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Lieder I–III (2)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Stefan George
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Titel: Lieder I–III
Untertitel:
aus: Der siebente Ring, S. 175–177
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1907
Verlag: Blätter für die Kunst
Drucker: Otto von Holten
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[175]
LIEDER I–III


Flöre wehn durch bunte säle ·
Trauerrufe dringen gell:
Als die düsteren choräle
Stimme spaltet jung und hell.

5
Fluren wo die triebe stocken

Sind voll kupfern blassen scheins ..
Da berührt er deine locken
Und hat deinen glanz mit eins.

Dass du in der zeit der grüfte

10
Kranken klager nicht verderbst:

Komm und teil die grauen lüfte ·
Volles licht in meinen herbst!

[176]

›Geh ich an deinem haus vorbei
So send ich ein gebet hinauf
Als lägest du darinnen tot.‹


Wenn ich auf deiner brücke steh
Sagt mir ein flüstern aus dem fluss:
Hier stieg vordem dein licht mir auf.

Und kommst du selber meines wegs

5
So haftet nicht mein aug und kehrt

Sich ohne schauder ohne gruss

Mit einem inneren neigen nur
Wie wir es pflegen zieht daher
Ein fremder auf dem lezten gang.

[177]

Darfst du bei nacht und bei tag
Fordern dein teil noch · du schatten ·
All meinen freuden dich gatten ·
Rauben von jedem ertrag?

5
Bringt noch dein saugen mir lust

Der du das erz aus mir schürftest ·
Der du den wein aus mir schlürftest –
Schaudr ich noch froh beim verlust?

Ob ich nun satt deiner qual

10
Mit meinen spendungen karge?

Zwing ich dich nieder im sarge ·
Treib ich ins herz dir den pfahl?