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MKL1888:Artikel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Artikel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 883
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Artikel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 883. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Artikel (Version vom 26.10.2024)

[883] Artikel (lat.), ein Redeteil, den viele Sprachen dem Substantiv beifügen, um den Begriff als einen bestimmten (der Mann) oder als einen unbestimmten (ein Mann) vorzustellen. Der Name stammt aus dem Latein (articulus) und ist eine wörtliche Übersetzung des zuerst von Aristoteles gebrauchten griechischen Ausdrucks Arthron („Glied, Gelenk“), d. h. ein Wort, das eigentlich keine selbständige Bedeutung hat, sondern nur zur bessern Gliederung der Sätze dient. Übrigens zählten die griechischen Philosophen und Grammatiker außer dem A. auch verschiedene Pronomina dem Arthron zu. Der deutsche bestimmte A. ist weiter nichts als ein in seiner Bedeutung abgeschwächtes Demonstrativpronomen, und denselben Ursprung hat der bestimmte A. überall, wo er sich findet. So gehen das französische le, la, das italienische lo oder il und la, das spanische el und la auf das lateinische Demonstrativpronomen ille, illa („jener, jene“) zurück; der griechische bestimmte A. erscheint in dem altertümlichen Dialekt Homers noch als Demonstrativpronomen. Überhaupt tritt er fast immer erst in spätern Sprachstufen auf, um die durch Abschleifung der Laute verloren gehenden Endungen des Kasus, des Geschlechts und der Zahl zu ersetzen. Von den indogermanischen Sprachen hatten Latein, Sanskrit und Zend gar keinen A., und noch jetzt fehlt er allen slawischen Sprachen, mit Ausnahme des Bulgarischen, das ihn aber dem Substantiv nachsetzt, eine Erscheinung, die sich auch im Albanesischen, Rumänischen und in den skandinavischen Sprachen findet. Auch die semitischen Sprachen hatten ursprünglich keinen A.; im Hebräischen und Arabischen, wo er vorkommt, geht er dem Substantivum voraus, ebenso auch in dem hamitischen Altägyptisch, in den südafrikanischen Bantu- und andern Sprachen unzivilisierter Völker. Der unbestimmte A. ist eine noch modernere Sprachschöpfung; er ist überall, wo er sich zeigt, aus dem Zahlwort für eins entstanden. – A. nennt man außerdem auch die einzelnen in sich abgeschlossenen Abschnitte oder Unterabteilungen einer Schrift, z. B. eines encyklopädischen Werks, eines Vertrags, eines Gesetzes, einer Denk- oder Bekenntnisschrift; daher Friedens-, Kriegs-, Glaubensartikel. In letzterer Hinsicht sind die bekanntesten: die zwölf oder drei A. des sogen. Apostolischen Glaubensbekenntnisses, die Torgauer A. (1529), die A. der anglikanischen (1539) und gallikanischen (1682) Kirche u. a. – In der Kaufmannssprache ist A. s. v. w. Handelsgegenstand.