingang gefunden; daher rühren die hier und da noch vorhandenen, hallenartig gebauten Artushöfe, z. B. in Danzig, Thorn etc.