MKL1888:Adams
[103] Adams, gewerbreicher Ort im nordamerikan. Staat Massachusetts, in der gebirgigen Grafschaft Berkshire, am obern Hoosacfluß, mit (1880) 5591 Einw.
Adams (spr. ä́ddäms), 1) Samuel, nordamerikan. Staatsmann, geb. 27. Sept. 1722 zu Boston, war Kaufmann daselbst und seit 1765 Mitglied der Legislatur von Massachusetts. Als Sprecher bei den Meetings unablässig thätig, die Bewegung gegen die englische Tyrannei in den Kolonien in Gang zu bringen, und 1774 als Abgeordneter von Massachusetts in den Delegiertenkongreß gewählt, drang er hier alsbald auf den Kampf mit England und wirkte zum Zustandekommen der Unabhängigkeitserklärung eifrigst mit. Washingtons Bestrebungen für Erweiterung der Macht der Zentralregierung trat er entgegen und schloß sich der Partei der Demokraten an. 1789–94 bekleidete er den Posten eines Gouverneurs von Massachusetts, trat 1797 vom öffentlichen Schauplatz ab und starb 2. Okt. 1803 in Boston. Ehrlich und uneigennützig, trug A. durch seine unermüdliche Thätigkeit wesentlich zur Begründung der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten bei. Vgl. Wells, Life and public services of Samuel A. (Bost. 1865, 3 Bde.); Morse, Samuel A. (das. 1884).
2) John, zweiter Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 19. Okt. 1735 zu Braintree (jetzt Quincy) in Massachusetts, stammte aus einer Puritanerfamilie, die 1640 aus England nach Massachusetts ausgewandert war. Er eröffnete seine politische Laufbahn damit, daß er in mehreren Schriften die Rechte der Kolonien mit Wärme und Sachkenntnis darlegte. Im J. 1774 als Vertreter von Massachusetts in den ersten Kongreß von Philadelphia gewählt, war er bei der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 wesentlich beteiligt. Im J. 1778 ging er als Bevollmächtigter des Kongresses nach Frankreich, um ein Bündnis und einen Handelsvertrag mit diesem Staat zu stande zu bringen, was aber nicht durch ihn, sondern durch Franklin geschah. Nachdem er die Konstitution von Massachusetts hatte abfassen helfen, kam er Ende 1779 zur Anknüpfung von Friedensunterhandlungen mit England zum zweitenmal nach Paris, wo seine Thätigkeit jedoch nicht den gewünschten Erfolg hatte, und ging dann als Gesandter nach Holland, wo es ihm durch Unterhandlungen und Schriften gelang, Kabinett und Volk für die Sache seines Vaterlands zu gewinnen. Von dort kehrte er 1782 wieder nach Paris zurück und brachte hier, von Franklin, Jefferson, Jay und Laurens unterstützt, den Frieden mit England glücklich zu stande (3. Sept. 1783); 1785–88 war er Gesandter in London. Nach seiner Rückkehr in die Heimat ward er Washington als Vizepräsident zur Seite gestellt und nach dessen Rücktritt trotz der Gegenbestrebungen der Antiföderalisten 1797 zum Präsidenten der Union erwählt. Durch die Maßregeln, die er zur [104] Erhaltung der Neutralität der Republik Frankreich gegenüber ergriff, namentlich durch die von ihm erlassene Fremden- und Aufruhrakte bei der demokratischen Partei, welche Anschluß an Frankreich verlangte, mißliebig geworden und um seine Popularität gebracht, unterlag er bei der 1801 nach Ablauf seiner Amtszeit eintretenden Präsidentenwahl seinem Gegner Jefferson, der mit neun Stimmen siegte. A. trat nun in den Privatstand zurück und starb 4. Juli 1826 auf seinem Landgut Quincy in Massachusetts. Unter seinen Schriften ist besonders die „Defence of the constitution and government of the United States“ (1787, 3 Bde.) hervorzuheben. Seine sämtlichen Werke mit Biographie wurden von seinem Enkel Charles Francis A. (New York u. Bost. 1851–56, 12 Bde.) herausgegeben. Vgl. J. Q. und C. F. Adams, Life of John A. (Bost. 1871, 2 Bde.); Morse, John A. (das. 1884).
3) John Quincy, sechster Präsident der Vereinigten Staaten, Sohn des vorigen, geb. 11. Juli 1767 zu Braintree, begleitete seinen Vater 1778 nach Frankreich, dann nach Holland und England. Nachdem er 1788 seine Studien im Harvard College zu Cambridge beendet hatte, trat er 1791 als Anwalt auf, ging als Gesandter 1794 nach dem Haag und 1797 nach Berlin. Unter Jeffersons Präsidentschaft als Anhänger der föderalistischen Grundsätze seines Vaters 1801 abberufen, widmete er sich wieder der Advokatur und wurde 1802 in den Senat von Massachusetts, 1803 in den Senat der Union gewählt. Als Verteidiger der gegen England erlassenen Embargoakte mit seinen Parteigenossen zerfallen, lebte er in Zurückgezogenheit, bis ihm unter Madisons Präsidentschaft 1809 der Gesandtschaftsposten in Petersburg übertragen wurde. Nachdem er 24. Dez. 1814 mit Gallatin und S. Clay den Frieden von Gent abgeschlossen und dann als Gesandter in London fungiert hatte, ward er 1817 vom Präsidenten Monroe zum Staatssekretär des Auswärtigen ernannt, nach Monroes Rücktritt aber im März 1825 nach heftigem Wahlkampf als der letzte Staatssekretär zum Präsidenten der Union erwählt. Schon vorher war er ins Lager der Antiföderalisten übergetreten. Seine Verwaltung war in der äußern Politik entschieden unglücklich: infolge eines Zwistes mit England hörte der Handel mit Westindien auf, und der Kongreß in Panama, der ein Bündnis zwischen den Republiken von Süd- und Nordamerika zu stande bringen sollte, ging unverrichteter Sache auseinander. Nachdem er 1828 bei der Präsidentenwahl gegen Jackson unterlegen war, zog er sich nach Ablauf seiner Amtszeit im März 1829 aus dem öffentlichen Leben zurück, ward aber 1831 wieder ins Repräsentantenhaus gewählt, wo er eine von den Parteien unabhängige Stellung einnahm. Er starb 17. Febr. 1848 während der Sitzung im Kongreßgebäude infolge eines Schlaganfalls. Vgl. „Memoirs of J. Q. A.“ (hrsg. von C. F. Adams, Philad. 1874–77, 12 Bde.); Seward, Life of John Quincy A. (New York 1853); Josiah Quincy, Memoir of the life of J. Q. A. (Bost. 1858); Morse, J. Q. A. (das. 1882). Von seinen Schriften sind die Briefe über Schlesien (zuerst im „Portfolio“, Philad. 1803, abgedruckt; übersetzt von Freise, 1805) auch in Deutschland bekannt geworden.
4) Charles Francis, nordamerikan. Jurist und Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 18. Aug. 1807 zu Boston, studierte auf dem Havard College zu Cambridge, begann 1827 unter Daniel Webster die Rechtspraxis auszuüben und ließ sich 1828 in Boston als Anwalt nieder. Nebenbei widmete er sich eifrig litterarischen Arbeiten und ward 1831 in die Staatslegislatur gewählt, wo er fünf Jahre lang blieb. Im J. 1848 stellte ihn die Freibodenpartei als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft auf. Seit 1859 als Vertreter von Massachusetts im Kongreß, ward er 1861 von Lincoln zum Gesandten für London ernannt, wo er unter sehr schwierigen Verhältnissen viel Takt und Gewandtheit bewiesen und viel dazu beigetragen hat, den während des Bürgerkriegs (1861–65) drohenden Bruch zwischen England und der Union abzuwenden. Im Frühjahr 1868 kehrte A. nach Massachusetts zurück; im Winter 1871–72 war er Mitglied des Genfer Schiedsgerichts in dem Alabamastreit. Er gab die hinterlassenen Papiere seines Großvaters („John Adams’ letters to his wife“, Bost. 1841, 2 Bde.; „Life and works of John Adams“, das. 1856, 12 Bde., und „Memoirs of John Quincy Adams“, Philad. 1874–77, 12 Bde.) heraus. – Sein Sohn Charles Francis A., geb. 27. Mai 1835 zu Boston, ist Verfasser eines verdienstlichen Werks über die amerikanischen Eisenbahnen („Railroads. Their origin and problems“, 2. Aufl. 1880).
5) William, einer der bedeutendsten erbaulichen Schriftsteller Englands, geb. 1814, erhielt seine theologische Bildung in Oxford, wo er Vikar zu St. Peter ward und 1848 starb. Seinen Ruf gründete er sich durch die „Sacred allegories“, in welche er nach und nach seine kleinern asketischen Schriften aufnahm (oft aufgelegt, zuletzt Lond. 1883, 4 Bde.). Unter diesen letztern haben besondern Beifall gefunden: „Shadow of the cross“, „Warnings of the holy week“ und „Cherry-Stones“.
6) John Couch, Astronom, geb. 5. Juni 1819 zu Laneast bei Launceston in Cornwall, war erst Landwirt, studierte dann zu Cambridge Mathematik, begann 1841 seine Untersuchungen in Bezug auf die Unregelmäßigkeiten in der Bewegung des Uranus und berechnete zuerst, noch vor Leverrier, Masse und Bahn des störenden Planeten (vgl. Neptun). A. ward 1858 zum Professor der Astronomie an der Universität Cambridge ernannt. Sein Aufsatz über die Störungen des Uranus, 1847 als Manuskript gedruckt, wurde später unter dem Titel: „The observed irregularities in the motion of Uranus“ in dem „Nautical Almanac“ für 1851 veröffentlicht.
7) Charles Kendall, nordamerikan. Historiker, geb. 1835 zu Derby in Vermont, studierte an der Universität von Michigan, welcher er seit 1867 als Professor der Geschichte angehört. Er schrieb unter anderm: „Democracy and monarchy in France“ (New York 1874; deutsch, Stuttg. 1875), ein Werk, das durch die objektive und eingehende Darstellung eine sehr günstige Aufnahme fand und große Vorliebe für Deutschland bekundet; „The relations of higher education to national prosperity“ (1877); „Manual of historical literature“ (1882).
[7] Adams, 4) Charles Francis, amerikan. Staatsmann, starb 21. Nov. 1886 in New York.
[4] Adams, 1) Samuel, nordamerikan. Staatsmann. Sein Leben beschrieb noch James K. Hosmer (Boston 1886).
3) John Quincy, sechster Präsident der Vereinigten Staaten. Vgl. noch seine Biographie von W. O. Stoddard (New York 1887).
Adams, Herbert Baxter, amerikan. Historiker, geb. 16. April 1850 bei Amherst (Massachusetts), besuchte das College in Amherst, dann 1872 die Universität Heidelberg, wo er 1875 die Doktorwürde erwarb, wurde nach seiner Rückkehr nach Amerika Lehrer und 1882 Professor der Geschichte an der Hopkins-Universität in Baltimore und ist Sekretär der Amerikanischen Historischen Gesellschaft. Er veröffentlichte: „The Germanic origin of the New-England towns“; „Saxon tithing-men in America“; „Norman constables in America“ und andre kleinere Schriften (gesammelt in „John Hopkins University studies in historical and political science“, Baltimore 1882 bis 1886, 4 Bde.); „Contributions to the educational history of the United States“; „The study of history in American colleges and universities“ (1887); „Jefferson and higher education in Virginia“; „History of cooperation in the United States“ (1888) u. a.
[4] Adams, 6) John Couch, Astronom, starb 20. Jan. 1892 in Cambridge.