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MKL1888:Apotheōse

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Apotheōse“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Apotheōse“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 695
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Apotheōse. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 695. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Apothe%C5%8Dse (Version vom 02.02.2022)

[695] Apotheōse (griech., lat. Consecratio), Vergötterung eines Menschen, insbesondere die feierliche Versetzung desselben unter die Götter. Dieser Gebrauch, durch Ehrfurcht und Dankbarkeit veranlaßt, durch Schmeichelei und Aberglauben fortgepflanzt und vervielfältigt, findet sich bei den meisten Völkern des Altertums, am frühsten bei den Assyrern, Ägyptern und Persern, dann auch bei den Griechen und Römern. Die Griechen vergötterten auf das Geheiß von Orakelsprüchen besonders verdiente Helden nach ihrem Tode, dann auch die Gründer von Kolonien und Städten; in der Folge eigneten sich Fürsten sogar noch bei Lebzeiten göttliche Würde zu und ließen sich in diesem Sinn Denkmäler und Ehrensäulen errichten. Bei den Römern war Romulus der erste und lange Zeit der einzige, dem die Ehre einer feierlichen A. zu teil wurde; der zweite war Julius Cäsar, den Augustus vergöttern ließ, wie ihm selbst nach seinem Tode diese Ehre zu teil wurde. Nach ihm nahmen dieselbe alle Kaiser, Vespasian ausgenommen, für sich in Anspruch, und sie wurde ihnen in der Regel infolge eines Senatsbeschlusses zugeteilt. Ähnliche Ehrenbezeigungen wurden in den Provinzen den Prokonsuln erwiesen, aber die Unsittlichkeit der damit Ausgezeichneten machte die ganze Sache bald zum Gespött. Die A. oder Konsekration der Kaiser und ihrer Gemahlinnen findet sich auf römischen Denkmälern sehr häufig. Gewöhnlich wird sie durch Aufschweben zum Himmel dargestellt, wobei die Kaiser von Adlern, die Kaiserinnen von Pfauen getragen werden. Auf Vasenbildern sieht man die A. des Herakles derart dargestellt, daß der Heros aus den Flammen des Scheiterhaufens auf einem Viergespann zum Himmel fährt. Berühmt ist auch die „A. Homers“, ein figurenreiches Relief wahrscheinlich aus dem 1. Jahrh. v. Chr., im 17. Jahrh. an der Via Appia gefunden, jetzt im Britischen Museum befindlich.