Liebhaber- und Fachkalender in früheren Jahrhunderten
[772] Liebhaber- und Fachkalender in früheren Jahrhunderten. Schon frühe diente der Kalender neben dem Zwecke der Zeitbestimmung auch als Hilfs- und Nachschlagebuch in gewissen Lebenslagen oder als eine Art Fachlexikon für einzelne Stände oder bestimmte Kreise. Das Germanische Museum in Nürnberg bewahrt eine Reihe von derartigen merkwürdigen Kalendern deutschen Ursprungs auf, denen ihre Verleger oft die wunderlichsten Titel auf den Weg mitgegeben haben. Da ist ein „Bauernkalender“ auf einem Pergamentstreifen von 1389 mit besonderen Zeichen, gemalten Brustbildern von Heiligen und Monatsbeschäftigungen, ferner ein „Gesundheitskalender“ mit Angabe der Körperpflege für alle Tage des Jahres aus dem 15. Jahrhundert, ein „Schimpff- und Ernst-Kalender“ von 1683, ein „Alter und neuer Traumkalender“ aus dem Jahre 1674, ein „Chur-Brandenburgischer alter und neuer kurioser Historien-, Sieges- und Heldenkalender auf das 1700 Jahr Christi mit Bildniß von Berlin“, ein verbesserter Sack-Kalender (Taschenkalender) auf das 1751 Jahr, ein „Alter und neuer Musik-, Gesang- und Liederkalender,“ Nürnberg, 1681. Ein anderer Kalender führt den weitschweifigen Titel: Practica Mathiae Brotbeyhel auf das MDXXXVI jar, mit erwelten stunden etzlicher zeyt und tag zu Aderlassen Finsternuß der Sunnen, Finsternuß des Mons. Jupiter ein Herr dieß jars, Mars Mithelffer“.