MKL1888:Amerīgo Vespucci
[457] Amerīgo Vespucci (spr. wespútschi), ital. Seefahrer, nach welchem Amerika benannt ist, geb. 9. März 1451 zu Florenz, wurde von seinem Oheim Antonio Vespucci, einem namhaften Gelehrten, unterrichtet und ging als Kaufmann 1490 nach Spanien, wo er zu Sevilla in ein italienisches Handlungshaus eintrat. Da letzteres die Ausrüstung der zweiten und dritten Reise des Kolumbus zu besorgen hatte, lernte er diesen selbst kennen und faßte infolgedessen den Entschluß, selbst den neuentdeckten Weltteil aufzusuchen. Er nahm 1499 an der Expedition des Admirals Alonzo de Hojeda nach Surinam teil, von wo er im Juni des nächsten Jahrs nach Spanien zurückkehrte, und wandte sich dann nach Portugal; wahrscheinlich begleitete er von hier aus 1499–1500 Yañez Pinzon auf seiner Reise nach Brasilien und Westindien und machte auf portugiesischen Schiffen 1501 bis 1502 (unter Alvarez Cabral) und 1503–1504 (unter Gonzalo Coelho) noch zwei Reisen nach Amerika, auf denen er namentlich die brasilische Küste bis Kap Cananea (25° südl. Br.) und vielleicht noch weiter südwärts erforschte. Auf Kolumbus’ Veranlassung trat er 1505 wieder in spanische Dienste, wurde 1508 zum Großsteuermann der Indienfahrten ernannt, erhielt auch das spanische Bürgerrecht und starb in Sevilla 22. Febr. 1512. Daß er 1507 eine fünfte Fahrt nach Amerika unternommen, steht nicht fest. Der Vorschlag, nach ihm die „Neue Welt“ zu benennen, ging ohne sein Wissen, wie zuerst Humboldt nachwies, von dem deutschen Buchdrucker Martin Waldseemüller zu St.-Dié in Lothringen aus, der 1507 unter dem Namen Hylacomylus eine Beschreibung der Reisen des A., dem er nach dessen Briefen einen Hauptanteil an den großen Entdeckungen zuschrieb, in dem vielgelesenen Werk „Cosmographiae introductio etc.“ herausgab, und fand alsbald allgemeine Annahme. Vgl. Varnhagen, A. V. (Lima 1865; dazu „Nouvelles recherches“, Wien 1869, und „Ainda A. V.“, das. 1874); S. Ruge, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (Berl. 1882).