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Lord Raglan

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Lord Raglan
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 308
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[308] Lord Raglan, erster Commandeur der englischen Landtruppen in der Türkei. Merkwürdiger Humor der Geschichte! Derselbe Mann, welcher den Wellington als Secretair durch hundert Schlachten begleitete, um die Bourbonen auf dem französischen Throne wiederherzustellen und die Dynastie Napoleon zu vernichten, natürlich mit Hülfe Rußlands, derselbe Mann zieht jetzt mit napoleonischen, kaiserlichen Franzosen Hand in Hand gegen Rußland!

Lord Raglan, früher Lord Fitzroy Somerset, ist jetzt, wie alle Admiräle und Generäle der englischen Militärmacht, ein alter, wenigstens sehr alternder Herr, ein Sechs-und-Sechsziger; man setzt aber das meiste Vertrauen auf ihn, da er dem großen Wellington stets am Nächsten stand und von dessen Entschlossenheit, Strategie und Taktik am Meisten gelernt und behalten haben soll. Seine bedeutenden geistigen Fähigkeiten und persönlicher Muth hatten unter Wellington hundertfache Gelegenheit, sich zu zeigen. Die Wellington-Heldenthaten, welche in Portugal begannen und bei Waterloo endigten, können fast nirgends ohne ehrenhafte Erwähnung des Lord Somerset erzählt werden. Er betheiligte sich persönlich an den Schlachten bei Roleia, Vimiera, Tolavera und Busaco, wo er schwer verwundet ward; bei der Eroberung Oporto’s, den Operationen gegen Marschall Soult, der Verfolgung Massena’s, der Schlacht bei Fuentes d’Onor, der Belagerung von Badajoz, der Schlacht bei Salamanca, der Einnahme Madrids, der Vertreibung der Franzosen aus Valladolid, der Belagerung von Burgos, dem Rückzuge nach Portugal, dem letzten Vordringen 1813, bei den Schlachten von Vittoria und den Pyrenäen, bei Orthes, Toulouse und unzähligen andern Kriegsereignissen bis zur Gefangennehmung Napoleon’s. Als dieser noch einmal von Elba her erschien, zog er zum letzten Male mit Wellington gegen ihn und half die Schlacht bei Waterloo persönlich schlagen. Hier ward er so schwer am rechten Arme verwundet, daß dieser ihm abgenommen werden mußte. Damit endigte seine militärische Laufbahn. Von Zeit zu Zeit nahm er seitdem verschiedene Staatsämter an, saß im Unterhause und unterstützte bei allen Abstimmungen die konservative Partei, ohne sonst jemals ein Wort zu reden. Der Tod des Herzogs von Wellington brachte ihm das Amt eines Ordonnanz-Master-Generals, den Titel Lord Raglan und einen Sitz im Oberhause.

Schon in seinem sechszehnten Jahre 1801 ward er Offizier unter den leichten Dragonern und von 1809 an war er ununterbrochen Secretair und Aides-de-camp Wellington’s. Dieses Vertrauen Wellington’s, welches er geistig und körperlich stets rechtfertigte, hat sich so sehr in der öffentlichen Meinung festgesetzt und ausgebreitet, daß nur er das gegenwärtige, bedeutungsvolle Amt übernehmen konnte, so wie bei dem besten oder schlechtesten Willen der Aberdeen’s kein Anderer die baltische Flotte hätte bekommen können, als Charles Napier, der einmal mit 500 Seesoldaten 50,000 Mann Mehemed Ali’s schlug, ihm den Frieden dictirte, dann Alles mit der Türkei in Ordnung brachte und ganz zuletzt an die Regierung nach Hause schrieb: „Alles abgemacht! Unterschreiben Sie gefälligst auch noch.“