Lose Vögel
[332] Lose Vögel. Zwei Frühlingsbilder („Kukuk“, S. 329 und „Der erste Schreck“, S. 321) führen uns in das frische, junge Leben der kräftig in Blätter und Blüthen treibenden, Mensch und Thiere erquickenden Natur. Wir können beide Bilder wohl unter der gegebenen Ueberschrift zusammenfassen; denn wenn auch die Jungen in dem Neste, das mit ebenso viel Klugheit wie Geschmack einer steinernen Gartenzierde in Gestalt eines Genius mit dem unerklärlichen Stab in den Händen auf die Schultern gebaut ist, soeben ihren „ersten Schreck“ erleben, so sind sie, wenn der Feind vorübergeschnurrt, doch sofort wieder die losen freßbegierigen Jungen, die losen Vögel ihrer zärtlichen Mutter.
Unser andrer loser Vogel aber, der hinter seiner harrenden Mutter im Walde herbeischleicht und sie mit dem Rufe „Kukuk“ erschrecken will, sagt es uns mit seinem lachenden Gesicht, was er ist, und wie ihm das Erschrecken der Mutter gelungen, ist so auch in ihrem Antlitz deutlich zu lesen. Es sind zwei harmlose Bildchen, die wir unseren Lesern in dieser Zeit bieten, wo die Natur sich als liebende Mutter zeigt, die alle von des Winters Last und Noth gedrückten Menschenkinder wieder froh machen möchte, und wenn ihr das bei Vielen nicht gelingt, so sind leider die Menschen selber daran schuld und die bösen „Umstände“, mit denen sie sich das Leben erschweren und verbittern.