Literatur (Die Gartenlaube 1855/24)
[320] Literatur. Das liederreiche Schwaben ist noch immer der Hort ursprünglicher Poesie; so lernten wir jetzt wieder zwei wackere, ächte Poeten dieses Landes kennen: J. G. Fischer (Gedichte im Cotta’schen Verlag) und Jos. Victor Scheffel („Der Trompeter von Säckingen.“ Ein Sang vom Oberrhein, Verlag von J. B. Metzler in Stuttgart.) Die Gartenlaube ist eben nicht freigebig mit der so oft mißbrauchten und so bedeutungsvollen Bezeichnung „ächter Poet;“ um so mehr aber freut sie sich, wenn sie dieselbe mit gutem Gewissen geben kann und das ist bei den genannten Dichtern der Fall. Seien sie damit – auch ohne weitere Kritik – bestens empfohlen; ihre Dichtungen sind so gesund und frisch, wie wir derselben in unserer Zeit der Puttlitze, Scherenberge, Redwitze und Konsorten wenige kennen. – Von interessanten Neuigkeiten sind in den letzten Tagen noch erschienen: Gervinus Geschichte des 19. Jahrhunderts. 1. Bd., ein Buch, das großes Aufsehen erregt. – Theodor Mundt, der Kampf um das schwarze Meer. – Keller, der grüne Heinrich. 4. Bd. – Moleschott, Kreislauf des Lebens. Zweite Auflage, und von Arnold Schloenbach, dem Verfasser des neulich in unserer Zeitschrift abgedruckten Artikels: „Schillers Frau“ ein historisches Buch: Tausend Jahre Thüringer Geschichte. Angekündigt ist noch der 2. Theil des in Brüssel erschienenen Memoire über die Krimexpedition, dessen 1. Theil bekanntlich dem Prinzen Napoleon zugeschrieben wurde, überall großes Aufsehen erregte und namentlich in Frankreich streng verboten ward.