Literarisches (Die Gartenlaube 1856/48)
[660] Literarisches. Wer hätte wohl jetzt bei der herannahenden Weihnachtszeit die Frage
nicht schon oft gehört, und ihre Schwierigkeit bei der Fülle der neuen Erscheinungen, den Anpreisungen, den Weihnachtsanzeigen und Beilagen mit und ohne Illustrationen nicht schon oft selbst erprobt oder doch beklagen hören. – Vielleicht dürfte Manchem mit dem Hinweis auf eine Sammlung von Handbüchern gedient sein, die sich die Aufgabe stellen, Jedem mit weniger Mühe die Lösung, nach den verschiedensten Richtungen und Zwecken hin, zu ermöglichen – es sind dies die bei Gustav Mayer in Leipzig erschienenen Wegweiser, nämlich:
Schwab und Klüpfel’s Wegweiser durch die deutsche Literatur, circa 1700 Titel systematisch geordnet und mit kurzen Kritiken versehen. 2. Auflage. 3/4 Thlr.
– – – Erster Nachtrag dazu circa 700 Nr. 2/3 Thlr.
– – – Zweiter Nachtrag dazu circa 1100 Nr. 1 Thlr.
Mit Ausschluß der rein fachwissenschaftlichen Literatur führen diese Handbücher, deren letztes bis zu den neuesten Erscheinungen reicht, das Beste aus dem Gesammtgebiete unserer Literatur vor, und leiten die Wahl des Lesern vermittelst der sehr praktischen Anordnung ohne Mühe bis zu dem speciellen Zweck, den er sich gesetzt.
Das was die Schwab’ und Klüpfel’schen Arbeiten auf dem Gesammtgebiete erstreben, will der Bernhardische Wegweiser durch die Volks- und Jugendschriften mit circa 1400 Nr. 2/3 Thlr., sowie der so eben erschienene Erste Nachtrag dazu mit circa 1600 Nr. 24 Ngr. auf den beiden besonderen Gebieten erreichen, die nur zu oft als Aushängeschilder für nichtsnutzige Produkte gemißbraucht werden, und bei denen, da es sich hier meist darum handelt, Lehrstoffe für Andere an Jahren oder Bildung unreife zu wählen, Vorsicht doppelt wünschenswerth erscheint.
[660] Aus Genf wird ein interessanter Fund berichtet.
Es handelt sich nämlich um ein bis jetzt noch ungedrucktes Manuskript von Aug. v. Platen, das unter dem Titel: „der Sieg der Gläubigen, ein geistliches Nachspiel“ in nächster Zeit von Karl Vogt veröffentlicht werden wird. Platen schrieb das Werkchen im Jahre 1817 bei Gelegenheit des bairischen Konkordats. Er las es in einer Abendgesellschaft vor, in welcher sich Schelling befand, der den jungen, damals kaum zwanzigjährigen Dichter dazu bestimmte, so viel an seinem Stücke zu ändern, daß daraus die „neuen Propheten“ entstanden, die sich im dritten Bande seiner Schriften finden. Das Manuskript soll nun in seiner ursprünglichen Gestalt veröffentlicht werden. – Ein Unternehmen, was mit vollen Backen als etwas Neues, Ausgezeichnetes und Echt-Deutsches in allen Zeitungen ausposaunt wurde, scheint trotz allen Anstrengungen keinen Boden zu gewinnen und nirgend anzusprechen. Wir meinen die Gerson’sche Modezeitung, ein Blatt, das sich nur durch die Geschmacklosigkeit seiner Abbildungen und durch die Langweiligkeit seines Textes auszeichnet. Die Artikel des Redakteur Klein allein sind geistreich und haben ein gewisses pikantes Interesse wie Alles, was dieser Autor schreibt.