MKL1888:Adâl
[99] Adâl (Adel), der arab. Name eines Teils der ostafrikanischen Küstenlandschaft, von der Bab el Mandeb bis zum Golf von Tadschurra, zu der man im weitern Sinn auch die nördlich am Roten Meer gelegene Samhara (s. d.) rechnet. Nach W. zu erstreckt sich A. bis über den Hawasch hinaus, nach S. bis zum Lande der Somal und Harar. Die Küste, in welche der trefflichen Ankergrund bietende Busen von Tadschurra einschneidet, ist sandig und öde. Das Innere zeigt schroffe, zerrissene vulkanische Gebirge und erloschene Vulkane (darunter den 1000 m hohen Aiullo), abwechselnd mit wüsten Ebenen und einigen fruchtbaren, grasreichen Längenthälern. Im W. des Landes verläuft der große, aus Schoa kommende Hawaschfluß, welcher im salzigen Aussasee endigt. Nahe dem Golf von Tadschurra liegt, 173 m unter dem Meeresspiegel, der 15 km lange Assalsee, aus dem bedeutende Salzmassen für den Handel mit Abessinien gewonnen werden. Die Vegetation ist arm, sehr häufig wächst hier die Myrrhe. Die Fauna ist gleich der abessinischen. Die Bewohner des Landes, die Adâl oder Adaiel, sind ein Stamm der räuberischen [100] mohammedanischen Danakil, die als nomadisierende Hirten das Land durchstreifen und die Karawanenstraßen nach Schoa unsicher machen. Unter den Ortschaften des Landstrichs, der durchaus keine politische Einheit bildet, da die einzelnen Danakilstämme voneinander unabhängig sind, wird Aussa im Innern als Hauptort betrachtet. Der wichtigste Hafenort, Ausgangspunkt der abessinischen Karawanen, ist Tadschurra. Nördlich davon liegen Obok, ein 1862 von den Franzosen angelegter Hafen am Tadschurragolf, und das seit 1869 Italien gehörige Assab. Vgl. Paulitschke, Die geographische Erforschung der Adâlländer (Leipz. 1884).