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MKL1888:Addison

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Addison“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 107
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Addison. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 107. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Addison (Version vom 05.11.2021)

[107] Addison (spr. ä́ddis’n), Joseph, engl. Dichter, Gelehrter und Staatsmann, geb. 1. Mai 1672 zu Milston in Wiltshire, studierte seit 1687 zu Oxford Theologie und zeichnete sich schon hier durch Abfassung lateinischer Verse aus. Im 22. Jahr versuchte er sich auch in der englischen Poesie und zwar zuerst mit Übersetzung eines Teils von Virgils „Georgica“. Durch den Schatzkanzler Montague und den Lord Somers erhielt er zur politischen Ausbildung einen Jahrgehalt von 300 Pfd. Sterl., worauf er Frankreich und Italien bereiste. Ein Ministerwechsel beraubte ihn dieser Unterstützung, jedoch erwarb er sich bedeutenden Ruf durch ein Gedicht auf die Schlacht von Blenheim: „The Campaign“ (1704). Er begleitete 1705 Lord Halifax nach Hannover, wurde durch dessen Verwendung Unterstaatssekretär und ging mit dem Vizekönig Warton nach Irland als Sekretär der Regierung. Bedeutenden Anteil nahm er an der von seinem Jugendfreund R. Steele herausgegebenen Wochenschrift „The Tatler“, noch mehr an dem „Spectator“, den er bald hauptsächlich leitete. Im J. 1713 wurde sein Trauerspiel „Cato“ aufgeführt. An sich ziemlich wertlos, fand es starker politischer Anspielungen wegen lebhaften Beifall, der ein Triumph der Whigs war. In derselben Zeit nahm A. an Steeles wesentlich politischer Zeitschrift „The Guardian“ teil sowie an dem „Whig Examiner“ und veröffentlichte einige publizistische Schriften. Im J. 1714 begleitete er den Vizekönig Grafen Sunderland wieder als Sekretär nach Irland, und 1716 heiratete er die verwitwete Gräfin von Warwick. Dem Posten eines Staatssekretärs, welchen er 1717 erhielt, entsagte er 1718 krankheitshalber, behielt aber eine Pension und widmete sich nun allein gelehrten Arbeiten. Er starb 17. Juni 1719 zu Holland House und ward in der Westminsterabtei beigesetzt. A. zeichnete sich durch christlich-frommen Sinn aus; nur trifft ihn bei den Streitigkeiten mit Steele und Pope (über die Übersetzung Homers) der Vorwurf einiger Eitelkeit. Den meisten Ruf verdankt er seinen in den Wochenschriften gelieferten Aufsätzen, durch die er auf die moralische Bildung der Engländer vorteilhaften Einfluß ausübte. Seine Schriften, darunter „Evidence of the christian religion“, kamen seit 1721 in London öfter heraus (besonders schätzenswert die Birminghamer Ausgabe 1761), zuletzt 1853–55, 6 Bde., und wurden auch fast sämtlich ins Deutsche übersetzt. Die „Essays“ erschienen neuerdings gesammelt Lond. 1863; eine Übersetzung seiner Beiträge zum „Tatler“ und „Spectator“ lieferte Augustin (Berl. 1866). Vgl. Aikin, The life of A. (Lond. 1843, 2 Bde.); Macaulay, Critical and historical essays, Bd. 2; Maschmeier, Addisons Beiträge zu den moralischen Wochenschriften (Berl. 1872); Courthorpe, Joseph A. (Lond. 1884).