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MKL1888:Abzeichen, politische

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Abzeichen, politische“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 73
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Abzeichen, politische. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 73. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Abzeichen,_politische (Version vom 08.03.2023)

[73] Abzeichen, politische, Zeichen, durch welche sich äußerlich die Glieder einer Partei erkennen, oft zufällig entstanden, so der Bundschuh der schwäbischen Bauern, der Geusenpfennig. Stammeseigentümlichkeiten gaben den Wallisern den Lauch, den Schotten die Distel zum Abzeichen. Die Anhänger der Stuarts trugen einen Eichenzweig, weil sich Karl II. nach der Schlacht bei Worcester auf einer Eiche verborgen hatte. In Schweden unterschieden sich zwei große politische Parteien durch Mützen und Hüte. In Frankreich war seit 1789 die Trikolore (blau-weiß-rot) das Zeichen der Progressisten, die weiße Farbe das der Royalisten (Bourbonen). Im J. 1815 war das Veilchen Zeichen der Bonapartisten. In Deutschland wurden nach 1815 die angeblichen alten deutschen Reichsfarben: schwarz-rot-gold das Abzeichen der Burschenschaft und andrer patriotischer Vereinigungen als Zeichen nationaler Gesinnung, bis ein Bundesgesetz vom 5. Juli 1832 den Gebrauch der politischen A. außer den Landesfarben verbot (s. Deutsche Farben), 1848 vom Bund zur Reichsfarbe erklärt, 1849 aber wieder außer Gebrauch gesetzt. Seit der Märzrevolution 1848 gilt die „Blutfarbe“ Rot als A. der Sozialdemokraten und extrem radikalen Parteien (der „Roten“). Auch die Tracht, der Schnitt des Haars, des Barts etc. haben vielfach als A. gedient. Die englischen Royalisten des 17. Jahrh. trugen Locken, die republikanischen Puritaner schoren ihr Haar (Rundköpfe) kurz. Die Burschenschafter trugen langes Haar und altdeutschen Rock; auch die Karbonarimäntel, Kalabreserhüte, Garibaldiblusen etc. gehören hierher. Die bestimmtesten politischen Abzeichen sind aber immer Bänder, Schleifen, Kokarden.