Lieder einer Verlorenen/Verheirathet
Links die zischelnden Komödianten,
Rechts von mir mein Bräutigam;
Hinter ihm die Anverwandten
Zucken sich die Achseln lahm.
In mir keine Harmonie,
Auf den blonden lichten Locken
Grüne Myrthenironie.
Ausgespannt die magern Gäule
Engagirt bin ich für’s Leben,
Nimmer weiter wird gefahren.
Auf dem kleinen Stückchen Erde
Ist die Bude festgestellt –
Ist nun wirklich meine Welt.
Eine lange graue Fläche,
Mitten drauf ein Schlößchen traut;
Weiß und voll im Winde schwanket
Bei des Schlößchens Erkerfenster
Steht ein Mann und jubelt laut;
Denn er hat jetzt in der Ferne
Sein geliebtes Weib erschaut.
Küßt sie heiß auf Mund und Hand,
Ordnet die zerstreuten Locken
Und das flatternde Gewand.
Und wie Kinder selig plaudernd
Und des Weibes Seele segnet
Dankbar Mann und Haus und Land.
O habe Mitleid, laß mich nimmer
Die Wunden der Gesellschaft schauen!
Drängt sich ein scheues, kaltes Grauen.
Auch hier die Sünde und das Elend,
Das sich so leicht vergessen ließ?
Auch hieher weht der gift’ge Odem? –
Das Herz zerfetzt und zerrissen,
An allen Kräften gelähmt,
Gestürzt aus dem falschen Himmel
Und ob des Glaubens beschämt! –
In kurzen, doch ewigen Tagen,
Versteinern alle Thränen,
Verstummen alle Klagen! – –
Ich grüße dich, du alte Nacht,
Du nahst dich mir so bitter vertraut,
Erhaben stumm befehlend.
Ich wehre mich nicht; du bist mir lieb,
Du bist verderbliche Wahrheit:
Meines wirren Jammers Klarheit.