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MKL1888:Alpenglühen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Alpenglühen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Alpenglühen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 403
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Alpenglühen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 403. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alpengl%C3%BChen (Version vom 27.12.2022)

[403] Alpenglühen, optische Erscheinung an den Gipfeln und Schneeflächen der Alpen vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang, entsteht auf dieselbe Weise wie die gewöhnliche Abendröte (s. d.) und verläuft in mehreren Phasen. Zur Zeit, wo sich das Abendrot am westlichen Himmel bildet, beginnen die schneebedeckten Gipfel der Alpen sowie alle erleuchteten Schneeflächen in brillantestem Rot zu glänzen. Diese erste Färbung ist bei heiterm Wetter am intensivsten und übertrifft dann das gleichzeitig vorhandene Abendrot. An Tagen aber, wo letzteres sehr stark und dann in der Regel etwas lichtarm auftritt, ist das eigentliche A. minder schön. Während nun die Sonne sinkt, erbleichen die Gipfel, und wenn sie von den Sonnenstrahlen nicht mehr direkt getroffen werden, heben sie sich einige Minuten lang dunkel vom Abendhimmel ab. Aber gleich darauf beginnt die zweite Färbung, bei welcher die sehr gleichmäßig, wenn auch matt erleuchteten Schneeflächen und die Gipfel aus hellem Gestein mit rötlichgrauem Glanz einen prachtvollen Kontrast zu dem tiefvioletten Himmel bilden. Erst wenn die Sonne 5–6° tief unter den Horizont gesunken ist, endet die Erscheinung, und die Berge verschwimmen in der allgemeinen Dämmerung. Bisweilen beobachtet man die Phasen des abendlichen Alpenglühens bei Sonnenaufgang in umgekehrter Folge, da aber der Kontrast der Helligkeit am Morgen viel schwächer ist, so ist die Erscheinung nie so glänzend. Unabhängig vom A. ist das besonders nach sonnigen Tagen wahrzunehmende schwache Leuchten der Eis- und Schneeflächen, welches oft einen großen Teil der Nacht hindurch anhält und auf Phosphoreszenz beruht, die man auch am Eis direkt nachgewiesen hat.