Zum Inhalt springen

MKL1888:Archilŏchos

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Archilŏchos“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Archilŏchos“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 772
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Archilochos
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Archilŏchos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 772. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Archil%C5%8Fchos (Version vom 03.11.2021)

[772] Archilŏchos, berühmter griech. Lyriker, namentlich als Iambograph hervorragend, aus Paros, Sohn des Telesikles und einer Sklavin, begleitete 720 oder 708 v. Chr. eine Kolonie nach Thasos an der thrakischen Küste, verließ aber auch diesen Ort bald wieder, durch Armut und Anfeindungen vertrieben, die er sich durch seine maßlose Schmähsucht zugezogen, und scheint seitdem an verschiedenen Orten Griechenlands gelebt zu haben. Nach Paros zurückgekehrt, fand er seinen Tod im Kampf gegen die Naxier. Die tiefe Erbitterung, in welche Armut und mannigfache Unfälle von Jugend an sein reizbares Gemüt versetzt hatten, äußerte sich in seinen Gedichten in herbem Spott über die Welt, selbst über seine Freunde, und in erbarmungslosen Schmähungen seiner Feinde. Von der tödlich verletzenden Wirkung seiner Iamben, welche darum sprichwörtlich waren, erzählte man, daß Lykambes, der ihm die früher verlobte Tochter Neobule verweigerte, sich mit seiner Familie in Verzweiflung über seine heftigen Angriffe erhängte. Die Alten stellten ihn wegen der Genialität, mit der er eine Fülle neuer metrischer Formen erfand und meisterhaft handhabte, neben Homer, Pindar und Sophokles. Die leider nicht zahlreichen Fragmente seiner Dichtungen (außer Iamben und Epoden, deren Form und Geist Horaz nachahmte, Hymnen, Elegien, Skolien etc.) bekunden eine mit strotzender Kraft gepaarte ungemeine Leichtigkeit und Gewandtheit des Ausdrucks. Beste Sammlung derselben in Schneidewins „Delectus poetarum graecorum“ und Bergks „Poetae lyrici graeci“; Übersetzung von Herder (in den „Zerstreuten Blättern“), Passow („Pantheon“), Weber („Elegische Dichter der Hellenen“, Frankf. a. M. 1826) und Hartung (Leipz. 1857).